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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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wie sie Emily umgestaltete. Äußerlich konnte ich keine Veränderungen feststellen. Obwohl es in der Regel welche gab.
    Ich musste zu Wilson. Ich verstand von Medizin nicht das Geringste. In der Regel tat ich eher Dinge, für die man Medizin brauchte. Die Vorstufe. Wilson würde wissen, was zu tun war, selbst, wenn es gar nichts zu tun gab.
    Ich tränkte ein Tuch in kaltes Wasser und legte es auf ihre Stirn. Das sah nicht richtig aus, deshalb faltete ich es und steckte es hinter ihren Nacken. Sie krümmte sich und begann zu husten. Das Tuch wanderte zurück ins Spülbecken.
    Wilson würde Bescheid wissen. Ich kauerte mich ans vordere Fenster und spähte aufmerksam hinaus auf die Straße. Kaum Verkehr. Die Nacht endete gerade, das erste silbrige Licht drängte sich an den bewölkten Himmel. Wenn ich es tun wollte, dann schnell, bevor der Morgen die Menschenscharen zurück auf die Straßen brachte. Eine Stunde blieb mir, eigentlich nicht einmal das. Ich schaute zu Emily. So blass. Abermals untersuchte ich sie auf Fieber. Ein Hustenanfall rasselte durch ihre Brust, brachte die sorgsam gefaltete Bluse durcheinander. Ich richtete sie, dann holte ich eine weitere Flasche Wein aus der Speisekammer. Langsam füllte der Morgen den Raum, tauchte sein Antlitz in zinnfarbenes Licht.
    Wilson würde Bescheid wissen. Aber Wilson musste warten.
    Es lag zwei Jahre zurück. Ich hatte in dieser Zeit genug um die Ohren gehabt, um Emily zu vergessen. Aber als ich sie lächelnd an der Bar stehen sah … fiel mir alles wieder ein.
    Eine andere Bar, ein anderes Viertel. Andere Freunde. Und die an meinem Bein befestigte Pistole gehörte nicht zur Uniform, hatte weder etwas Zeremonielles noch Feines. Die Dinge hatten sich für Jacob Burn geändert. Sie jedoch war immer noch ein strahlendes Wesen. Ich stand auf, um zu ihr zu gehen und mit ihr zu reden.
    »Das würde ich lassen«, warnte mich Matthus und legte mir leicht die Hand auf den Ellbogen. Er sah erst mich an, dann Emily. »Das ist Cachers Mädchen, gehört zu Valentines Leuten. Ich würd’s nicht tun.«
    Der Rest der Männer am Tisch schaute hin. Einer meinte: »Ja, ich kenne sie. Eine Hure. Ist nichts dabei, Jacob.«
    »Heute Abend arbeitet sie nicht. Sie gabelt keine Männer in Kneipen auf.« Matthus schnaubte in sein Bier. »Ihre Kundschaft vereinbart Termine. Nicht deine Liga, Kumpel.«
    »Was macht sie dann hier?«, fragte ich. »Allein? Wenn Cacher so viel an ihr liegt?«
    »Kann ein Mädchen nicht etwas trinken gehen?«
    »Das ist keine sichere Gegend, Mat. Hier treiben sich üble Kerle rum.« Darüber kicherten alle am Tisch. Üble Kerle. Plötzlich überkam mich das Bild, wie sie über ihrem Angreifer stand. Die Erinnerung durchzuckte mich – das Blut an der Klinge, der Ausdruck in ihren Augen.
    »Ist ja dein Begräbnis, Kumpel«, sagte Matthus, womit er mich abschrieb. Ich hatte schon tolle Freunde.
    Ich ging zu ihr. Die üblen Kerle an meinem Tisch kicherten. Der alte adlige Jacob, der sich mit einer Dame unterhalten wollte. Der vergessen hatte, wer er war, oder, genauer gesagt, wer er nicht mehr war. Eine Lachnummer für die ganze Truppe.
    Emily wirkte belustigt, als sie mich kommen sah. Ein Blick, dann schaute sie auf die Theke vor ihr hinab, den Ansatz eines Lächelns im Gesicht.
    »Darf ich einem Mädchen etwas zu trinken spendieren?«, fragte ich. Sie sah mich an. Jede Spur des Lächelns war verschwunden.
    »Weißt du, auch Mädchen haben Geld.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Sie wandte sich dem Schankwirt zu. » Schlosskamm mit Eis. Geht auf den Herrn mit der mattgrauen Jacke.« Ich zuckte zusammen. Schlosskamm war teures Zeug. Mein Vater trank nach einer guten Abstimmung im Rat gern Schlosskamm . Schweigend saßen wir da, während der Wirt in sein sauberstes Glas einschenkte. Das Eis bekam unter der trägen, bernsteinfarbenen Flüssigkeit Risse. Rasch trank sie.
    »Zufrieden?«, fragte sie.
    Ich winkte mit meinem leeren Glas in Richtung des Wirts, und er füllte es auf, wenngleich deutlich weniger sorgfältig. Ich bekam mehr Schaum als Bier. Wieder standen wir schweigend da. Emily setzte dazu an, sich abzuwenden.
    »Du könntest wenigstens mit mir reden«, zischte ich, damit die Truppe am Tisch mich nicht hörte. »Das ist das Mindeste, was ich für mein Geld bekommen sollte. Stell mich gefälligst nicht so bloß.«
    Emily drehte sich zu mir zurück. Ihre Augen wirkten kalt wie Stein.
    »Mir war nicht bewusst, dass es sich hier um eine Transaktion handelt. Haben

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