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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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alle«, widersprach ich. Sie seufzte.
    »Alle, bei denen nicht der halbe Körper durch Fötalmetall ersetzt wurde – alle mit einem Herz aus Fleisch und Blut und Augen, die nicht wie schmutziges Geschirr aussehen.« Sie legte ihren Stift beiseite. »Normale Menschen.«
    »Du bist bloß neidisch«, gab ich zurück. »Du hättest gern solche Awugen wie ich. Alles ist besser als diese Morastfarbe.« Ich nickte in Richtung ihrer tiefbraunen Augen – feuchten, warmen Augen, die im Licht funkelten. Lächelnd senkte sie den Blick.
    »Jacob Burn, der charmanteste Mann, der je zwei Luftschiffabstürze überlebt hat, von denen einer von ihm verursacht wurde. Mann, du musst dir die Frauen wahrscheinlich mit einem Stock vom Leib halten.«
    Ich lächelte. »Wie du weißt, habe ich eine Pistole.«
    Sie schnaubte. »Jacob, Jacob. Warum bist du wieder hier? Doch nicht, um mir Andenken zu zeigen. Nein.« Emily schloss das Wirtschaftsbuch und verstaute den Tintenkasten. Sie tat solche Dinge sehr präzise, sehr ordentlich. Ihre gesamte Wohnung zeugte davon. Die Gipswände waren sauber, der dunkle Holzboden ließ nie Staub erkennen. Nachdem sie den Schreibtisch aufgeräumt hatte, öffnete sie eine andere Schublade und legte drei Gegenstände auf den Tisch. Zwei davon waren Umschläge, der dritte eine Intarsienschatulle aus Holz, etwa so groß wie ein kurzes Buch.
    »Du musst für uns einen Mann treffen.«
    »Uns?«
    Sie nickte. »Das kommt von Valentine. Ist das in Ordnung für dich?«
    »Klar. Er weiß, dass ich gute Arbeit leiste, und er bezahlt gut.« Ich versuchte zwar, meine Verpflichtungen in der Unterwelt zu verteilen, aber Valentine war mein Hauptauftraggeber. Ich verdankte ihm eine Menge.
    »Ein Korpsmitglied. Registrar Prescott von der Aufgebäumte Stadt . Gib ihm das.« Emily schob den ersten Umschlag etwas näher zu mir. Es handelte sich um billiges Fleischpapier, das um etwas Dickes gewickelt worden war. Ich ergriff den Umschlag. Er fühlte sich in meiner Hand wie Flusslehm an, dicht und kalt.
    »Das ist Cassiopia, richtig? Reines Cassiopia.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist ein Umschlag. Du gibst ihn Prescott.«
    Ich nickte und steckte ihn in meine Jackentasche.
    »Der Name klingt irgendwie vertraut, aber ich muss Nachforschungen anstellen. Die meisten meiner Kontaktpersonen sind von der Akademie. Piloten und Maaten, nicht die Schreibtischbesatzung.«
    »Nicht nötig. Zu Ehren des Korps findet eine formelle Abendgala statt. Eine dieser politischen Veranstaltungen. Sie wird von der Familie Tomb auf deren Anwesen auf den Höhen ausgerichtet. Viele Korpsmitglieder werden dort sein, unter anderem auch Prescott.«
    »Das ist kein guter Ort für eine Übergabe. Bei einer solchen Feierlichkeit sind zu viele neugierige Augen, zu viele Offizielle. Ich kann dort Kontakt aufnehmen, aber die Übergabe wird woanders erfolgen müssen.«
    »Sie wird dort erfolgen müssen. Prescott hat darauf bestanden. Ich schätze, er vertraut uns nicht.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Ich werde eine Einladung brauchen.«
    Emily schob mir den zweiten Umschlag zu. »Es wird außerdem eine Zeremonie zum Gedenken an die Pracht des Tages abgehalten. Da du der einzige Überlebende bist, wird natürlich mit dir gerechnet.«
    »Natürlich.« Ich nahm den Umschlag. »Sonst noch etwas?«
    Sie präsentierte mir die Holzschatulle, drehte sie so, dass ich den Verschluss sehen konnte, mit dem sie sich öffnen ließ, und schob sie vor mich hin. »Die Feier wird von der Ratsvertreterin für die Familie Tomb veranstaltet. Kennst du sie? Angela Tomb?«
    »Ich kenne sie.«
    »Ihre Familie ist … sagen wir mal unmissverständlich auf uns zugekommen. Ich möchte, dass du ihr das überbringst. Diskret.«
    Sie öffnete die Schatulle, und ein leises Lied ertönte daraus. Eine Spieldose.
    »Bringt mich das in Schwierigkeiten mit Lady Tomb?«
    Lächelnd zuckte Emily mit den Schultern. »Wie ich gehört habe, trägst du ja eine Pistole bei dir.«
    Sie steckte die Schatulle in eine Ledermappe und reichte sie mir. Sie passte bequem in die Außentasche meiner Jacke.
    Als ich aufschaute, hielt Emily das Mechagen in den Händen und drehte es leicht, um zu beobachten, wie sich die inneren Radwerke drehten.
    Als Marcus mir das Ding an Bord der Pracht übergab, hatte ich nicht groß darüber nachgedacht. Zu der Zeit war mir anderes durch den Kopf gegangen. Ich hatte vermutetet, dass es sich um ein Erinnerungsstück handelte, etwas, von dem er wollte, dass es seine Familie

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