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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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und zuckte zusammen. Ich rollte mich hinter das Sofa.
    »Das kann nicht gut für Sie enden, Jacob. Wir haben das Mädchen. Wenn Sie nicht auf der Stelle rauskommen, vernichten wir sie.«
    Ich stand auf und durchquerte das Zimmer. Er richtete sich auf.
    »Gute Entscheidung, Jacob. Geben Sie mir die Pistole.«
    Ich drehte die Waffe herum, umfasste mit der Handfläche das Magazin und schlug Sloane mit dem Griff. Seine Lippe platzte auf, und er ging zu Boden.
    »Wo ist sie?«
    »Woanders, Jacob.« Er lächelte mit blutigen Zähnen. »Woanders.«
    »Ich warne Sie nur einmal, Sloane. Wo ist Sie?«
    Er zuckte mit den Schultern. Dann brachen die Ordnungshüter die Tür auf. Das Holz splitterte, und ich trat zurück. Sloane schlug mir gegen die Innenseite des Oberschenkels, was mich zum Sofa taumeln ließ. Sloane huschte zur Tür. Ich feuerte einen weiteren Schuss ab und traf ihn an der Schulter. Mit einem Aufschrei wankte er hinaus auf die Straße. Die Ordnungshüter schauten ihrem Boss gerade lange genug nach, damit ich Löcher in sie pusten konnte.
    Ich ging zur Tür. Davor stand das kalte Eisengefährt, das ich schon vor Emilys Wohnung gesehen hatte. Marcus’ Gefährt, wie mir klar wurde. Ich blickte zu seiner zusammengesackten Gestalt. Draußen formierten sich die Ordnungshüter. Es musste eine Hintertür geben.
    Beim Verlassen des Raums hielt ich neben Marcus’ Metallgestalt inne. Ich musste an das zeitlose Leiden denken, an den Geschmack von Messing und an das Zerreißen meiner Seele. An dem Gebilde befand sich ein versiegeltes Ventil. Rasch holte ich aus der Küche ein Stück Rohr und zerbrach es. Marcus strömte heraus wie eine erschöpfte Welle an einen Strand. Sein Geist breitete sich zugleich entsetzt und erleichtert im Raum aus. Als er verschwunden war, schoss ich aus der Tür auf die Ordnungshüter und ließ sie auseinanderspringen, dann lief ich nach oben. Das Kinderzimmer besaß einen Balkon auf der rückwärtigen Seite des Hauses. Ich sprang auf das nächste Dach und rannte los.
    Schon bevor ich ankam, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Die Geräusche, das Licht. Nichts davon wirkte richtig. Um ein Haar wäre ich umgekehrt. Ich stand an der letzten Ecke. Etwa zehn Minuten lang ruhten meine Hände und mein Gesicht an dem kalten Stein. Die ganze Zeit hoffte ich, etwas zu hören – Wilson, der vor sich hinmurmelte, sich über etwas beklagte, oder an irgendeinem Experiment arbeitete. Irgendetwas.
    Die Zisterne war auseinandergenommen worden. Das also war geschehen, das war die Entwicklung, die Sloanes Verhör unterbrochen hatte. Sie brauchten mich nicht mehr, um ihnen zu sagen, wo sich das Mechagen befand – sie hatten es bereits. Sie waren hier eingedrungen und hatten es sich geholt. Sie waren mit Schusswaffen und Sprengstoff gekommen. Von der Decke fielen Steine und verstopften das Wasser. Der geheime Abfluss, der es abgeleitet hatte, war blockiert, und der Pegel stieg an. Dunkle Flüssigkeit sammelte sich über dem felsigen Pier und flutete den Boden unseres Verstecks.
    Wilsons Habseligkeiten trieben in dreißig Zentimeter hohem Wasser – Rohre und zerbrochene Gläser, die sich in der neuen Strömung drehten. Proben, Laub und tote Käfer hatten sich wie winzige Inseln verklumpt. Seine feinen Netze waren zerrissen und verbrannt, hingen in verkohlten Fetzen an den von Kugeleinschlägen gezeichneten Wänden. Auch Blut sah ich – Flecken, Spritzer, dünne Rinnsale im Wasser, die sich zwischen Wilsons zurückgelassenen Trümmern kräuselten.
    Keine Leichen. Patronenhülsen, eines von Wilsons tödlichen Messern, zerbrochen und funkelnd im Wasser. Emilys Schrotflinte lag in einer abgeschiedenen Ecke in der Nähe der versunkenen Spitze des Piers. Ich watete hin, hob die Waffe auf und starrte in das tiefe Wasser.
    Lange Zeit stand ich dort und wartete darauf, dass jemand aus dem Wasser kommen oder ich darin versinken würde. Nichts geschah. Ich schlang mir den triefnassen Gurt der Schrotflinte über die Schulter und ging hinaus. Ich hatte einige Fragen an meinen guten alten Vater.

Kapitel 15
    GÖTTER OHNE KIRCHEN
    »Billy«, sagte ich.
    »Master Burn ist nicht …«
    Ich schlug ihn ziemlich heftig. Heftiger als beabsichtigt, aber besser zu heftig als zu schwach. Er ging zu Boden. Seine Lippe war aufgeplatzt wie ein Ballon. Ich trat ein und schloss die Tür.
    Die Eingangshalle präsentierte sich verwaist und still, abgesehen von den Geräuschen des halben Dutzends Uhren, die mein Vater dort ausstellte, jede

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