Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
Vom Netzwerk:
Meine Hände verloren den Halt. Ich griff nach den Streben, verfehlte sie und landete klatschend auf Wilson. Er fluchte in der schrillen, kreischenden Sprache der Anansi. Der Wind zerrte an uns. Ich trat gegen die Brücke, versuchte, wieder Halt zu finden. Wilsons Arm löste sich, gefolgt von seinem Fuß. Ich sackte gegen seinen Körper, mittlerweile völlig von der Brücke losgelöst. Mit seinen Jackenaufschlägen in den Fäusten fiel erst ich, dann er, und der Wind erfasste uns. Brüllend stürzten wir kopfüber in den Himmel, in den Sturm, und wir rasten in die Tiefe.
    Nach etwa drei Metern spannte sich das Seil. Kurz dachte ich, es würde mich entzweireißen. Mit Müh und Not klammerte ich mich an Wilson und seinen kletternden Armen fest. Als sich das Seil spannte, katapultierte uns die Bewegung unseres Sturzes zurück unter die Brücke. Ich griff nach dem trockenen Unterbau und spürte, wie meine Finger davon abrutschten. Wilson hingegen konnte sich daran festhalten und zog mich hoch. Wir kletterten auf eine der Streben, kauerten uns an den Stein, legten uns hin und starrten keuchend in den Regen.
    »Glaubst du, das haben sie gesehen?«, fragte ich.
    »Du Mistkerl. Du hättest mir etwas sagen können, verdammt noch mal.«
    »Ich wollte, dass deine Reaktion echt wirkt.« Ich hob das Seil an und zog ein Stück davon stramm. »Schneid mich von diesem Ding los, ja?«
    Zornig funkelte er mich mit zu Schlitzen verengten Augen an, bevor er sein Messer vom Gürtel zog und das Seil damit durchschnitt.
    »Das ist nicht mal ein Kletterseil«, stellte er fest. »Nur ein verfluchtes Tau.«
    »Etwas anderes konnte ich nicht bekommen.«
    »Wir hätten sterben können.«
    »Tja, müsste ich aufzählen, wie viele Male ich in den vergangenen Wochen hätte sterben können, Wilson, würde mir langweilig.«
    Er schüttelte den Kopf, dann lehnte er sich gegen den Stein.
    »Gibt es hier unten einen geheimen Zugang?« Er reckte den Hals, um den schroffen Fels zu betrachten. »Eine verborgene Tür, die in den Weinkeller führt, oder etwas in der Art?«
    »Nein. Wir müssen klettern.«
    »Ich dachte mir schon, dass du das sagen würdest.« Er fuhr mit einer schmalen Hand über den Stein und schabte mit seinen spitzen kleinen Klauen an den Ritzen. »Können wir bitte wenigstens nach einem geheimen Eingang suchen?«
    »Es gibt keinen geheimen Eingang, Wilson. Hör auf, dich wie ein Weichei zu benehmen.«
    Auf der Brücke über uns tauchten Füße auf, und bald darauf lugten Gewehrläufe über die Brüstung. Stimmen brüllten überall auf der Straße. Ich zeigte hinauf, dann führte ich Wilson um den Rand der Turmmauer zur nächsten Brücke. Kurze Zeit nachdem wir es zur zweiten Brücke geschafft hatten, legten die Gardisten Klettergurtzeug an und ließen Sicherungsleinen in die Tiefe.
    »Sie werden dein Seil finden«, flüsterte Wilson.
    »Dann sollten wir uns besser in Bewegung setzen«, erwiderte ich und kletterte in den Regen hinaus.
    Die Gardisten gingen langsam und vorsichtig vor, außerdem war ihre Kletterausrüstung im Regen schwierig zu verwenden. Wir hatten die Akademie beinah erreicht, als sie das Seil fanden. Bevor sie sich zusammenreimten, was geschehen sein musste, waren wir bereits drin.
    Wie Wilson gehofft hatte, gelangten wir in einen Weinkeller. Dort gab es eine Wartungswinde mit dazugehöriger Eisentür. Das Schloss war vor Jahren verrostet. Ich brach es mühelos auf und ließ mich hineinfallen. Wilson kroch zur nächstbesten Wand und begann, hinter den Fässern nach seinem verdammten Geheimgang zu suchen.
    »Hör auf mit dem Unsinn, Wilson.«
    »Ich hatte ja bloß gehofft. Was hätte ich gelacht, wenn ich etwas gefunden hätte.«
    »Du wirst nichts finden«, entgegnete ich. Dann legte ich die Flinte und die Pistole auf den Boden, zog meine Jacke aus und schüttelte sie. Wasser ergoss sich auf den Boden. Anschließend zog ich sie wieder an und verstaute mein Arsenal. »Können wir jetzt weitermachen?«
    Wir zogen die Wartungstür zu und sicherten sie bestmöglich. An der Tür erblickte ich Essen und ein Dutzend Zigarettenstummel. Hier musste jemand Wache gehalten haben, der vermutlich abgezogen worden war, um bei der Suche auf der Brücke zu helfen. Wir mussten weiter.
    »Sie werden wieder jede Tür und jedes Fenster bemannen«, meinte Wilson und nickte in Richtung der Hinterlassenschaft des Wächters. »Wir sollten schleunigst das Mädchen finden.«
    »Noch nicht. Sie werden sehen, dass wir hier waren. Wir haben überall

Weitere Kostenlose Bücher