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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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lächelte beinah. »Kannst du behaupten, dass die Stadt etwas anderes verdient? Ich bin dir gefolgt, Jacob Burn. Ich weiß, was dir widerfahren ist, was dir angetan wurde. Von jenen, die du liebst, und von jenen, die du als Freunde betrachtet hast. Und trotzdem willst du sie immer noch schützen. Gib mir das Herz und tritt beiseite.«
    Ich hielt das Mechagen hoch. »Nimm es dir.«
    Er ließ mich zu Boden. Kaum hatten sich seine Finger von meinem Hals entfernt, rammte ich ihm das Mechagen ins Gesicht. Er taumelte. Seine verheerte Hand hob sich und begann ihre unvollkommene Verwandlung in eine Klinge. Ich trat gegen seine Beine. Wir fielen beide. Die knorrigen Wurzeln des Baumes bohrten sich uns in den Rücken. Als er aufzustehen versuchte, schaffte ich es auf die Knie und rammte ihm das Mechagen direkt unter ein Auge, legte mein ganzes Gewicht in den Schlag. Sein Kopf schnellte zurück. Kleine Räderwerke lösten sich von ihm. Er begann, zu zerfallen. Ich holte aus, um erneut zuzuschlagen, als seine andere, die heile Hand in mich stieß.
    Ich spürte das Blut auf meinem Bein und blickte hinab. Es dauerte noch eine Sekunde, bis die Schmerzen einsetzten, und ich konnte einen guten Blick auf das Innere meines Brustkorbs werfen, bevor mir die Qualen die Sicht raubten. Seine Hand verwandelte sich in etwas aus Sicheln und Achsen, die sich wie ein Tornado drehten. Ich brach zusammen, und das Mechagen rutschte hinter mich und von mir fort.
    »Meine Zeit ist knapp«, sagte er und richtete sich langsam auf. Seine Schwingen wirkten schmal, seine Brust hob und senkte sich angestrengt. Der Regen, der von seinem Gesicht troff, fiel schwarz vor Öl und Blut zu Boden. »Aber diese eine Sache möchte ich vollenden. Du hast dich mir bei jeder Gelegenheit widersetzt, Jacob Burn.« Er schlug mich unbeholfen, und ich fiel auf den Rücken. Mein geheimes Aggregat arbeitete auf Hochtouren, um mich zu regenerieren, doch ich konnte fühlen, dass es den Kampf verlor. »Auf Schritt und Tritt bin ich hier deinem Volk, euch Veridonern über den Weg gelaufen. Euren Soldaten, euren Verbrechern und euren Göttern.« Ich schleppte mich rückwärts. Er ragte über mir auf, verwandelte unablässig seine Gestalt. Abermals schlug er mich, diesmal mit der Klingenhand. Meine Wange wurde zerfetzt.
    »Ich habe dein Volk satt. Ich habe diese grauenhafte Stadt satt, die auf diesem Felsen hockt und den Müll größerer Reiche an Land zieht. Ihr lebt vom Unrat der Geschichte, Jacob Burn, und die Geschichte wird euch hinfortspülen. Niemand wird sich an euer erbärmliches Reich des Drecks und des Elends erinnern.«
    »Allmählich nehme ich das persönlich«, presste ich keuchend zwischen Blut und gebrochenen Knochen hervor. Ich schleppte mich weiter rückwärts und fand das Mechagen. Er starrte darauf, als es in meiner blutigen Hand schimmerte. Seine Augen blitzten zornig. Er griff danach.
    Ich rollte mich nach vorn, schirmte das Mechagen vor ihm ab. Dabei sah ich, dass ich mich am Rand eines Felsvorsprungs befand, einer jener zerklüfteten Wände, die steil in den Reine abfielen. Der Hang erstreckte sich vor mir wie eine flache graue Straße, die weit in die Tiefe führte. Ich ließ einen Arm über den Abgrund baumeln und rammte das Mechagen in das Wurzelgeflecht eines zottigen Baums, der am Rand der Felswand hing. Der Engel ließ eine Hand auf meine Schulter sinken und drehte mich herum.
    »Gib mir das Herz«, forderte er mich auf. »Und stirb, wie du es solltest.«
    Ich stemmte beide Füße gegen seine Brust und drückte. Mit einem schabenden Gefühl rutschte ich über den Rand des Abgrunds, dann fiel ich. Der Wind brüllte an mir vorbei, der Reine raste mir entgegen, um seine weitläufigen, flachen Arme um mich zu schließen. Eine Sekunde später umfassten mich die Hände des Engels und schüttelten mich heftig.
    »Gib mir das Herz oder stirb!«
    »Rutsch mir den Buckel runter«, gab ich zurück, doch die Stimme versagte mir den Dienst. Auf meiner Hose prangte eine Menge Blut. Ich hatte Mühe, wach zu bleiben.
    »Gib es mir!«
    »Ich habe es nicht!«, schrie ich und streckte die Hände aus. »Siehst du es etwa? Nein. Ich habe es nicht.«
    Frustriert brüllte er auf und versuchte, mich fallen zu lassen. Ich schlang die Arme um seinen Hals und drückte zu. Wir schlingerten durch den Sturm und sausten in einer Spiralbewegung auf das Wasser unter uns zu.
    »So wird es enden, du Mistkerl«, zischte ich ihm ins Ohr, als ich auf ihm in die Tiefe ritt. »Du wirst

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