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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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altem, zu lange gelagertem Leinen. »Das ist kein Pilotenaggregat. Wäre es eines, wärst du inzwischen tot. Das Aggregat vermag vieles, und ja, es wurde dafür entwickelt, Piloten beträchtliche Widerstandsfähigkeit zu verleihen. Aber nichts, was die Kirche herstellen kann, hätte dir heute das Leben gerettet. Also.« Er nahm mein Kinn in die Hand und zwängte meine Kiefer auseinander. Behutsam setzte er den Käfer auf meine Zähne. Ich wehrte mich, legte die Finger auf sein Handgelenk, doch in meinem geschwächten Zustand glichen seine Muskeln Stahlseilen. Der Käfer krabbelte los und klickte gegen meine Backenzähne, als ich würgte, um ihn nicht eindringen zu lassen – dann überwand er das Hindernis und kämpfte sich meine Kehle hinab, bis ich nur noch ein trockenes Trippeln in meinen Lungen und in meinem Herzen spürte.
    Ich fiel gegen den Tisch zurück. Das Licht schwand aus meinem Blickfeld, und die dunkle Decke des Saals schwoll an, füllte meinen Kopf aus, bis ich das Bewusstsein verlor.

Kapitel 6
    DIE PINGELIGE DIRNE
    Emily beugte sich über mich. Ihre Brüste drückten gegen meine Rippen. Ich wollte einen Witz reißen und hustete stattdessen. Es klang wie eine rostige Winde. Jäh richtete sie sich auf und legte ihre flache Hand mitten auf meine Brust.
    »Du siehst fürchterlich aus«, befand sie.
    »Fühl mich auch so.« Meine Kehle war staubtrocken. Ich hob eine Hand an den Mund und spürte klebriges Blut an meinen Lippen. »Nette Freunde hast du.«
    Emily zuckte mit den Schultern. »Was Wilson macht, macht er gut. Du kannst dich glücklich schätzen, dass er in meiner Schuld steht. Seine Dienste sind teuer.«
    »Dann stehe jetzt ich in deiner Schuld.« Ich versuchte, mich aufzusetzen, aber die Schmerzen in meiner Brust waren zu stark. »Wo ist er?«
    »Unterwegs. Brauchte einige Dinge. Er hat gewartet, bis ich zurück war. Wollte dich nicht unbeaufsichtigt lassen.«
    »Und du? Wo warst du, während mir dein teurer Freund Käfer in den Hals gestopft hat?«
    »Besorgungen.« Sie zog sich von mir zurück und ließ den Blick durch den Saal wandern. Der Raum wirkte heller, doch das konnte auch an meinen müden Augen liegen. »Seltsame Dinge gehen vor sich, und ich habe Interessen zu schützen.«
    Ich hustete. Meiner Kehle ging es etwas besser, aber noch lange nicht gut. Fühlte sich an, als atmete ich Glas. »Würdest du mir wohl etwas Wasser besorgen?«
    Emily stand auf und holte ein Glas, das sie aus einem Hahn in der dreckigen Wand füllte. Während ich trank, setzte sie sich neben mich auf das Bett. Das Wasser war warm und trüb. Es schmeckte wie Blut. Das wiederum konnte durchaus nur an mir gelegen haben.
    »Besser?«, erkundigte sich Emily. Sie stellte sich mit den Händen an den Hüften neben das Bett.
    »Ein wenig.« Erneut versuchte ich, mich aufzusetzen. Diesmal klappte es besser. Meine Brust fühlte sich wie ein wackeliger Stapel Blechplatten an, zerklüftet und unstet. Ich legte Emily eine Hand auf die Schulter. Ihre Haut war kalt. »Was zum Geier stimmt nicht mit mir?«
    »Wilson hat etwas darüber gesagt, dass der Käfer nicht richtig gelesen hätte. Und dass dein Körper schnell heilt, schneller, als er es je erlebt hat.« Behutsam schüttelte sie meine Hand ab, ergriff das leere Glas und stellte es auf einen der kreisförmig im Raum verteilten Arbeitstische. »Die Heilung verlangt dir viel ab. Hier ist er.«
    Emily kam mit einer verschlossenen Flasche zum Bett zurück. Sie hielt sie vor mich hin und drehte sie so, dass der Käfer darin gegen das Glas prallte. »Ergibt das Sinn für dich?«
    Ich betrachtete den Käfer. Er war tot, hatte die Beine angezogen wie verbrannte Wimpern. Der Rücken präsentierte sich glänzend und schwarz. Das darauf gekritzelte Muster war kompliziert und fremdartig.
    »Was verstehe ich schon von Engrammen?« Eindringlich starrte ich das Muster auf dem Rücken des Käfers an. Wenn man Fötalmetall für ein Implantat nahm, verlangten die Ärzte, dass man sich ein Muster merkte, das in den lebenden Stahl geprägt werden sollte. Dieses Muster sollte auf dem Käfer erkennbar sein. Bei mir lag es zwar eine Weile zurück, aber das bizarre Gekritzel in meiner Hand erinnerte an nichts, was ich je zuvor gesehen hatte. Der Anblick schmerzte regelrecht. »Sagt dir das etwas?«
    »M-hm«, erwiderte Emily mit geschürzten Lippen. »Es sagt mir, dass du ein komplizierter Mistkerl bist. Wilson vermutet, der Käfer könnte schadhaft gewesen oder von den schweren Schäden in

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