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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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von Emilys Gebäude ab. Ich lief auf den Fersen so schnell rücklings, dass ich stürzte. Die Ordnungshüter ließen sich zu Boden fallen oder duckten sich hinter Türen und Fässer. Ich zählte nur vier, aber drinnen befanden sich noch mehr.
    Schließlich landete ich auf dem Rücken, rollte mich um die Ecke des Gebäudes und rappelte mich auf die Knie. Mir wurde klar, dass die Pistole bei den letzten Schüssen nicht gefeuert hatte und der Zylinder leer war. Kniend warf ich die heißen Hülsen auf meinen Schoß aus und lud nach, wobei ich ein Auge auf die Vorderseite des Gebäudes gerichtet ließ. Die Ordnungsbeamten spähten hervor. Kurz überkam mich die Erinnerung daran, wie ich genau so in dem leeren Zimmer im Anwesen der Tombs gekniet und Patronen in die Pistole gesteckt hatte, während dieses Ding den Flur entlangkam. Ich vermeinte, das trockene Schaben von Flügeln auf Tapeten zu hören, blinzelte und stellte fest, dass ich mit einer Patrone zwischen den Fingern erstarrt war, während die Ordnungsbeamten langsam über die Straße auf mich zuschlichen.
    Ich schloss den Zylinder und feuerte hastig. Durch pures Glück traf die Kugel einen der Beamten in den Arm. Er ging zu Boden, die anderen kauerten sich hin und begannen zu schießen. Ich preschte los und rannte die Straße hinab. Ich war nicht sicher, wie viele Patronen ich geladen hatte. Jedenfalls war der Zylinder nicht voll, und einen Schuss hatte ich bereits abgegeben. Ich hielt nach einem Platz Ausschau, an dem ich innehalten und zu Ende laden konnte.
    Ich huschte um eine Ecke und kam schlitternd zum Stehen. Auf der anderen Seite der Allee parkte ein Eisengefährt mit zugenieteten Fensteröffnungen. Es war kalt – der Frost ging in Wellen davon aus, atemberaubend in der ungewöhnlichen Hitze des Tages. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Allein dadurch, dass es dort stand, verbreitete es Kälte. Rings um das Ding standen Ordnungsbeamte, lehnten an Mauern oder unterhielten sich leise miteinander. Sie trugen Winterkleidung, hatten dicke Handschuhe an. Ihre Haut war bleich, und ihre Gesichter wirkten verquollen, als hätten sie nicht gut geschlafen. Sie schauten auf.
    Ich schoss auf den Nächstbesten, trat vor und rammte ihm die Schulter in die Brust. Er taumelte und prallte gegen einen seiner Gefährten. Die anderen setzten dazu an, zu ziehen, aber ich zielte mit der Pistole tief und schoss weiter. Noch dreimal feuerte ich, bevor ich das unerfreuliche Klicken einer leeren Kammer hörte. Die Ordnungsbeamten waren am Boden, entweder blutend oder in Deckung. Allmählich begriff ich, dass auch andere Schüsse gefallen waren und sich sowohl meine Brust als auch mein Bein heiß anfühlten. Ich blickte hinab und sah, dass ich auf einem Knie kauerte … und rotes Blut über mein Hemd rann.
    Ich stand auf, taumelte, wankte an dem Gefährt vorbei. Jemand brüllte, und ich drehte mich um. Die Straße wirkte unglaublich eng, ein Gebäudetunnel, auf den ein lodernder Himmel herabpresste. Die Ordnungsbeamten versteckten sich hinter der Eisenkabine des Gefährts. Ich schwenkte die Pistole auf sie und schlurfte rückwärts. Meine Brust fühlte sich an, als würde sie sich selbst in Stücke reißen.
    Eine weitere Droschke näherte sich und rollte zwischen mich und das Eisengefährt. Ihr Motor ratterte im Leerlauf wie sich verlagernde Bleche. Ich stützte mich mit einer Hand an der Seite ab. Zwischen meinen Fingern zeichnete sich ein Gespinst von Blut ab, und ich zuckte zusammen, als sich die Tür öffnete. Es war Emily, und sie richtete ihre verheerende kleine Schrotflinte auf die Ordnungsbeamten.
    »Du veranstaltest eine Menge Tumult, Jacob.«
    »Ja«, murmelte ich. Meine Stimme hörte sich in meinem Kopf hohl an. »Wir feiern gerade ein wenig, die Ordnungshüter und ich.« Ein Husten jagte mir Schmerzen durch die Lunge. »Willst du mitmachen?«
    »Nein. Nein, ich denke, wir verschwinden jetzt besser. Steig ein.«
    »Bin nicht sicher, ob ich das tun sollte. Wo bist du gewesen, Em?«
    Sie verzog das Gesicht. »Steig ein oder lass dich abknallen.«
    »Muss ich mich entscheiden? Ist nicht auch beides möglich?«
    Emily ohrfeigte mich und zerrte an meinem Kragen. Ich rollte in die Droschke und legte mich hin. Emily schloss die Tür und warf einen letzten Blick die Straße entlang auf das Eisengefährt und dessen lauernde Wachen, dann fuhr sie los.
    Als ich erwachte, waren die meisten meiner Rippen gebrochen, und irgendein Kerl machte sich mit blutigen Händen an dem Schaden

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