Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)
gebracht.«
Wieder zuckte sie mit den Schultern. Sie verstaute die Schrotflinte mit einigen Lebensmitteln und einem Messer, das sie aus ihrem Rock hervorholte, in einer Reisetasche.
»Du hast es nach draußen geschafft, und dann kam ich, habe dich gerettet und zu meinem äußerst kompetenten und kostspieligen Freund gebracht. Wir sind also quitt.«
»Dieses Konto lasse ich vorerst noch offen, Emily.«
»Was ist mit dir? Lief bei dem Treffen mit Prescott alles glatt?«
»Ob bei dem Treffen … mein Gott. Nein, Emily, es lief nicht glatt.« Ich stand und konnte mich nicht daran erinnern, aufgestanden zu sein. »Rein gar nichts daran lief in irgendeiner Weise glatt. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.«
»Hast du den Austausch über die Bühne gebracht?«
»Ja.«
»Also lief zumindest das glatt.«
»Nur, dass Prescott behauptet hat, der Ort des Treffens wäre von unserer Seite festgelegt worden. Er sagte, dass Valentine oder Cacher oder du verlangt hätten, es müsse bei der Feier stattfinden. Ging das von dir aus, Emily?«
»Nein, natürlich nicht. Ich habe bloß den Auftrag an dich weitergegeben.« Sie wurde mit der Tasche fertig und schloss sie. »Die Einzelheiten kamen von Valentine.«
»Von Valentine oder von Cacher?«
»Na ja … von Cacher. Aber er sagte …«
»Egal. Jemand hat dieses Treffen arrangiert, und zwar nicht wegen Cassiopia. Dort sind seltsame Dinge passiert, Em. Wo ist meine Jacke?« Mit den Bettlaken um die Brust wankte ich durch den Raum. Emily hob eine Hand und legte sie mir auf den Arm.
»Oh nein. Du magst dich schnell erholen, trotzdem gehst du nirgendwohin.«
»Noch nicht, aber es widerstrebt mir, einfach ruhig dazuliegen. Also, wo ist … ach, da.« Die Jacke war auf einen der Tische geworfen worden. An der Brust und den Ärmeln prangten Blutflecken. Ich begann, sie zu durchsuchen. Der Revolver befand sich noch in der Tasche. Ich holte ihn heraus und drehte mich um.
Emily hatte ihre Schrotflinte ausgepackt und hielt sie an die Hüfte gestemmt. Der dunkle Lauf starrte direkt auf meinen Bauch. Ich hob die Hände und ließ die Pistole von einem Finger baumeln.
»Nervös?«, fragte ich.
»Du benimmst dich merkwürdig und ziehst eine Waffe. Ich habe jeden Grund, nervös zu sein.«
»Sieh dir die Pistole an, Em.«
Sie verzog das Gesicht und senkte die Flinte. »Tut mir leid, Jacob. Die letzten Tage waren seltsam.«
»Sehr seltsam.« Ich reichte ihr die Pistole mit dem Griff voraus.
»Sie wurde schon benutzt, ist aber ziemlich sauber«, meinte sie, als sie die Waffe in den Händen drehte. »Worauf genau muss ich achten?«
»Auf die Herkunft.«
Sie spähte auf die Inschrift entlang des Laufs. »Von der Pracht des Tages ? Hast du die auch von Marcus?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Aber irgendjemand hat sie mir zugespielt, oben auf den Höhen. Und wäre dies das Seltsamste geblieben, was dort passiert ist, würde ich den verborgenen Mechagenen danken und ein heiliger Erschaffer werden.«
Emily schnaubte verächtlich und gab mir die Pistole zurück. »Das Leben eines Mönchs passt nicht zu dir, Jacob. Das wäre so eine Verschwendung.«
Mir wurde bewusst, dass ich die Laken losgelassen und den Großteil meiner Brust sowie meines Beins entblößt hatte. Ich errötete, und plötzlich stürmte Wilson in den Raum.
»Du bist auf«, stellte er fest. Er wandte sich an Emily. »Warum ist er auf?«
»Aus Prinzip«, sagte ich, ergriff die Pistole aus Emilys Hand und bedeckte mich mit dem Laken. »Wo bist du gewesen?«
»Wo ich gewesen bin? Auf der Straße, wo ich versucht habe, einen Weg hereinzufinden, ohne geschnappt zu werden. Da draußen ist der gesamte verfluchte Ordnungsdienst versammelt. Und so etwas wie eine große Metalldroschke fährt herum.« Er eilte zu seinem Tisch und begann, Dinge in einen Beutel mit Gürtel zu stopfen. »Ihr solltet eure Sachen packen.«
»Der Ordnungsdienst?«, hakte Emily nach. »Ich habe gesehen, dass Patrouillen unterwegs sind, aber das ist kein Grund, überstürzt aufzubrechen. Jacob ist noch dabei, sich zu erholen, und …«
»Jacob sieht mir reichlich erholt aus. Obwohl ich schon sagen muss, Emily, medizinische Untersuchungen solltest du den Profis überlassen.« Wilson grinste, dann schnallte er sich den Beutel über die Brust. Emily lief hochrot an, bevor sie zu ihrer Tasche neben dem Bett stapfte. Der drahtige Anansi sah mich an und lächelte. »Pack deinen Kram zusammen, Söhnchen. Die Ordnungshüter kommen.«
»Du hast eine
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