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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Droschke erwähnt. Aus Eisen?«
    »Ja«, bestätigte Wilson. »Darüber können wir uns später unterhalten.«
    »Wie nah warst du dran? War sie kalt?«
    Wilson hielt inne und drehte sich mir zu. »Könnte sein. Wenn ich darüber nachdenke, ja. Auf dem Eisen war Frost, und die Ordnungshüter in der Nähe trugen dicke Handschuhe. Was hat es damit auf sich?«
    »Ich habe dieselbe Droschke vor deiner Wohnung gesehen, Em.« Ich wandte mich ihr zu. »Ich glaube, so finden sie uns.«
    »Ein neuer Trick?«, fragte sie. Ich zuckte mit den Schultern. Wilson starrte indes nachdenklich zu den Dachsparren empor.
    »Nun, es wäre möglich …«
    »Reimt euch das später zusammen«, herrschte Emily ihn an. Sie warf mir meine neuen Kleider zu und schob Wilson zurück zu seinem Arbeitstisch. »Rätselraten könnt ihr später spielen, Jungs.«
    Ich fing die Kleider auf und bemühte mich, die Anwesenheit der liebreizenden Dame im Raum zu vergessen, als ich mich anzog. Zuletzt schlüpfte ich in meine Jacke. Ich schob den Revolver in das Innenhalfter und drehte mich um. Die anderen warteten bereits.
    »Vorne raus?«, fragte ich. »Oder gibt es eine Hintertür?«
    »Es gibt viele Türen, allerdings werden mittlerweile alle bewacht sein. Ich habe es gerade noch hereingeschafft.« Wilson wirkte unbehaglich, dann zuckte er kompliziert mit den Schultern. »Verzeiht, aber es gibt nur eine Möglichkeit.«
    Er trat vor, und sein Rücken geriet dabei in Bewegung. Wilson schien sich zu winden. Sein Hemd bauschte sich und wölbte sich um die Schultern. Schließlich riss das Hemd, und der Rest von Wilson, sein Spinnenteil, kam zum Vorschein. Von Wilsons Rücken entfalteten sich acht dünne Beine wie Flügel ohne Federn. Sie bestanden aus hartem Panzer, besaßen die Farbe von bleichen Knochen und waren etwa so dick wie ein nackter Armknochen. Als er sie ausbreitete, klickten sie, und die harten Krallen an ihren Spitzen schabten über die geflieste Wand. Wilson seufzte wohlig, während er die Beine abwechselnd beugte und streckte.
    »Ich hasse es, sie zu verstecken, sie zusammenzubinden«, flüsterte er. »Aber was soll man in einer Menschenstadt schon machen, hm? Was soll man machen?«
    »Genug philosophiert«, sagte ich. »Verschwinden wir jetzt von hier oder was?«
    Wilson schleuderte mir einen scharfen Blick zu. Seine gelassene Miene wirkte unvermittelt hart und rabiat. Mir fiel ein, dass nicht alle Anansi zahm und freundlich waren. In ihrem Blut steckte immer noch Wildheit. Dann grinste er mit seinen Reihen spitzer Zähne. »Natürlich, natürlich. Tut mir leid.« Er ließ es wie einen Fluch klingen. Schließlich sprang er an die Wand und krabbelte hoch hinauf in die Dunkelheit, wo er außer Sicht geriet.
    »Tja«, meinte Emily, die den Kopf in den Nacken legte, um ihm nachzuschauen. »Das ist ja schön für ihn. Und was sollen wir tun?«
    »Ach, das ist doch gar nichts, Em«, gab ich zurück. »Wir fliegen einfach. Lassen uns Flügel wachsen und fliegen.«
    Sie schnaubte, aber ihre Hände umklammerten nach wie vor mit weißen Knöcheln die Flinte.
    »Wilson«, rief ich. »Hast du da oben eine Leiter oder etwas in der Art? Eine Möglichkeit, raufzukommen?«
    Zunächst herrschte Stille, dann folgte das zyklische Kreischen von Metall. Das Geräusch stammte von der Tür, durch die Wilson kurz zuvor eingetreten war. Emily und ich sahen einander an, bevor wir hinter dem Bett in Deckung gingen.
    Das Kreischen verstummte, doch nur Sekunden später setzte das Poltern von Stiefeln im Flur ein. Die Tür wurde eingetreten, und die Eisenmasken von Ordnungshütern in voller Sturmausrüstung lugten um die Ecke. Wir rührten uns nicht.
    »Das ist es«, sagte der vorderste Beamte. Er klang nicht allzu sicher, es hörte sich eher wie eine Frage an. Er schob sein Kurzgewehr vor, dann schlich er in den Raum. Andere folgten ihm. Er befand sich keine drei Meter entfernt, als Emily zu schießen begann.
    Sie zielte mit der Schrotflinte tief, stützte sie an der Schulter ab, während sie unter dem Bett lag. Der Schuss ging durch den Metallrahmen des Betts und schlug eine grellrote Schneise durch die Ordnungshüter. Einige stürzten brüllend zu Boden, ihre Knie ein blutiger Brei. Ihre Kameraden erwiderten das Feuer, packten die gefallenen Beamten und schleiften sie hinaus. Die Tür wurde wieder geschlossen.
    »Was um alles in der Welt sollte das?«, fragte ich.
    »Hat doch geklappt, oder? Sie sind weg.«
    »Die kommen zurück, Lady. Und zwar mit mehr Leuten.« Ich

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