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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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wir eilten in die Tiefe.
    Die Stufen waren uralt, vermutlich älter als das Haus selbst. Sie bestanden aus Fels, fügten sich jedoch so nahtlos aneinander, als wären sie in dieser Form gewachsen. Die Luft war unbewegt und feucht. Die Kampfgeräusche blieben hinter uns zurück, und ich verlangsamte die Schritte. Wilson lief neben mir. Meine Beine fühlten sich bleischwer an und meine Lungen so, als wären sie voller Glasscherben. Eine Hand hielt ich ständig samt dem Revolver über das Loch in meiner Brust, mit der anderen umklammerte ich das Mechagen. Angela hatte auf mich geschossen, ging mir durch den Kopf. Sie hatte auf mich geschossen.
    Wir gelangten zu einer Tür. Sie war alt und schwer. Rost verkrustete die Angeln. Ich ließ mich dagegensacken, während Wilson mit den Händen über die Oberfläche fuhr und nach einem Öffnungsmechanismus suchte. Das Eisen fühlte sich warm an, und während ich daran lehnte, schien es wie ein uraltes Herz zu pulsieren. Ich sammelte gerade Kraft, um mich aufzurichten und Wilson zu helfen, als sich die Tür öffnete. Ich fiel ins Innere und die Tür hinter mir zu. Wilson eilte herbei, um mir aufzuhelfen. Er hatte es gerade noch hereingeschafft, bevor sich das schwere Eisen mit einem gequälten Knirschen schloss.
    Der Raum glich einer Schale. Abgestufte Kreise führten zu einer Grube in der Mitte hinab, einer Art Bühne aus dunklem, poliertem Holz. Auf jeder Ebene türmte sich wie auf einer Müllhalde Gerümpel – Maschinen, die zischten, gurgelten und zuckten. Stufen führten durch das Gewirr hinunter. In regelmäßigen Abständen befanden sich Reibungslampen. Sie waren angegangen, als wir den Raum betraten, und tauchten alles in ein sanftes, warmes Licht. Der Raum beherbergte eine Menge Blech und braunes Leder. Die Luft roch nach einem Schmelzofen, der zu explodieren drohte. Am Boden der Grube befand sich etwas auf der Bühne. Es wirkte aufgedunsen und lebendig wie eine Eiterbeule des Gemäuers, die jeden Moment aufplatzen konnte. Metall reflektierte Licht, Spulen vibrierten. Irgendetwas atmete mit der kalten, metallischen Regelmäßigkeit eines Motors mit Ventilen.
    Auf steifen Beinen stakste ich die Stufen hinab. Die Schmerzen in meiner Brust glichen einem sengenden Feuer. Ich werde hier unten sterben , dachte ich, als ich mich dem Ding auf der Bühne näherte. Wilson hing etwas zurück. Der in der Grube angehäufte Müll fesselte seine Aufmerksamkeit. Schließlich sah er mich nervös an.
    »Ich glaube nicht, dass wir hier sein sollten, Jacob«, zischte er. »Ich glaube, das ist ein Ort von der Sorte, den man nicht einmal sehen sollte, weil man sonst von den Tombs dafür getötet würde.«
    »Das haben sie ja schon einmal versucht.« Am Rand der Bühne blieb ich mit der Hand über meinem Herzen stehen. »Was soll schon passieren?«
    »Es kann immer etwas passieren«, gab Wilson zurück. Er trat hinter mich. »Was ist das?«
    Es war ein riesiges Gesicht aus Eisen. Es lag auf dem ramponierten Holz der Bühne, die Augen geschlossen, die breiten Wangen und die wulstigen Lippen entspannt. Der Anblick erinnerte an einen schlafenden Riesen. Meine Hand ruhte auf dem Kinn. Aus allen Seiten ragten Kabel, die unter Strom und Hydrauliköl zuckten. Ich trat zurück.
    Langsam öffneten sich die Augen. Hinter den Lidern kamen Augen aus Glas zum Vorschein, Fenster in einen Tank voll grüner Flüssigkeit. Darin trieb ein Körper, aufgedunsen und greis, das Fleisch bleich, durchsetzt von Kabeln.
    »Patriarch Tomb«, sagte ich.

Kapitel 8
    EINE BRACHE ERNTE
    »Du bist der Burn-Junge.« Die Stimme drang aus einem Kasten in der Nähe meiner Füße. Jedes Wort klang wie der letzte Atemstoß eines Greises, der an Lungenversagen starb.
    »Ja«, bestätigte ich.
    »Ja.« Der Patriarch hatte seinen Namensbescheid bereits vor Generationen einem anderen Besitzer überschrieben, eine Abtretung, die mit seinem Tod in Kraft treten würde. Hier lebte er weiter, stets am Sterben und doch nie tot. »Angela erzählt von dir. Wer ist dein Gefährte?«
    »Das ist Wilson, ein Freund.«
    »Er ist ein Anansi«, stellte Tomb stöhnend fest.
    »Ja«, meldete sich Wilson zu Wort. Er hörte sich beunruhigt an.
    »Wilson von den Anansi. Wir sind uns schon einmal begegnet.«
    »Ich glaube, Sie irren sich«, widersprach Wilson.
    Tomb schwieg eine Minute lang. Der Körper hinter den Augen trieb träge in der kalten Flüssigkeit der Kammer umher.
    »Natürlich irre ich mich. Verzeih einem alten Mann.« Seine Maschine

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