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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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rumorte. »Burn, stehst du Angela nahe? Bist du ein Freund?«
    »Sie und ich waren befreundet, als wir jünger waren.«
    »Und jetzt?« Die Stimme des Mausoleums sprach langsam. Jedem Wort haftete das Gewicht der Zeit an.
    »Kann ich nicht sagen. Es sind merkwürdige Zeiten.«
    »Die Zeiten sind immer merkwürdig gewesen, junger Burn. In Veridon ist die Zeit etwas Schamloses – sie schleicht durch die Stadt und hinterlässt in selbem Maße Verheerung und Verheißung. Und sogar ihre Verheißungen sind verheerend.«
    »Nun ja.« Ich verkniff mir ein Husten und krümmte mich angesichts der grellen Schmerzen, die durch meine Rippen schossen. »Ich meine die Art von merkwürdig, bei der sie auf mich geschossen hat. Ist schwierig, darüber hinwegzusehen, Kindheitsfreundschaft hin, Kindheitsfreundschaft her.«
    Tomb schwieg eine Weile. »Wenn sich dir nächstes Mal die Gelegenheit zum Sterben bietet, junger Burn, würde ich sie an deiner Stelle ernsthafter in Erwägung ziehen.«
    »Für einen Körper in einem Tank drohen Sie recht gut«, meinte ich und trat von dem Patriarchen zurück.
    »Ich drohe nicht.« Abermals schwieg er für etliche metallische Atemzüge. »Das war ein Rat von jemandem, der dir voraus ist.«
    Ich wartete in der Stille, im dunklen Herzen des seltsamen Theaters, lauschte, wie dieser halb lebendige Tomb atmete und sich erinnerte.
    »Was geht oben vor sich?«, fragte ich, zumal ich Geschichten darüber gehört hatte, dass der Patriarch im gesamten Haus lebte wie ein Pilot auf seinem Luftschiff.
    »Du hast es selbst gesagt, Junge.« Der Körper hinter den Augen schien sich zu bewegen. »Merkwürdige Zeiten.«
    Als er nicht fortfuhr, half ich ihm auf die Sprünge. »Ist es die Kirche? Geht sie gegen den Rat vor und versucht, die Familien zu entzweien, um die Macht übernehmen zu können?«
    »Die Kirche wird das Gleichgewicht nie ins Wanken bringen. Sie ist das Gleichgewicht. Sie ist die Macht! Nein. Das sind die Angelegenheiten toter Menschen. Ihre Entscheidungen kommen zurück und stellen uns auf die Probe.«
    »Wenn nicht die Kirche, wer dann? Jemand im Rat?«
    Abermals langes Schweigen. Kampfgeräusche drangen durch Rohre und Leitungen herab, fern und blechern in diesem überfüllten Raum.
    »Ich erinnere mich an deinen Großvater«, verriet er. »Oder an seinen Vater. Es ist schwierig, den Überblick zu bewahren. Wir haben diese bezaubernde Stadt hier am Rand der Welt gebaut. Auf den Gebeinen alter Götter, inmitten von Mysterien und Wundern.« Der Sprachverstärker grollte. »Damals war ich noch kein Tomb. Walking – das ist der Name, mit dem ich geboren wurde.«
    »Ja, Patriarch. Ich kenne die Geschichte. Aber was geschieht jetzt mit der Stadt?« Wusste der Alte überhaupt etwas über die Pläne seiner Familie oder verbrachte er seine Zeit nur noch in benebelter Nostalgie?
    »Jetzt?« Das Gesicht schien sich zu entspannen, als glitte es in den Schlaf. »Jetzt gibt es eine Menge Verzweiflung, Alexander. Angela hat sich auf mehr eingelassen, als sie zu bewältigen vermag. Du hättest das nicht von ihr verlangen dürfen.«
    »Was?«, fragte ich nach und wechselte einen flüchtigen Blick mit Wilson. Er zuckte mit den Schultern. Tomb hatte vergessen, welcher Burn ich war. Er verwechselte mich mit meinem Vater. »Was hätte ich nicht von Ihrer Angela verlangen dürfen?«
    »Hältst du sogar vor dir selbst Dinge geheim? Eine üble Angewohnheit, Alexander. Dein Plan ist dir über den Kopf gewachsen.«
    »Ich dachte, sie könnte es schaffen.« Wie sollte ich anders den Plan aufdecken, ohne den Argwohn meiner Informationsquelle zu erregen? »Aber sie hat versagt, nicht wahr?«
    »Dein Sohn – er hat versagt. Er ist das verdammte schwache Glied, Burn. Du hast zu viel Vertrauen in ihn gesetzt. Gib meiner Familie nicht die Schuld für die Begriffsstutzigkeit deines Tunichtguts.«
    »Jetzt hör mal zu, du fetter Scheißer! Was Jacob macht, ist seine eigene Angelegenheit. Er will nicht in deine verfluchten Machtspiele verstrickt werden. Lass ihn da raus.«
    Tomb erstarrte kurz, dann schien er sich zu beruhigen, erneut mit jenem Geräusch, das wohl Gelächter sein sollte.
    »Vielleicht hält er sich für klüger als der alte Mann. Vielleicht hält er sich für viel zu klug.« Ein gedehntes Seufzen. »Treib mit älteren Leuten keine solchen Spiele, Jacob Burn. Das hast du nicht nötig.«
    »Was hat mein Vater von Ihnen, von Ihrer Familie verlangt? Ich hab’s satt, herumgeschubst zu werden, Patriarch Tomb. Ich

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