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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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gedacht, dass die ein so vulgäres Schauspiel veranstalten.«
    »Wer?«, fragte ich.
    Sie hielt an einer Verzweigung des Gangs inne und überlegte, welche Richtung wir einschlagen sollten. Ein Weg führte nach unten, der andere nach oben. Nervös blickte sie hinab, dann über meine Schulter zurück in den Korridor. Weit hinter uns hörte ich Schritte.
    »Das kann ich nicht riskieren«, sagte sie. »Manche Dinge dürfen nicht ins Spiel kommen.«
    Wir gingen nach oben.
    »Wer macht das alles, Angela? Du hast gesagt, dass jemand im Rat die Ordnungshüter dirigiert. Wer?« Ich stellte mir vor, dass diese Dinge im Herrenhaus der Burns geschahen, dass sich meine Familie hinter den Mauern versteckte, dass mein Vater die Diener bewaffnete und die Türen verriegelte. »Das ist praktisch ein Krieg.«
    »Es erscheint mir tatsächlich ein wenig übertrieben«, pflichtete Angela mir bei. Wir bewegten uns rasch eine schmale Wendeltreppe hinauf. Nachdem wir eine weitere Geheimtür passiert hatten, befanden wir uns wieder in den gewöhnlichen Fluren des Hauses. Die Böden erwiesen sich als staubig, aber es gab Fenster und Sonnenlicht. Unten waren die Kampfgeräusche verstummt, doch draußen hielten sich nach wie vor Ordnungshüter auf. »Womöglich reiche ich eine formelle Beschwerde bei der Kammer ein.«
    Sie führte uns zu einer weiteren Wendeltreppe, die nach oben führte, diesmal mit Wandteppichen verhangen. Mittlerweile rannten wir. Gegenwehr zu leisten, kam nicht infrage. Wir versuchten bloß, ein Versteck zu finden. Letztlich landeten wir auf einem kleinen Kuppelbalkon, der das Grundstück überblickte. Auf dem Gelände wimmelte es nur so von Ordnungshütern, die durch Gärten trampelten und Türen eintraten. Angela bedeutete uns, hinter der Brüstung in Deckung zu gehen. Wilson spähte mit dem Kopf darüber, als wolle er Entfernungen und Höhen abschätzen.
    »Wenn wir leise sind und Glück haben, bemerken sie uns nicht. Was die Ordnungshüter machen, ist eine einseitige Vorgehensweise, Jacob. Da handelt jemand ohne Anweisungen oder mit geheimen Befehlen. Wer genau, weiß ich nicht. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bevor sich die wahre Befehlsgewalt wieder einschaltet und sie zurückruft. Wir müssen lediglich …«
    Eine Kugel prallte neben Angelas Kopf von der Steinbrüstung ab. Auf einem weiteren, tiefer gelegenen Kuppelbalkon stand ein Beamter mit einem Gewehr. Er zeigte auf uns und brüllte in den Hof hinunter. Hinter uns auf der Treppe ertönten bereits Schritte, die sich polternd näherten.
    »Ich glaube, leise zu sein wird nicht reichen, Angela. Wir müssen die Tür sichern und …«
    Ein lauter Knall, und Feuer erfüllte meine Brust. Ich blickte hinab und sah, dass mein Hemd geschwärzt von Pulver war. Blut rann mir heiß über die Rippen.
    Angela richtete ihre Pistole auf Wilson, zielte damit direkt auf seinen Kopf. »Tut mir leid, Jacob. Ich kann nicht zulassen, dass sie alles bekommen. Wenn nicht wir, wenn nicht die Gründer – tja, dann niemand.«
    »Klar doch«, würgte ich hervor. Ich spürte, wie die Kugel gegen die Maschine meines Pilotenaggregats mahlte. Oder was immer es war, welches geheime Ding auch in meiner Brust lebte. Wahrscheinlich hatte sie erwartet, mich mit dem Schuss zu töten. Ich jedenfalls hätte es erwartet. »Klar. Mir tut’s auch leid.«
    Ich stieß die Pistole beiseite und schlug sie. Angela sackte schlaff zusammen. Das Mechagen fiel zu Boden und rollte zu meinem Stiefel. Ich hob es auf. Dunkelheit erfüllte meinen Kopf, eine eisige Leere, die aus meiner Brust zu meinen Augen emporkroch. Ich taumelte. Wilson stützte mich mit einer Hand unter dem Arm. Er wusste eindeutig nicht recht, ob er mich halten oder Angela die Kehle aufschlitzen sollte.
    Blut und der Takt meines Herzens pulsierten durch meinen Kopf. Ich legte eine Hand auf die Brüstung und zog mich hoch. Unten auf dem Hof hatten sich die Bewegungen der kleinen grauen Ordnungshüter verlangsamt. Der mit dem Gewehr befand sich immer noch auf seinem Kuppelbalkon, sah mich immer noch an. Er brüllte etwas, doch der Laut kam nur als verschwommenes Tosen bei mir an. Ich erinnerte mich an die Schritte auf der Treppe und wankte los, um die Tür zu verriegeln. Sie besaß ein einfaches Schloss, trotzdem brauchten meine linkischen Hände mehrere Herzschläge lang, um es zu sichern. Ich lehnte mich gegen das alte Holz. Das Mechagen war mir aus der Hand gerutscht. Ich bückte mich, um es aufzuheben, und als ich mich aufrichtete, zog ein

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