Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)
war bei der Veranstaltung?«
»Piloten«, erwiderte ich. »Eine Menge Piloten.«
»Da haben wir’s.« Wilson breitete die Hände aus und verzog das Gesicht. »Wenn für den Befall ein Mechagen notwendig ist, sind Piloten ziemlich perfekte Anwärter. Wenn eines der Korpsmitglieder in den Garten gegangen ist, vielleicht, um nach dir zu suchen, könnte derjenige über den verstreuten Leichnam des Engels gestolpert und befallen worden sein, ohne überhaupt zu merken, was vor sich ging.«
Ich blickte auf meine Handflächen hinab. »Wieso wurde ich nicht befallen?«
»Wer weiß? Vielleicht braucht der Körper eine gewisse Zeit, bis er sich wieder erheben kann, nachdem er zerstört wurde. Sagen wir einfach, du hattest Glück und solltest in Zukunft vorsichtiger sein.«
Emily schwieg seit geraumer Zeit und stand ein Stück abseits. Ich wandte mich an sie.
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte ich sie. Als sie nichts erwiderte, mich nicht einmal zu hören schien, ergriff Wilson das Wort.
»Die Ordnungshüter sind hinter dir her, dieses Ding am Himmel ist hinter dir her.« Er zuckte mit den Schultern. »Und es sieht ganz so aus, als sei die Familie Tomb ebenfalls hinter dir her. Wir brauchen ein besseres Versteck.«
»Was stimmt denn mit diesem hier nicht?«, fragte Emily. Sie wirkte gedankenverloren.
»Es ist nicht sicher genug. Zu nah bei den Familien, zu nah an den Zentren der Macht der Ordnungshüter. Zu viele Menschen. Die Leute in dieser Gegend mögen die Ordnungshüter zwar nicht, aber wenn es ihnen ernst damit ist, euch zu finden, tja, dann wird jemand reden. Sind genug Geld und Drohungen im Spiel, dann redet immer jemand.«
»Und wo sollen wir hin?«, wollte ich wissen. Ich stand auf und streckte den Rücken. Meine Oberschenkel fühlten sich wie Blei an, meine Brust war steif. »Ich kann weder weit noch schnell laufen.«
»Ich habe da einige Ideen. Wir warten bis heute Abend, bis es dir etwas besser geht.«
»Eigentlich fühle ich mich jetzt schon ziemlich gut. Ich will nur nichts riskieren. Und mit dieser Kreatur in der Luft …«
»Ich glaube, die Tomb hat dich in eine Falle gelockt«, sagte Emily unvermittelt. Wilson und ich erstarrten und sahen sie an.
»Wie meinst du das?«, hakte ich nach.
»Ich glaube, sie hat dich in eine Falle gelockt. Dass die Ordnungshüter dabei gestört haben, dürfte wohl nicht zum Plan gehört haben, aber ich bin überzeugt davon, grundsätzlich war es eine Falle.«
Ich ging zur Wand, setzte mich hin und lehnte vorsichtig den Rücken dagegen. »Wie kommst du darauf, Em? Was weißt du darüber?«
»Nichts. Ich meine, nichts Handfestes. Aber dass dieses Mechagen einfach so verschwand? Und es war noch nicht lange in dem Versteck, als hätten sie nur darauf gewartet, dass es auftauchen würde. Und sie mussten wissen, dass du kommen würdest, um es dir zu holen.«
»Mag sein. Aber das sind wohl kaum Beweise.«
»Und ich denke, auf den Höhen war es genauso.«
Mein Körper versteifte sich. Ich hatte mir über die Sache auf den Höhen und darüber, was Emily wirklich über diesen Auftrag wusste, schon den Kopf zerbrochen.
»Der Auftrag kam nicht von Valentine, Jacob.«
»Verstehe«, sagte ich zurückhaltend.
»Ich wollte sicherstellen, dass du ihn übernehmen würdest. Ich wusste, dass du einen Auftrag von dem alten Uhrwerk nicht ausschlagen würdest.«
»Das war riskant. Er hätte es herausfinden können. Ich hätte es ihm gegenüber erwähnen können. Damit bist du ein echtes Wagnis eingegangen, Em.«
»Das Drogengeschäft mit Prescott kam von ihm. Aber die Spieldose nicht.«
»Weißt du, deshalb wurde Prescott getötet.«
»Ja, ich weiß.«
Ich ballte die Hände zu Fäusten, rollte die Schultern. »Von wem stammte der Auftrag also?«
»Ich weiß es nicht. Von irgendeinem Kerl. Er sah … ich weiß nicht recht … irgendwie adlig aus.«
»Wie ein Vertreter einer Familie? Wie der bedeutende Sohn von irgendjemandem?«
»Genau. Er gab mir die Spieldose und sagte, sie müsse zu den Tombs. Bei der Feier. Er meinte auch, du müsstest den Auftrag ausführen.«
»Da hast du es ja wirklich gut mit mir gemeint, Em.« Ich verlieh meiner Stimme einen möglichst neutralen Klang. »Hast mir echt den Rücken gedeckt.«
»Tut mir leid. Aufrichtig leid. Du bist ziemlich gut darin, auf dich selbst aufzupassen. Ich dachte, es hätte etwas mit dem Rat zu tun, es sei … irgendeine politische Aussage.«
»Aha«, meinte ich. »Also, zuerst gelingt es Angela Tomb, mich auf den
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