Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf. Natürlich hatte er recht. Ich hätte nicht auf ihn gehört, hätte ihm nicht vertraut. Selbst jetzt vertraute ich ihm nicht.
    »Und was ist dieses Artefakt eigentlich?«, wollte ich wissen.
    »Sag du es mir. Wir haben es noch nicht gesehen.« Er stand auf und kehrte zum Fenster zurück. Angela hat es gesehen , dachte ich. Angela hatte es sogar in den Händen gehalten. Ich setzte ein weiteres Häkchen in die Spalte der raffinierten Lügen. Oder vielleicht gingen die Tombs mit ihren Verbündeten nicht so ehrlich um, wie der alte Alexander dachte. »Jedenfalls hat es etwas mit der Macht der Kirche zu tun. Etwas, womit wir sie abschütteln können.«
    »Meinst du mit ›wir‹ die Stadt? Oder den Rat?«
    »Die Familien.« Er steckte die Hände in die Taschen und seufzte. »Die Kirche besitzt zu viel Einfluss bei den neuen Sitzen. Sie besitzt zu viel Macht. Natürlich hat sie uns auch geholfen. Ohne die Kirche gäbe es keine Luftschiffe, keine Mechagenetik. Wir würden uns immer noch mit der Schöpfergilde herumschlagen. Aber sie muss in ihre Schranken gewiesen und gezügelt werden.«
    »Viel Glück dabei. Religion zu unterdrücken, läuft ja immer hervorragend.« Ich stand auf und wischte mir die Hände mit einer Reserveserviette ab. »Danke für die Antworten. Und das Frühstück.« Damit setzte ich zum Gehen an.
    »Einfach so? Du marschierst hier rein, verlangst Antworten, und dann verschwindest du wieder?«
    »Sieht ganz so aus«, erwiderte ich.
    »Und du gibst mir im Gegenzug gar nichts. Du weißt, dass ich das nicht zulassen kann, Jacob.«
    »Du kannst mich aber auch nicht aufhalten. Ich habe das Mechagen nicht dabei. Und werde dir nicht sagen, wo es ist. Die Ordnungshüter kannst du nicht rufen, weil sie es zu Sloane und den neuen Sitzen bringen würden. Also, willst du mich aufhalten? Oder soll Billy es tun?«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich. Ich konnte ihm ansehen, dass er müde war. Schulterzuckend ging ich hinaus.
    Ganz gleich, was ich von meinem Vater, seinen Lügen und seinen verräterischen Machenschaften halten mochte, ich hatte das Gefühl, dass er diesmal größtenteils ehrlich zu mir gewesen war. Fast die Wahrheit war die beste Art von Lüge. Und der Teil der Geschichte, der mich am meisten interessierte, war nicht jener über Angela, die neuen Sitze und Sloane. All das waren Entwicklungen, Komplikationen. Was mich interessierte, war die Saat, auf die alles zurückging. Jemand innerhalb der Kirche, hatte mein Vater gesagt. Jemand, der Zugang zur Kirche des Algorithmus hatte.
    Die heiligen Männer der Kirche des Algorithmus, die Erschaffer, die sich der Wartung der Maschine und der Liturgie widmeten, hatten sich völlig ihrer Uhrwerksgottheit verschrieben. Sie tanzten nicht aus der Reihe, und niemand trat heil aus dem Dienst aus. Ich hatte die verkrüppelten Erschaffer auf den Straßen gesehen, ihre friedlichen Gesichter, die Maschinen ihrer Schädelpumpen, die ohne zu ruckeln liefen. Ich schüttelte den Kopf. Sie traten mit dem Wissen in den Dienst ein, dass es kein Zurück gab. Der Algorithmus wachte eifersüchtig über seine Offenbarung. Dass es jemand im Inneren geben konnte, der bereit war, Teile dieser Offenbarung an den Rat zu verkaufen, war schlichtweg undenkbar. Es gab keine ehemaligen Erschaffer. Nun – doch. Es gab einen. Und er war auf höchst unkonventionelle Weise ausgestiegen: Er war gestorben, ertrunken und bei den Fehn gelandet. Ich kehrte zuerst zur Zisterne zurück, um die Karte zu holen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, sie würde ihn interessieren.
    Er trank Wasser, wie ich atmete. In der schwammigen Hand hielt er ständig ein Glas, und jedes Mal, wenn er zu reden aufhörte, hob er es an die mit Blasen überzogenen Lippen und trank. Seine Stimme gurgelte.
    »Das sind ungewöhnliche Fragen, Jacob.«
    »Sie würden mir gar nicht alles glauben.« Wir befanden uns in der Nähe des Reines, zwei Türen abwärts von einem öffentlich zugänglichen Kellerpier an der Wasserstraße. Einer der wenigen Berührungspunkte mit den Fehn. Die Menschen kamen hierher, um verlorene Angehörige zu besuchen oder mit den Bewohnern des Flusses Handel zu treiben. Was die mit Geld wollten, konnte ich mir nie richtig zusammenreimen. Andererseits verlangten sie manchmal auch exotischere Formen der Bezahlung für die Schätze, die sie vom Grund des Flusses erbeuteten. »Aber was wissen Sie darüber?«
    Er deutete auf die Pistole, die ich auf den Tisch gelegt

Weitere Kostenlose Bücher