Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)
mir. Sie stand mit jemandem innerhalb der Kirche in Verbindung. Oder vielleicht jemandem, der Zugang zur Kirche hatte, dessen Absichten jedoch in krassem Gegensatz zum Algorithmus standen. Diese Person hatte ein Artefakt, das sie verkaufen wollte.«
»Diese Typen sind ein ziemlich fanatischer Verein, Vater. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass ein Erschaffer mit dem Rat darüber verhandeln würde, ein Stück seines Gottes zu verkaufen.«
»Es fiel uns auch schwer, das zu glauben. Und der Handel selbst gestaltete sich kompliziert. Viele Mittelsmänner, viele fehlgeschlagene Übergaben. Eine Transaktion mit vielen Händen. Aber letztlich wurde sie abgeschlossen.« Er verstummte und trank von seinem Kaffee. Beim Schlucken verzog er das Gesicht. Er stellte die Tasse ab. »Allerdings kam das Geschäft bei einer offenen Sitzung ins Gespräch. Anfangs waren nur wir daran beteiligt, nur die Gründer … oder was davon noch übrig ist. Aber die anderen haben davon erfahren. Die Industriellen. Sie waren … sehr daran interessiert. Und sie besaßen genug Einfluss in der Kammer, um sich hineinzudrängen.« Er griff nach der Tasse, hielt inne und wischte sich stattdessen über die Stirn. »So kam Sloane ins Spiel.«
»Also war er der Vertreter der neuen Sitze?«, fragte ich.
»Ja. Er brachte einige seiner eigenen Leute in die Mannschaft mit. Marineinfanteristen …«
»Wellons?«
»An die Namen erinnere ich mich nicht.« Er musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. »Woher kennst du ihn?«
»Durch Fakten. Ich habe Wellons’ Leiche gefunden, kurz bevor ich dem Engel zum ersten Mal begegnet bin.«
»Ah ja. Angela hat das erwähnt. Na, jedenfalls hatten wir eine Karte zu etwas … etwas Erstaunlichem, Jacob. Und wir haben eine Gruppe von Leuten hingeschickt.«
»Die nie zurückgekommen sind«, fügte ich hinzu.
»Bis vor einigen Wochen, richtig. Zu dem Zeitpunkt hatten sich die neuen Sitze von uns abgespalten. Sie stellten bereits eine weitere Mannschaft zusammen, die hinreisen sollte. Als Marcus über einen Boten Verbindung mit uns aufnahm, begannen beide Seiten zu handeln. Er muss zu dem Zeitpunkt in BonnerBrunn gewesen sein.« BonnerBrunn war die entlegenste aller Botenstationen, kaum mehr als ein Fliegendreck auf unseren Landkarten. »Er war auf dem Weg zurück. Und er steckte in Schwierigkeiten.«
»Das würde ich auch so sehen. Also habt ihr ihn zurückgerufen?«
»Im Gegenteil. Wir haben ihn aufgefordert zu bleiben, wo er war. Wir wollten jemanden hinschicken. Was immer ihn verfolgte, wir wollten es nicht in der Stadt haben. Daraufhin brach Marcus den Kontakt zu uns ab. Vielleicht wandte er sich stattdessen an die neuen Sitze. Vielleicht an überhaupt niemanden. Wir wissen es nicht. Und dann«, fuhr er mit einem Schulterzucken fort, »kreuzte er einfach auf. Er sandte uns eine Botschaft aus Havreach. Nur den Namen des Schiffes.«
»Pracht des Tages.«
Mein Vater nickte. »Wir hatten Mannschaften am Ufer, die ihn erwarteten. Ich kann meine Bestürzung darüber, wie sich die Dinge entwickelt haben, gar nicht richtig zum Ausdruck bringen. Wir hatten vor, das Schiff unter Quarantäne zu stellen, bis wir Marcus und sein Artefakt in den Händen gehabt hätten.«
»Sieht so aus, als hätte er eine Möglichkeit gefunden, das zu umgehen.«
»Wahrscheinlich nicht so, wie er es geplant hatte. Jedenfalls schrieben wir es ab, da wir dachten, er sei bei der Explosion gestorben und das Artefakt zerstört worden. Und nun erfahren wir, dass wir uns geirrt hatten.«
Ich nickte und zweifelte. Alexander erzählte die Geschichte so, als sei Angela mit dem Artefakt zu ihm gekommen. Patriarch Tomb hingegen hatte klar zum Ausdruck gebracht, dass der Plan von meinem Vater ausgegangen sei. Ich war überzeugt davon, dass Wahrheit in dem steckte, was mein Vater mir mitgeteilt hatte, nur wusste ich nicht, welche Teile der Wahrheit entsprachen und welche stattdessen raffinierte Lügen darstellten.
»Und alles, was in der Zwischenzeit passiert ist – dass Angela auf mich geschossen hat, dass die Ordnungshüter mich erst aus Emilys Wohnung und dann aus Wilsons Unterschlupf gejagt haben –, das waren alles eure Versuche, das Artefakt in die Hände zu bekommen?«
»Ich kann nicht für die Handlungen der Ordnungshüter sprechen, Jacob. Oder für Angela, was das angeht. Aber ja, wir versuchen, dieses Artefakts habhaft zu werden.«
»Konntest du nicht einfach fragen?« Ich lächelte.
»Hättest du denn darauf reagiert?«
Ich
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