Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)
mir seine Aufmerksamkeit zu gelten. Ich stecke in Schwierigkeiten, und wo immer ich nach einem Ausweg daraus suche, taucht er auf.«
»Da haben wir es also endlich. Du steckst in Schwierigkeiten, und jetzt brauchst du deinen alten Herrn, damit er dich da rausholt. Jacob, das hättest du mir auch gleich sagen können.«
»Ich hole mich da schon selbst raus, Vater. Alles, was ich von dir brauche, sind Informationen und ein bisschen guter Wille.«
Er schien über mir aufzuragen, kein großer Mann, aber ein wütender Mann. »Beides ist knapp bemessen, Junge. Was brauchst du?«
»Ich muss wissen, was Sloane mit den derzeitigen Komplikationen zu tun hat. Denn irgendwie scheine ich darin verwickelt zu sein.«
»Bist du nicht«, entgegnete mein Vater entschieden. »Du hast nichts damit zu tun.«
»Angela sieht das anders. Sloane auch. Raus damit – welcher Keil teilt den Rat, und wie schlimm ist es?«
Alexander knirschte mit den Zähnen und starrte mich mit seinen dunklen Augen an. Die Zeitung hielt er immer noch in der Hand, zerknittert und verschmiert. Er stapfte zum Fenster und blickte hinaus auf die von Unkraut überwucherten Überreste unseres Gartens. Im Raum herrschte Stille. Billy kam herein, schenkte frischen Kaffee nach und ging wieder. Die Tasse meines Vaters hatte aufgehört zu dampfen, als er schließlich das Wort ergriff.
»Bleib hier«, forderte er mich auf, ohne sich umzudrehen.
»Wie bitte?«
»Bleib hier. Bis diese Sache vorbei ist. Ich kann dich zwar nicht in deinen Räumlichkeiten unterbringen, aber du könntest es gemütlich haben. Und sicher. Die Götter wissen, hier würden sie nie nach dir suchen.«
Ich stand auf und ging zum Frühstückswagen. Die Würstchen sahen billig aus, aber die Eier waren ordentlich gekocht worden. Zu schade, dass sie kalt geworden waren. Ich richtete mir einen Teller an. Mein Vater weigerte sich, mich anzusehen.
»Ist das dein Plan, Vater? Für meine Sicherheit zu sorgen und mich hier zu verstecken? Mich vielleicht zu benutzen, um mit den lästigen Elementen im Rat, die mich jagen, zu feilschen? Und wenn du Glück hast, fällt dir dabei womöglich sogar noch das Artefakt zu.«
»Artefakt?«, fragte er und drehte sich halb zu mir um.
»Stell dich nicht dumm, alter Mann. Ja, das Artefakt, weswegen ihr, Angela und du, Marcus und seine Jungs flussabwärts geschickt habt. Das Artefakt, das mit der Pracht des Tages kam, die dann verbrannt ist. Das muss euch ganz schön gewurmt haben, was? All die Pläne, und dann geht das verfluchte Luftschiff unmittelbar vor eurer Türschwelle in Rauch und Flammen auf.«
Er drehte sich mir ganz zu. Sein Mund bildete eine angewiderte Grimasse. Er sah aus, als hätte er verdorbene, klumpige Milch getrunken.
»Du scheinst mehr zu wissen, als du zugibst, Junge. Versuchst du etwa, deinen alten Herrn hinters Licht zu führen?«
»Scheint mir nur fair zu sein.« Ich aß einen Mund voll Eier, während ich beobachtete, wie er um den Kreis der Stühle lief. »Du wolltest mir nichts Nützliches erzählen, jedenfalls nicht bereitwillig. Zuerst tust du so, als gäbe es kein Problem im Rat, dann bietest du mir plötzlich Zuflucht an. Also, auf wessen Seite stehst du, Vater? Auf der von Sloane oder auf der von Angela?«
»Spielt das eine Rolle?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Sloane hat noch nicht auf mich geschossen.«
»Sobald er dich findet, kannst du dich glücklich wähnen, wenn er nur auf dich schießt. Sloane ist ein unangenehmer Zeitgenosse.«
»Sicher. Also, auf welcher Seite bist du, Alexander? Wem gilt deine Loyalität?«
Er straffte die Schultern und stützte sich auf den Stuhl mir gegenüber. Zwar schien er nach wie vor wütend zu sein, doch mittlerweile hatten sich kalter Stolz und Verzweiflung in die Wut gemischt.
»Der Familie Burn. Zuallererst gilt meine Loyalität immer der Familie, Jacob. Und für deine Loyalität sollte dasselbe gelten.«
»Loyalität habe ich etwa zu der Zeit aus den Augen verloren, als du mich hochkant rausgeworfen hast, Alexander. Also sag mir jetzt endlich, worum es bei alldem geht, oder fordere mich auf, zu verschwinden. Mir ist egal, wofür du dich entscheidest.«
Er stieß einen langen, gedehnten Seufzer aus, dann setzte er sich und trank aus seiner Tasse kalten Kaffee. Während ich aß, starrte er mich mit seinen feuchten Augen an. Als ich den Teller beiseiteschob, verschränkte er die Finger ineinander und senkte die Hände auf den Schoß.
»Angela Tomb kam vor ungefähr drei Jahren zu
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