Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)
hatte – die Waffe von der Pracht des Tages .
»Denkst du, sie ist echt?«
»Ich denke, jemand versucht, mir Angst einzujagen oder mich zu warnen. Und was für Leute würden so etwas tun wollen?« Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück und sah dem Toten unverwandt in die milchigen Augen. »Leute, die sowohl die Zeit als auch die Mühen in Kauf nehmen würden, die echte Waffe zu beschaffen.«
Er nickte, dann ergriff er die Pistole mit beiden Händen, berührte sie jedoch nur mit den Fingerspitzen.
»Natürlich wurden wir beauftragt. Das weißt du. Der Rat hat uns angeheuert, um das Wrack für die Gedenkfeier zu bergen. Das hier muss ein Teil davon gewesen sein.«
»Und das gesamte Material, das gesamte Wrack ging an den Rat?«
Abermals nickte er. »Die Leichen auch. Wir haben nur unseren Anteil behalten.«
»Haben sich einige der Opfer den Fehn angeschlossen?«, fragte ich. Es wäre hilfreich gewesen, mit ein paar davon reden zu können. Vielleicht mit Marcus. »War unter ihnen ein Kerl namens Marcus?«
»Marcus, Marcus. Der Name kommt mir bekannt vor, aber er war nicht unter unserem Zehnt. Diejenigen, die wir uns genommen haben, sind noch nicht geschlüpft, falls du vorhast, sie zu verhören.«
»Vielleicht. Aber wenn Marcus nicht darunter ist, hat es wenig Sinn. Sie denken also, die Pistole ist authentisch und wurde vielleicht von den Wrackteilen für die Gedenkfeier entwendet?«
»Es sei denn, jemand hat einen von uns dafür bezahlt, sie zu stehlen. Was unwahrscheinlich ist.«
»Aber wäre so etwas möglich? Könnte man nach einem bestimmten Gegenstand fragen, wenn man genug Geld oder glänzende Perlen bietet? Oder was auch immer sonst die Währung Ihres Volks ist?« Ich beugte mich vor. »Könnte man jemanden von Ihnen dazu bringen, etwas Spezielles zu holen?«
»Holen.« Er schürzte die Lippen. »Holen. Ja, ich denke schon. Wenn es wichtig wäre.«
»Wie kann ich es herausfinden? Ob dieses Ding … geborgen wurde? Und wer für die Bergung bezahlt hat?«
»So, wie du über diese Leute redest, würden sie wohl eine Menge dafür bezahlen. Und noch wesentlich mehr dafür, den Vorgang vor den Augen der Öffentlichkeit zu verbergen.«
Ich schniefte und bedauerte es sogleich. Er roch nach abgestandenem Wasser und der Fäulnis von Sümpfen.
»Wie kann ich es herausfinden?«
Er schwenkte eine Hand und spreizte die Finger wie Fächer. »Ist das alles, worum es geht? Eine Pistole? Wirklich, Jacob, für gewöhnlich bist du wesentlich interessanter.«
»Es ist wichtig, Morgan. Ich kann bezahlen.«
»Nein, Jacob. Kannst du nicht. Dass wir im Fluss leben, bedeutet noch lange nicht, dass wir nichts erfahren. Und du hast für eine Menge Wirbel gesorgt. Beim Rat, bei Valentine, bei einigen der Gründerfamilien.« Lang und ausgiebig trank er aus dem Wasserglas, was er ebenso sehr zu genießen schien wie mein Unbehagen. »Ich hatte mich auf dieses Gespräch gefreut, Jacob. Ich dachte, du würdest mich wegen etwas Interessantem aufsuchen. Aber das?« Morgan klopfte auf die Pistole und schüttelte den Kopf.
»An der Sache ist mehr als das dran, Erschaffer. Ihre alten Kumpane stecken auch mit drin.«
Als er nach dem Krug griff, um sein Glas aufzufüllen, hielt er inne, zögerte den Bruchteil einer Sekunde, bevor er die Handlung zu Ende führte. Schließlich stellte er den Krug ab und starrte mich mit kaltem Blick an.
»Die Anliegen der Kirche reichen erheblich tiefer. Du kannst nicht für dich beanspruchen, die Aufmerksamkeit des Algorithmus erregt zu haben, Jacob. Es sei denn, an der Geschichte ist mehr dran, als ich bislang gehört habe.«
»Beinhalten die Anliegen der Kirche Engel, Erschaffer Morgan?« Ich ergriff die Pistole. »Etwas ist in der Stadt. Und jagt.«
»Wie dramatisch«, meinte er flapsig, doch er hielt das Glas auf halbem Weg zu den Lippen und war in der Bewegung erstarrt.
»Ein Freund von mir, ein Anansi, der mit der Schöpfergilde vertraut ist, sagt, diese Kreatur sieht aus, als sei sie aus einer Kreuzung zwischen der Mechagenetik der Kirche und der Biotik der Schöpfer wentstanden. Dieses Ding tötet Menschen, und es sucht nach etwas. Unter anderem nach mir.«
»Tja.« Er stellte das Glas ab, dann rieb er sich die schlaffe Haut um die Augen. »Dein Freund ist ein Ketzer, wenn er das heilige Muster des Algorithmus mit diesen Schöpfern und ihren verfluchten Käfern vergleicht.« Wieder trank er Wasser. »Aber er hat auch mit vielem recht. Das Muster, das auf die Saatmünze geprägt ist,
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