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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Arme bestanden aus nackten Knochen, nur vereinzelt waren Stücke porzellanartiger Haut vorhanden wie bei einem unfertigen Mosaik. Die Finger waren lang und dünn, die Sehnen bildeten Drähte und Rollen. Eine Hand fehlte gänzlich. Beine waren ebenfalls nicht vorhanden. Der Rumpf war kaum mehr als ein Gerüst mit Knochen aus mattem Zinn. Die Rippen waren auseinandergespreizt oder entfernt worden, um das Innenleben freizulegen. An der Stelle des Herzens klaffte ein Loch, durch das sich das Rückgrat abzeichnete. Die Säule, die sich aus solcher Höhe in diese Kammer herab erstreckte, verjüngte sich in der Nähe der Mädchengestalt und ging dann in eine dröhnende Spindel über, die in das Rückgrat eingriff. Das Geräusch und die Geschwindigkeit waren ein hohes Surren am Rand der Hörbarkeit.
    Die Schultern hingen zwar ein wenig, waren jedoch größtenteils intakt. Die Haut war weiß und glatt, sodass die Schultern stark an die eines gewöhnlichen Mädchens erinnerten. Wo die Haut über der verheerten Brust endete, blätterte sie in Flocken wie Glimmer ab. Die Flocken schienen sich zu winden wie Raupen, die nach dem nächsten Grashalm suchen.
    Aus dem Gesicht des Mädchens sprachen absoluter Friede und völlige Resignation. Auch hier fehlten Teile. Der Unterkiefer bestand aus einem Metallknochen, die Lippen hingen lose in der Luft, die Zähne waren verschwunden. Wangenknochen wie polierter Marmor umrahmten perfekte Augen, die aussahen, als wären sie aus Saphiren geschliffen worden. Die Gesichtshaut glich einem Mosaik aus Porzellan und Knochen. Ein flacher Keil bildete das Haar. Hinter dem Körper erstreckten sich zwei breite, aderartige Geflechte, wie Bäume, die man zuerst angebracht und dann weggebrannt hatte.
    »Flügel«, flüsterte ich. Das Mädchen rührte sich.
    Camilla. Das Märtyrerkind, Tochter der Engel, ein kaputter Mythos.
    Sie schaute zu mir auf.
    »Ich habe gewartet«, sagte sie, und ihre Stimme klang wie süßer Kristallwind. »So lange habe ich gewartet.«
    »Auf mich?«, fragte ich. Die Luft um ihren Käfig war so kalt, dass meine Knochen schmerzten. Mein Atem ergoss sich in frostigen Ranken aus mir.
    »Auf irgendjemanden.« Kurz richtete sie sich auf und heftete den Blick ihrer geschliffenen Glasaugen auf mich. »Und du? Bist du weite Strecken gereist, um mich zu finden?«
    »Ich habe einen ordentlichen Weg zurückgelegt, um hierherzugelangen, aber nicht allein aus freien Stücken.«
    Sie nickte, ein trauriges Bruchstück einer Geste, das von ihren Schultern ausging. »So sind diese Dinge nun mal. Deine Freundin ist kaputt.«
    »Ja«, gab ich zurück. »Ich bin nicht sicher … nicht sicher, ob sie es schaffen wird.«
    »Menschen sterben«, stellte das Mädchen rundheraus fest.
    »Ja«, bestätigte ich und blickte auf Emilys reglose Züge hinab, auf die sanften Linien ihrer Lippen, so blass, so still. »Manchmal.«
    In der Nähe stand ein Holzstuhl mit vor Kälte gesplitterten Beinen. Ich setzte Emily behutsam darauf und wandte mich wieder dem Mädchen zu.
    »Möchtest du, dass sie bleibt?«, erkundigte sie sich. »Oder ist ihr Verscheiden akzeptabel für dich?«
    »Akzeptabel? Nein, eigentlich nicht.«
    Das Mädchen zuckte. Die Büschel der Flügel hoben und senkten sich. »Da ist ein Rohr. Das da. Nimm es in die Hand.«
    »Was?«, fragte ich. Sie zeigte auf ein Rohr in der Nähe meines Kopfes, etwa drei Zentimeter dick. Ich legte die Finger darum. Kurz fühlte sich das Metall kalt an, dann schien es in meiner Hand zu schmelzen. Glitschige graue Flüssigkeit begann, um meinen Griff hervorzusickern. Die Tropfen zischten, als sie auf dem Boden auftrafen.
    »Sie stirbt«, mahnte mich das Mädchen. »Du solltest dich beeilen.«
    »Was ist das?«
    »Der Zehnt meiner Diener. Er erhält mich hier, lebendig, verfügbar. Leg ihn an die Wunde.«
    Das Rohr gab in meiner Hand nach, rutschig und biegsam wie Gummi. Ein Schwall Metall platschte über den Boden. Die vergossene Lache löste sich in winzige, schneeflockengroße Mechagene auf, die wie verschüttete Münzen über den Frost klimperten. Ich zog den losen Verband von Emilys Brust und drückte das Rohr gegen die Eintrittswunde der Kugel.
    »Was wird das …«
    Emily sog scharf die Luft ein, die Augen weit aufgerissen und voller Angst. Sie atmete ein, spannte den Körper an, krampfte die Hände um das alte Holz des Stuhls. Dann sah sie mich an, und ich schrak zurück. Sie versuchte zu schreien und gurgelte stattdessen. Eine zähflüssige graue Substanz

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