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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Stätte, die sie die Mysterien nennen, vor dem Autarchen und seinen Tausendschaften zu schützen — dieselbe Stätte, die wir als Das Blut des Ahnherrn kennen.«
    »Was heißt, sie kämpfen? Unter uns?« Barrick gefiel das alles gar nicht. »Wir sitzen hier und reden, während der Autarch bereits in die Tiefen vorgedrungen ist?«
    Yasammez sah auf. »Zu spät, den Unschuldigen zu spielen, letzter Feuerblumenträger«, sagte sie kalt. »Sprich aus, was du zu sagen hast, oder schweig.« Nach dieser kryptischen Bemerkung starrte sie ihn eine ganze Weile an und schlug dann die tiefschwarzen Augen wieder nieder.
    »Wir möchten durchaus die Antwort hören, die dieser Jüngling begehrt«, sagte Altania. »Doch zuerst wüssten wir gern seinen Namen.«
    Für Barrick war es bizarr, dass er in einer Versammlung von nahezu hundert Personen auf — oder jedenfalls unter — seiner eigenen Burg sitzen konnte, ohne erkannt zu werden. Er verneigte sich zu der hübschen, winzigen Frau hin. »Ich bin Barrick Eddon, Sohn des Königs Olin, Majestät. Ich bin ein Prinz ...
der
Prinz jetzt ... von Südmark.«
    Das überraschte Gemurmel, das sich erhob, schien mit unwirschem Murren untermischt. Letzteres kam hauptsächlich von den Skimmern. Turley, ihr Anführer, wandte sich mit besorgter Miene an Barrick.
    »Verzeiht, dass wir Euch nicht erkannt haben, Prinz Barrick. Meine Tochter spricht gut über Eure Familie — vor allem über Eure Schwester, der sie geholfen hat, von der Burg fortzukommen.«
    »Meine Schwester? Briony?« Es hatte einen Augenblick gedauert, bis ihm der Name eingefallen war. Briony schien irgendwie ...
geschrumpft,
der Platz, den sie in seiner Erinnerung und seinem Denken einnahm, kleiner als früher. »Ist sie wirklich hier?«
    »Sie lebt«, sagte Saqri. »Aber ich kann nicht erkennen, wo sie ist. Großmutter Leeres Gaben sind derzeit allesamt durch die Unruhe der schlafenden Götter gestört, doch am schwersten sind das Weitsehen und das Weitsprechen geworden.« Sie führte die Hände vor sich auseinander —
Das Meer ist ruhig.
»Später werde ich dir alles sagen, was ich weiß ... aber im Augenblick gibt es Wichtigeres als selbst Geschwister.« Sie sah Yasammez an, als wollte sie ihrer Vielmals-Urgroßtante etwas sagen, wandte sich dann aber wieder an die übrigen Anwesenden. »Die Funderlinge und die Männer, die mit ihnen kämpfen, sind tief unter uns an dem Ort, den sie das Labyrinth nennen, und versuchen sich dem Autarchen mit all seinen Männern und Monstern entgegenzustellen. Die Zeit, da wir ihnen noch unmittelbar helfen können, neigt sich rasch dem Ende zu. Also kommen wir jetzt zu dem, was in unseren Augen der letzte Kampf sein wird.«
    »Aber deshalb sind wir doch versammelt«, sagte Altania durch ihr Sprachrohr. Alle im Zelt verstummten, um sie verstehen zu können. »Die Verstreuten und die Erstgeborenen, die Niederen und die Höchsten — wir haben uns doch vereint, um für unsere Heimat zu kämpfen. Warum noch Zeit mit Reden vergeuden?« Sie zog eine winzige, silberne Nadel aus einer Scheide und reckte sie empor. »Ich erhebe mein Schwert zum Zeichen, dass meine Untertanen bereit sind, für dieses Ziel ihr Leben einzusetzen.«
    Den schrillen Jubel aus dem Kasten übertönte Turley Langfinger, der wieder aufstand und sagte: »Alles schön und gut, aber warum sollten wir? Was haben
unsere
Sippen davon, wo wir doch vor der nächsten Flut fort sein können, um anderswo zu fischen und unserem Handwerk nachzugehen?«
    »Bei dieser Entscheidung geht es um mehr als ...«, setzte Saqri an, aber Yasammez erhob sich abrupt, so finster wie eine schwarze Wolke.
    »Der Wassermann hat recht, wenn er sagt, dass sein Volk diesen Kampf nicht führen sollte«, erklärte Yasammez, »aber der Grund, den er anführt, ist falsch.« Aus dem Dickicht ihrer Panzerstacheln blickte sie im Raum umher, und ihr Zorn war fast schon sichtbar. Manch Sterblicher wäre unter ihrem Blick zusammengezuckt. »Der Grund, weshalb die Skimmer nicht kämpfen sollten — weshalb
niemand
von euch kämpfen sollte —, liegt darin, dass es sinnlos ist. Es ist kein Sieg möglich, weil dies die letzten Augenblicke der Langen Niederlage sind. Entschuldigungen für Zurückliegendes sollten vorgebracht und von denen angenommen werden«, — sie sah Saqri an —, »die an derlei glauben. Doch ihr Übrigen könnt ebenso gut zu euren Familien zurückkehren und eure letzten Stunden mit ihnen verbringen. Für diese Krankheit gibt es kein Heilmittel. Vor

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