Das Herz
ich komme wieder, und wenn ich hier auch nur noch einen Lehrling beim Zusammenfegen erwische, bekommst du die ganze Macht der Zunft zu spüren, Chert!«
Als der Mönch und der Magister gegangen waren, sank Chert in die Knie und hielt sich den Kopf »Dieser verfluchte Dummkopf Knoll! Und Nickel — was denkt er sich? Er weiß, was wir hier machen und warum wir es machen! Die Alten der Erde können bezeugen, dass wir darum beten, es nicht zu brauchen, aber es könnte unsere einzige Hoffnung sein.« Er betrachtete die Arbeiter, die verwirrt und bestürzt herumstanden. »Dennoch, es wird eine schreckliche, tödliche Tragödie, selbst wenn es klappt.« Er blinzelte. »Felsriss und Firstenbruch! Ich kann nicht glauben, dass Nickel so kurzsichtig ist.«
Antimon seufzte und setzte sich neben ihn. »Er ist nicht kurzsichtig, das kann ich Euch sagen. Nickel ist der schlauste aller Metamorphose-Brüder. Deshalb wird er ja auch bald Abt, obwohl er noch jung ist.« Er kaute kurz auf seiner Unterlippe. »Ich vermute, er glaubt nicht, dass Vansen und die anderen siegen können, will aber auch nicht, dass Ihr Erfolg habt. Er setzt vielleicht darauf, mit den Invasoren irgendeine Art Frieden schließen zu können ...«
»Oder darauf, dass Hendon Tolly es tut.« Chert runzelte die Stirn. »Ich kann mich der Frage nicht erwehren, wie verlogen er eigentlich ist. Verlogen genug, um zum Verräter zu werden?«
»Nickel?« Antimon war sichtlich überrascht. »Egoistisch und unehrlich, ja, aber mehr kann ich mir nur schwer vorstellen ...«
»Genug.« Chert schüttelte angewidert den Kopf »Es hat keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wir müssen uns den Astion von Zinnober besorgen, oder mein Bruder wird, wie er's gesagt hat, die Arbeiten hier unterbinden lassen, und dann ist auch dieses letzte Fünkchen Hoffnung dahin. Die Zunftmitglieder sind seit Beginn der Belagerung alle auf ihre Häuser verstreut. Ich könnte sie niemals rechtzeitig zusammentrommeln, um sie über einen neuen Astion für mich abstimmen zu lassen? Zinnober ist unser einziger mächtiger Unterstützer, und seine jüngeren Anhänger kämpfen fast alle mit ihm und Vansen in den Tiefen, aber mein Bruder und seine Riege beteiligen sich natürlich nicht an einem Krieg, es sei denn, ihre eigenen Häuser wären bedroht.« Er knurrte tief in der Kehle. »Und wenn das der Fall ist, ist es zu spät!« Er stand auf. »Ich muss mir irgendwie den Astion von Zinnober besorgen ...«
»Aber wenn Ihr die Zunft nicht rechtzeitig zusammenrufen könnt, erreicht Ihr Zinnober erst recht nicht so schnell«, sagte Antimon traurig. »Er ist mindestens genauso weit weg, und zwischen uns und ihm stehen Tausende xixischer Soldaten.«
Chert fühlte sich wie ein zu schwer belastetes Gewölbe — ein kleiner Riss, und alles würde einstürzen. »Wie steht es mit der Arbeit hier? Hätten wir's geschafft?«
»In zwei Tagen? Drei Tagen?«
»Laut Vansen ist es vielleicht nur noch einer.«
Antimon schnaubte. »Nichts für ungut, Meister Chert, aber dass wir das geschafft hätten, bezweifle ich. Wir müssen im Tonsteingrund noch etliche Klafter Gestein herausschlagen und abtransportieren, bevor wir die Sprengladungen anbringen können, und im Letzten Grund noch doppelt so viel. Schade, dass wir kein Sprengpulver benutzen können, um Löcher für das Sprengpulver zu sprengen ...« Er gluckste.
Cherts Deprimiertheit wurde kurzzeitig zu blankem Entsetzen. »Bei den Alten der Erde, Antimon, macht darüber keine Witze. Wenn wir die Wände des Letzten Grunds zum Einsturz bringen würden, ehe wir so weit sind ...«
»Ich weiß, ich weiß.« Der junge Mönch rieb sich die großen Hände. »Aber ich muss gestehen, ich hätte nichts dagegen, wenn wir es täten und vergäßen, Bruder Nickel Bescheid zu sagen. Meint Ihr, das macht mich zu einem schlechten Metamorphosebruder?« Er lachte wieder, aber diesmal klang es patzig. »Und wie läuft es bei Eurer Frau und den anderen Damen?«
»Gut, sehr gut sogar. Sie erstaunen mich.« Chert wusste, er sollte aufstehen und versuchen, einige seiner vielen Probleme zu lösen, aber er fühlte sich so schwach und instabil, als ob seine Stützbalken weggebrannt wären. »Ich glaube nicht, dass wir bis heute Abend sechzig Fass Sprengpulver zusammengemischt kriegen, aber viel wird nicht fehlen. Diese Vermillona ist mindestens so ein tüchtiger General wie ihr Ehemann, wenn auch nicht ganz so gutmütig. Sie und Opalia lassen nicht nur die anderen Frauen nach
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