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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Ich bin sicher, Ihr habt getan, was ich sagte, und ich bin ferner sicher, dass Euer Kopf voller neuer Ideen ist ...«
    Vash sah sich panisch um. Nahm dieser Horror denn gar kein Ende? Natürlich hatte er mit Prusus geredet, dem verkrüppelten Scotarchen, dem niemand zutraute, überhaupt etwas sagen zu können. In einem hatte Olin allerdings recht: Pinnimon Vash wäre nicht so alt geworden, wenn er ein Dummkopf wäre, und wenn es über den Mann, der Sulepis am-Bishakh nachfolgen würde, Dinge zu wissen gab, die er nicht wusste, dann musste er sie in Erfahrung bringen. Und er hatte vieles erfahren, das ihn überraschte ... aber er war nicht so töricht, darüber mit diesem wandelnden Leichnam zu reden.
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht«, erklärte er Olin. »Und ich will es auch gar nicht wissen. Ah!« Endlich hatte er jemanden erspäht, der hochrangig genug war, um von ihm erkannt zu werden. »Da ist Oberpriester Panhyssir — ein Mann, mit dem man eine sinnvolle Unterhaltung führen kann.«
    »Wie Ihr meint«, sagte Olin. »Dann grabt Euch Euer Loch, Minister Vash. Ich hoffe, Ihr grabt es tief genug, denn wenn das Ende kommt, wird es hier ein großes Töten geben und wenig Möglichkeiten, sich zu verstecken.«
    Vash hatte genug von Löchern, und er hatte genug von Olin Eddon. Er drehte dem Nordländer den Rücken zu. »Panhyssir! Nur einen Augenblick ...«
    »Tut mir leid, guter Minister Vash«, sagte der Priester, als er mit einem kleinen Gefolge priesterlich gewandeter Männer vorbeirauschte. Er wedelte mit der dicken Hand. »Ich kann mich nicht aufhalten. Ich habe äußerst wichtige Arbeit für den Autarchen zu tun, und die Zeit ist knapp.«
    Esel.
In diesem Moment hätte Vash dem Oberpriester am liebsten seinen Ministerstab über den hässlichen, selbstgefälligen Kopf gehauen. Er blieb einen Moment stehen, um sich zu fassen, eilte dann hinter Panhyssir her und sagte: »Ich werde ein Stück mit Euch gehen, alter Freund, und Olin der reizenden Gesellschaft seiner Wachen überlassen.«
    Vash war generell nicht der Beweglichste, schon gar nicht in der ersten Stunde nach dem Aufstehen, wenn all seine Gelenke steif waren und schmerzten, doch zum Glück war der fette Oberpriester Panhyssir nicht schneller als eine Mihanni-Schildkröte. Vash schloss rasch zu ihm auf und musste dann sofort an der Öffnung zu einem Seitengang den Kopf einziehen. Diese labyrinthische Anlage diente zeremoniellen Zwecken, so viel war klar, deshalb waren die Decken und Durchgänge nicht so niedrig, wie sie hätten sein können — Vash schauderte, wenn er sich vorstellte, wie es wäre, unter diesen grässlichen kleinen Kreaturen in ihrer finsteren, engen Stadt leben zu müssen. Ein Mann seiner Größe könnte sich nur auf Knien fortbewegen ...
    Aber bald ist es vorbei, und wir kehren nach Xis zurück, und ich werde diese deprimierenden, nasskalten Höhlen und hässlichen Kreaturen nie wiedersehen müssen,
redete er sich beruhigend zu.
    Panhyssir hatte seinen Schritt noch ein wenig verlangsamt. Sein Tonfall suggerierte, dass das ein großes Opfer war. »Was wolltet Ihr, Freund Vash?«
    »Euch nur etwas fragen, guter Panhyssir, aber ich würde lieber« — Vash duckte sich unter einer tiefhängenden Stelle der Gangdecke hindurch, die das Organisations- und Beschaffungscorps mit weißer Farbe markiert hatte — »irgendwo in Ruhe mit Euch reden, statt gleichzeitig mit der ganzen Herde durch die Gegend zu keuchen.«
    »Ach, Ihr findet es also nicht so erquickend wie wir übrigen, mit unserem Goldenen an vorderster Kriegsfront zu sein?«
    Vash schnitt Panhyssirs breitem Rücken eine Grimasse. Dieser fette, selbstgerechte Idiot! Vash hatte den Priester während dieser unseligen Reise oft genug klagen und schimpfen hören, über die Abwesenheit seines üblichen Kochs ebenso wie über die gesundheitsschädliche nasskalte Luft des Nordens. Einmal hatte Panhyssir sogar behauptet, das Weinen der gefangenen Kinder im Käfig störe sein Mittagsschläfchen. Erquickend, ha! »Ich besitze nicht Eure prächtige Konstitution und unbändige Abenteuerlust, alter Freund, das ist richtig«, erklärte er dem Priester. »Aber mein Zögern hat mehr damit zu tun, dass ich gewisse Dinge nicht vor unseren Untergebenen ausbreiten möchte.«
    »Oh, nun gut, folgt mir. Ich werde einen Moment zum Reden haben, wenn wir im Heiligtum sind.«
    Pinnimon Vash hätte beinah laut aufgestöhnt. Die Kammer, die die Priester als Heiligtum auserkoren hatten, lag zwei Ebenen höher

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