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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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auf, nämlich derjenige aus ihrer Vergangenheit. Die Männer, die sich an einem zornigen Gott ergötzten, zerschlugen nicht nur das sichtbar Schöne. Sie hatten durch die trockenen, schrundigen Hände von Treu-bis-in-den-Tod Hervey auch ihre Unschuld beschmutzt, und dieser Schmutz haftete ihr immer noch an. Sie wusste darum und bekam es wieder deutlich zu spüren, als sie eines Tages Ende August mit Toby, der von seinen Garnisonspflichten beurlaubt war, allein über die Felder im Westen ritt.
    Der Krieg schien weit weg zu sein. Das Gras war saftig grün, das Getreide voll schwerer Ähren, und an den Ufern des Flusses blühten wilde Blumen in üppiger Pracht. Es war ein Tag wie damals vor vielen Jahren in Werlatton, als sie ein letztes Bad in ihrem Bach genommen hatte, ein Tag, an dem sich vor lauter Hitze ein glastiges Weiß auf den Horizont legte und die Luft, vom Gesumm der Insekten erfüllt, zu vibrieren schien.
    Doch das Wasser des Flusses, der sie hierher geführthatte, war eingetrübt von den Höhlen des Schreckens, die er passiert hatte, und obwohl die vordem reißende Strömung gebändigt schien, hatte sie Angst. Sie ließ sich davon nichts anmerken, fürchtete aber den Tag der Hochzeit, denn das Gift, das Treu-bis-in-den-Tod Hervey auf sie übertragen hatte, wirkte in ihr nach.
    Toby führte sie von der Themse weg und lenkte sein Pferd durch die Wälder im Norden zu einer saftigen Aue, durch die sich ein klarer Fluss schlängelte. An einem schattigen Fleck machten sie halt und setzten sich ins Gras am Ufer des Flusses.
    Es überraschte Campion, dass ihnen, obwohl sie nun schon seit drei Wochen fast ständig miteinander plauderten, immer wieder Neues einfiel und die Lust am Zwiegespräch nicht abzunehmen schien. Er amüsierte sie, half ihrer Bildung nach, hörte ihr aufmerksam zu, stritt sich mit ihr, und selbst ein eher belangloses Stichwort konnte zu einer ausgiebigen Unterhaltung führen, denn sie waren beide voller Neugier auf die Welt des anderen.
    Sie hatten in einem Korb Proviant mitgebracht, aßen Brot und kaltes Fleisch und tranken Wein. Danach legte sich Campion auf den Rücken und bettete den Kopf auf ihren Sattel. Toby lag dicht neben ihr auf dem Bauch. Er schaute sie an. «Sie werden inzwischen erfahren haben, dass du hier bist.»
    «Ja.» Dieses Thema kam immer wieder auf. Toby war überzeugt davon, dass Sir Grenville Cony seine Informanten in Oxford hatte. «Wir könnten doch auch ohne die Siegel auskommen, oder?» Der Wein hatte Campion ein wenig benommen gemacht.
    «Wenn du meinst.» Er zupfte an einer Kleeblüte und betupfte seine Zunge mit Nektar. «Würdest du lieber gar nichts mehr damit zu tun haben? Sollen wir dieses Siegel wegwerfen?» Toby trug das Geschenk von Lopez am Hals.
    Sie seufzte. «Sie haben schon so viel Unheil gebracht. Ebenezer hasst mich, Cony trachtet mir nach dem Leben, ich werde in den Tower geworfen und muss mich von Männern wie Vavasour Devorax befreien lassen.» Sie hob den Kopf, um Toby anzusehen. «Ich habe nicht darum gebeten.»
    Toby wälzte sich auf die Seite und schrie vor Schmerzen auf, als er kurz auf der verletzten Schulter lag. «Ja, aber ohne die Siegel wärst du jetzt womöglich mit einem Mann wie Samuel Scammell verheiratet. Vielleicht hättest du schon einen kleinen Scammell zur Welt gebracht. Mit eigener kleiner Bibel und seiner eigenen kleinen Sorgenstirn.»
    Sie lachte und wandte ihr Gesicht der Sonne zu. «Ja.» Das Plätschern der Wellen beruhigte sie. «Armer Scammell.»
    «Arm?»
    «Auch er hat das alles nicht gewollt. Er war harmlos.»
    «Er war habgierig.»
    Beide wurden schweigsam. Die Sonne leuchtete durch Campions Lider. Sie hörte, wie sich die Pferde rührten, ein Fisch aus dem Wasser sprang. «Brauchen wir die Siegel, Toby?»
    Er wälzte sich wieder auf den Bauch. Seine dunkelroten Haare umschatteten das feingeschnittene, von seiner Mutter geerbte Gesicht. Er ließ mit der Antwort auf sich warten. Campion schaute ihn an. Sie liebte, was sie sah. Es war, wie sie fand, kein klassisch schönes Gesicht. Ein Mann wie Lord Atheldene würde die Blicke einer Frau eher auf sich lenken, doch sie sah Toby mit liebenden Augen. Ihre Blicke begegneten sich.
    «Zwei Antworten. Ich würde dich auch dann heiraten, wenn du das ärmste Mädchen im ganzen Königreich wärst. Die zweite Antwort: Ja, wir brauchen sie. Lazen ist seit Menschengedenken im Besitz unserer Familie. Ich würde es gerne zurückkaufen können, weiß der Himmel, wann dies möglich

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