Das Hexen-Amulett (German Edition)
ist, aber ich täte es gern, bevor Mutter stirbt.»
Sie nickte.
Er lächelte sie an. «Aber wenn du darauf verzichten willst, um Cony und deinen Bruder ein für alle Mal los zu sein, werfe ich dieses Siegel auf der Stelle fort. Ich heirate dich und schätze mich glücklich.»
«Wirf es nicht fort», entgegnete sie. «Wir werden Lazen Castle zurückkaufen.»
«Und du wirst Campion Lazender sein.»
Sie lachten beide. Der Name klang seltsam. Sie erinnerte sich, dass er die Lichtnelken in ihrem Weidenkorb gesehen und ihr darum den Namen dieser Blume – Campion – gegeben hatte. «Hätte ich dich nicht getroffen, hieße ich noch immer Dorcas.»
«Dorcas.» Toby ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. «Dorcas. Dorcas. Dorcas.»
«Hör auf damit! Ich hasse diesen Namen.»
«So werde ich dich nennen, wenn du mir Ärger machst.»
Sie verscheuchte eine Fliege mit der Hand. «Campion», sinnierte sie. «Ja, der Name gefällt mir viel besser.»
«Nur gut, dass du damals keine Kuhschellen gepflückt hast. Lady Kuhschelle Lazender klingt irgendwie seltsam.»
«Oder Ferkelkraut.»
«Oder Gänsekresse.»
«Lady Löwenmaul Lazender.» Sie lachte. «Campion ist mir doch am liebsten.»
«Es gab einen Dichter namens Campion», sagte Toby.
«Ich weiß.»
«Von mir.» Grinsend schob er sich so weit auf seinem Ellbogen nach vorn, dass sein Gesicht dicht über ihrem schwebte. «Hör zu.» Er dachte kurz nach.
«Unsere Freiheit ist dahin,
wenn wir uns den Weibern beugen.
Was also wär uns ihr Gewinn,
wenn sie doch nur Pein erzeugen?»
«Das hat Campion geschrieben?», lachte sie.
«Wort für Wort.»
«Ziemlich dürftig, findest du nicht auch?»
Er zuckte mit den Schultern und kitzelte ihre Wangen mit einem Grashalm. «Es sollte dir auch nicht gefallen. Du solltest dich ärgern und mich einen Frauenverächter schimpfen.»
«Mir ist zu heiß, als dass ich mich ärgern könnte. Sag mir einen anderen Vers von ihm auf. Danach entscheide ich mich, ob ich dich heiraten will.»
Er nickte. «Einverstanden.» Er gab sich wieder nachdenklich, drückte ihr dann rasch einen Kuss auf die Lippen und zitierte, den Blick auf sie gerichtet:
«Der Himmel ist Musik, und himmlisch
ist deiner Schönheit Herkunft.»
Nun mimte Campion Nachdenklichkeit. Sie schaute in seine grünen Augen und sagte: «Ich heirate dich.»
«Haben dir die Worte gefallen?»
«Sehr.»
«Das dachte ich mir.»
«Hast du sie deshalb für heute auswendig gelernt?»
Er lachte. «Woher weißt du?»
«Weil du sonst nur die Gedichte kennst, die dein Vater zu Weihnachten gesungen hat, und weil du ein Buch mit Campions Gedichten auf dem Tisch im Garten liegen lassen hast. Es ist über Nacht ganz feucht geworden.»
Er grinste. «Frauen sollten weniger scharfsinnig sein.»
«Uns bleibt nichts anderes übrig, Toby, bedenkt man, was wir heiraten.»
«Wen ihr heiratet.»
«Was.»
Er küsste sie wieder, lange und zärtlich, und als sie die Augen schloss, legte er ihr seine rechte Hand auf den Bauch. Er spürte, wie sie unter seiner Berührung verkrampfte und vor ihm zurückschreckte. Er hob den Kopf. «Campion?»
Ihre Augen blieben geschlossen. Sie sagte nichts. Der Schrecken kehrte zurück, das Entsetzen darüber, besudelt worden zu sein. Das Wasser war getrübt, das Gift wirkte, und der Schatten der Vergangenheit legte sich auf sie.
«Campion?»
Sie wollte antworten, wollte ihm ihre Liebe geben, wenn er ihr bloß ein wenig Zeit ließe. Doch schon in einer Woche sollte die Hochzeit sein, und sie hatte Angst.
Er nahm die Hand von ihrem Leib, führte sie sanft über ihr Gesicht und hob die Lider an. Sie sah ihn aus blauen, angstgeweiteten Augen an. Er lächelte. «Dieser Pfaffe wird dich nie wieder berühren.»
Sie starrte ihn an. «Du weißt Bescheid?»
Er nickte. «Ich lese den Mercurius und habe mir manches denken können.»
Sie hatte geglaubt, den dunklen Fleck vor ihm verbergen zu können. Auch Lady Margaret, der sie vieles anvertraut hatte, wusste längst nicht alles. Sie richtete sich auf und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. «Hat deine Mutter etwas erwähnt?»
«Nein», antwortete er, was nicht ganz der Wahrheit entsprach. In ihrer unverblümten Art hatte Lady Margaret ihrem Sohn versichert, dass seine Braut noch Jungfrau sei, ihm aber gleichzeitig geraten, sehr behutsam mit ihr umzugehen. Toby setzte sich ihr nun gegenüber. «Erzähl.»
«Es gibt nichts zu erzählen.»
«Es gibt nichts, wovor du Angst haben müsstest.»
Sie sah
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