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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Tobys heimliche Machenschaften nicht billigen konnte, mochte er sie ihm auch nicht verbieten, denn er war sich ja seiner Loyalitäten selbst nicht sicher.
    Der Earl of Fleet wandte ihm sein rundes, ernstes Gesicht zu und sagte: «Einer der Männer, mit denen Toby im Gespräch ist, beschäftigt einen gottesfürchtigen Schreiber, der sich dem Pfarrer seiner Gemeinde anvertraut hat. Dieser Pfarrer, der übrigens weiß, dass wir miteinander verwandt sind, hat mich in dieser Angelegenheit unterrichtet. Und nun komme ich zu Euch …»
    «Ich danke dir.» Sir George war ernst. «Es tut mir leid, dass du nun durch diese Sache in eine unangenehme Lage geraten bist, John.»
    Das Boot bog entlang der großen Schleife nach Süden. Zur Linken erstreckte sich ödes Marschland, rechts ragten die stolzen Häuser des Strand auf. Der Graf senkte seine Stimme. «Ich muss handeln, Sir George, und das schon bald.»
    «Natürlich.» Sir George wusste, dass sein Schwiegersohn, ein ehrenwerter Mann, gezwungen war, innerhalb weniger Tage den zuständigen Behörden Meldung zu machen. «Was genau heißt ‹bald›?»
    Der Graf ließ sich mit der Antwort Zeit. Das Boot entfernte sich nun vom Surrey-Ufer, wo die Strömung vergleichsweise gering war, schwenkte in den weiten Bogen ein und nahm direkten Kurs auf die Privy Stairs vor Whitehall. Fleet musterte mit trauriger Miene seinen feuchten Mantel. «Spätestens nächsten Sonntag muss ich meinen Bericht abgeliefert haben.»
    Noch sechs Tage. «Danke, John.» Sechs Tage, um Toby aus London herauszuschleusen und ihn in die Sicherheit von Lazen Castle zu bringen. Der Gedanke ließ Sir George lächeln. Seine Frau, die großartige Lady Margaret Lazender, würde hocherfreut sein über die politische Neuorientierung ihres Gatten. Und gewiss würde sie auch Tobys heimliche Unterstützung des Königs von Herzen gutheißen.
    Sir George entlohnte den Fährmann und stieg aus dem Boot. An der Seite seines größeren Schwiegersohns ging er am königlichen Palast vorbei und durch den Torbogen hinaus in die King Street. «Ich mache mich jetzt auf den Weg nach Hause, John.»
    «Und ich muss zum Westminster.»
    «Kommst du noch einmal zum Essen, bevor du London verlässt?»
    «Natürlich, gern.»
    «Gut, gut.» Sir George schaute zum blauen Himmel über der neuen Banqueting Hall auf. «Ich hoffe, das Wetter hält sich.»
    «Auf dass die Ernte gut wird, ja.»
    Sie verabschiedeten sich, und Sir George schlenderte nach Hause. Whitehall hatte nie prächtiger ausgesehen. Er würde diesen Ort vermissen, freute sich aber auch darauf, mit Lady Margaret bald wieder in Lazen vereint zu sein. Seine Frau, die er sehr liebte, hatte sich geweigert, mit ihm nach London zu ziehen, das sie als eine Schlangengrube aus Advokaten, Dieben und Politikern bezeichnete. Sir George dagegen genoss das Leben in der Stadt und kehrte ihr nur ungern den Rücken. Vielleicht, so gestand er sich lächelnd ein, bestand darin das Geheimnis ihrer guten Ehe: dass sie so lange voneinander getrennt waren. Lady Margaret liebte ihn aus Dorset, und er liebte sie aus London.
    Er wechselte die Straßenseite, um einem puritanischen Mitglied des Unterhauses aus dem Weg zu gehen, einem giftigen Kerl, der ihn bestimmt aufgehalten und mit den jüngsten Klatschgeschichten über die Tändeleien des Königs mit den Katholiken gelangweilt hätte. Sir George tippte mit der Hand an die Hutkrempe, um einen Gruß von Sir Grenville Cony zu erwidern, der in seiner Kutsche vorbeifuhr. Ein mächtiger Mann, dieser Sir Grenville Cony, der im obersten Rat des Parlaments großen Einfluss ausübte und einen Gutteil des Rebellenheeres besoldete. Sir George hatte das ungute Gefühl, dass Sir Grenville Cony, der ihm zulächelte, ihn in seiner schwankenden Treuepflicht durchschaute.
    Vor Charing Cross blieb Sir George stehen und schaute hinüber auf die Royal Mews, wo eine Postkutsche, die von Westen kam, seinen Weg versperrte. Der Wagen hatte große, breite Räder, geeignet für die Fahrt auf den lehmigen, holprigen Straßen, die jedoch in diesem Sommer trocken und gut befahrbar waren. Auf dem Dach der Kutsche hockten zwischen Gepäckstücken mehrere Fahrgäste, doch Sir Georges Blick fiel auf eine junge Frau, die an dem mit Lederlappen halb verhängten Fenster saß und staunend Ausschau hielt. Seit Jahren hatte er kein so schönes Mädchen zu Gesicht bekommen. Ihre Blicke trafen sich, und er hob die Hand zu einem höflichen Gruß, der keinen Anstoß erregen konnte.
    Wäre ich

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