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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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würde ihr nie glauben, dass der schweigsame Beaumont überhaupt so viel gesagt hatte. Schon war Connie in Gedanken weiter, beim bevorstehenden Abend, wenn die Studenten ihres Tutoriums sie nach den Fragen ausquetschen würden, die die Professoren ihr gestellt hatten.
    Während das Gremium sich in weiteren Lobeshymnen erging, spürte Connie, wie eine köstliche Mischung aus Erleichterung
und Erschöpfung ihr durch Arme und Beine strömte. Die Stimmen ihrer Mentoren schienen immer mehr aus der Ferne zu kommen, während Schläfrigkeit sie überrollte. Gleich würde sie zusammenbrechen. Sie schaffte es gerade noch, sich hochzurappeln, denn sie wusste, ihre Kraft würde gleich nur noch dazu ausreichen, sich in die sichere Gesellschaft ihrer Freunde zu retten.
    »Nun«, sagte sie stehend. »Ich kann Ihnen allen gar nicht genug danken. Wirklich. Das hier ist ein wunderbares Ende für dieses Semester.« Sie alle standen auf, schüttelten ihr der Reihe nach die Hand und griffen nach ihren Sachen, um zu gehen. Sie dankte mit einem betäubten Nicken, und ihre Hände suchten hektisch nach ihrem Mantel. Die Professoren Smith und Beaumont eilten zusammen hinaus.
    Professorin Silva hob den Riemen ihrer Büchertasche über ihren Kopf. »Na los, mein Kind«, sagte sie und klopfte Connie auf die Schulter. »Sie brauchen einen Drink.«
    Connie lachte, denn sie bezweifelte, dass sie mehr als einen von Abner’s berüchtigten Bourbon-Cocktails durchhalten konnte. »Ich soll Thomas und Liz anrufen. Sie haben um sofortige Berichterstattung gebeten«, sagte sie. »Wir sehen uns dann dort.«
    Professorin Silva – mittlerweile Janine für Connie, da sie darauf bestand, von den Studenten des Graduiertenstudienganges, die die Zulassung zur Doktorarbeit erhalten hatten, beim Vornamen genannt zu werden – nickte verständnisvoll. »Das glaube ich gern«, sagte sie. »Manning, wir sprechen uns nächste Woche.«
    Connie begann, sich ihren Schal um den Hals zu schlingen.
    »Connie, warten Sie noch einen Moment«, sagte Chilton. Es klang mehr wie ein Befehl als wie ein Vorschlag, bemerkte Connie mit einer gewissen Überraschung. Sie nahm erneut am Tisch Platz.

    Chilton ließ sich in den Armsessel gegenüber von Connie fallen und strahlte sie an. Er sagte nichts. Connie, die unsicher war, was er vorhatte, wagte einen flüchtigen Blick zu dem speckigen Lederflicken an seinem Ellbogen, der, vom letzten Prisma des Sonnenlichts beschienen, auf dem Tisch lag.
    »Ich muss sagen, dass das selbst für Ihre Verhältnisse eine unglaubliche Vorstellung war«, begann Chilton. Wie immer ließ sich Connie von Chiltons vornehmem Akzent, dem Akzent der sogenannten Brahmanen von Boston, ablenken, bei dem sich das r auf unvorhersehbare Weise aus den Wörtern hinaus- oder in sie hineinschleicht. Voastellung. Es war ein Akzent, den man kaum mehr hörte und der fast nichts mehr mit dem Boston-Akzent zu tun hatte, der im Fernsehen so oft auf die Schippe genommen wurde. Bahston statt Boston. Chilton kam ihr oft wie ein Relikt vor, als wäre er ein Skarabäus, der in Bernstein eingekapselt ist und nicht weiß, dass er erstarrt ist und seine Zeit ihn zurückgelassen hat.
    »Danke schön, Professor Chilton«, sagte sie.
    »Als wir Sie zu diesem Graduiertenstudiengang zugelassen haben, wusste ich, dass Sie ihn mit Bravour meistern würden. Ihre Zeit am Frauencollege von Mount Holyoke war natürlich beispielhaft gewesen. Und auch Ihre Arbeit in den Seminaren und Ihre Lehrtätigkeit sind nur positiv bewertet worden.« Beweatet, dachte Connie und riss sich gleich wieder am Riemen. Pass auf, Mensch! Das hier ist wichtig!
    Er machte eine Pause, schaute sie an, legte die Zeigefinger an seine Lippen. »Ich frage mich, ob Sie sich schon mit einem Thema für Ihre Doktorarbeit befasst haben«, sagte er. Sie zögerte, fühlte sich überrumpelt. Natürlich war geplant, dass sie ihm nach der Prüfung einen schriftlichen Vorschlag unterbreiten würde, vorausgesetzt, sie hatte bestanden, doch sie hatte damit gerechnet, mehrere Wochen Zeit zu haben,
um alles zu überdenken. Allerdings schien Chiltons besondere Aufmerksamkeit für sie ein Signal dafür zu sein, dass ihr Auftritt bei der Prüfung ihr einen neuen Status an der Fakultät beschert hatte. In Connies Ohren begann es zu summen, als wären es Antennen, die eine hochgradig wichtige Information aufgeschnappt hatten, in einem Code geschrieben, der bislang nur zur Hälfte entschlüsselt war.
    Die wissenschaftliche Welt stellte in

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