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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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»Wir müssen immer noch herausfinden, ob es hier eine genetische Komponente gibt oder externe Faktoren im Spiel sind. Das Erbrechen wirft einige ernsthafte Fragen auf, deshalb würde ich gerne noch weitere Tests machen. Aber es steht außer Frage, dass Samuel hierbleiben muss, bis es uns gelungen ist, seinen Zustand zu stabilisieren. Er läuft Gefahr, sich an dem gebrochenen Bein zu stoßen, wenn er einen Krampfanfall hat, ganz zu schweigen von den neurologischen Implikationen. Und es besteht die Gefahr einer Dehydrierung, wenn das Erbrechen mit demselben Grad von Heftigkeit zurückkehrt. Ich kann Sie nicht entlassen, bis wir die Situation unter Kontrolle gebracht haben.«
    Sams Eltern schauten von dem Arzt zu Sam, dann begegneten sich ihre Blicke. Connie drückte fest seine Hand, und eine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel. Sie wischte sie mit der Schulter weg, weil sie nicht wollte, dass Sam ihre Angst sah.
    »Es ist ungewöhnlich, dass Epilepsie erst im Erwachsenenalter auftritt«, fuhr der Arzt fort. »Gewöhnlich manifestiert
sich die Krankheit bereits in der späten Kindheit oder beim Jugendlichen. Außerdem habe ich immer noch keine Erklärung für das Erbrechen, das unabhängig von den neurologischen Vorfällen zu geschehen scheint. Jedoch«, hier lächelte der Doktor, aber Connie spürte deutlich die Besorgnis, die sich unter der selbstsicheren Miene des Arztes verbarg, »habe ich die aufrichtige Hoffnung, dass wir morgen um diese Zeit bereits mit konkreteren Plänen für eine Behandlung aufwarten können.«
    Der Arzt schüttelte jedem im Raum die Hand, energisch und geschäftsmäßig.
    Während Connie zusah, wie der weiße Kittel des Arztes durch die Tür verschwand, verhärtete sich die Angst in ihrem Bauch zu einem kalten, schroffen Klumpen. Denn eines spürte sie mit derselben Klarheit, als würde sie ein gut ausgeleuchtetes Farbfoto betrachten: Der Arzt hatte nicht den blassesten Schimmer, was er tun sollte.

INTERLUDIUM
    SALEM TOWN, MASSACHUSETTS
ENDE FEBRUAR I692
     
    D as Ei öffnete sich mit einem einzigen schnellen Schlag, und sein glitschiges Inneres glitt in eine wartende Hand hinein. Die Finger der Hand öffneten sich gerade so weit, dass das zähe Eiweiß hindurchschlüpfen und in ein dickes Wasserglas darunter fallen konnte, die runde Kugel des Dotters jedoch in der Hand verblieb. Mercy Dane schnupperte an dem Eigelb, rollte es vorsichtig mit dem Daumen hin und her. Die Dotterhaut gab ein wenig nach, hielt jedoch stand; sie war glatt und warm und hatte ein gesundes dunkles Orange. Das Eigelb roch sauber und erdig; offenbar hatte das Huhn nur Weizenspreu und getrocknete Maiskörner zu fressen bekommen. Sie ließ den Dotter aus ihrer Hand in eine irdene Schüssel gleiten, in der bereits vier oder fünf weitere lagen und im trüben Licht schimmerten. Mercy wurde der Mund ein wenig wässrig, als sie an die Eiercreme dachte, die sie später aus den überzähligen Eigelben machen würde. Ein wenig Milch, Roggenmehl, ein paar Johannisbeeren – davon hatte sie letzte Woche ein paar gehamstert – und Melasse. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Schneidezähne und stellte sich bereits den Duft der Puddingspeise vor, während sie sich die Eireste von den Fingern wischte.
    Das Eiweiß hing wie eine verschwommene weiße Wolke im Wasserglas, und die müde Hand ihrer Mutter streckte
sich nach dem Behälter aus, hielt ihn hoch, wendete ihn hierhin und dorthin. Sie hörte, wie ihre Mutter leise etwas vor sich hin murmelte und das Glas zurück auf das schartige, aufgebockte Brett stellte, das als Tisch diente.
    »Und?«, fragte die Stimme einer ängstlichen jungen Frau.
    Mercy machte sich an der Feuerstelle zu schaffen und benutzte einen langen Eisenhaken, um einen simmernden Kessel ein Stück von der heißesten Stelle des Feuers wegzuziehen. Man hatte ihr erlaubt, ihre Mutter bei der Arbeit zu unterstützen, vorausgesetzt, dass sie ihre Meinung für sich behielt und nicht störte. Der Eisenhaken klapperte gegen die Ziegeleinfassung des Herdes, als Mercy das Feuer schürte und einen Funkenregen rund um den Boden des Kessels aufsteigen ließ. Obwohl sie den beiden Frauen, die am Tisch saßen, den Rücken zukehrte, spürte sie den finsteren Blick ihrer Mutter in ihre Richtung. Ein Blick über die Schulter bestätigte diese Vermutung, als ihre Augen dem stummen, düsteren Starren von Deliverance begegneten. Mercy erwiderte den Blick mit einem Schmollen und wandte sich wieder dem Grüngemüse zu, das

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