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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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kleinen Knopf, und als das Licht anging, zuckte sie erschrocken zusammen, denn vor ihr stand der lächelnde Manning Chilton.
    »Oh!«, schnappte Connie nach Luft und griff sich unwillkürlich an die Brust.
    »Connie, mein Mädchen«, sagte er, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit jovialer Lässigkeit an eines der Regale. »Was für eine angenehme Überraschung. Immer noch mit der Recherche beschäftigt?«
    Er zog eine seiner schmalen Augenbrauen hoch, als er das sagte, und Connie kam der Gedanke, dass nur ihr Doktorvater eine seidene Fliege und Slipper tragen würde, wenn er in einem so schmutzigen Archiv wie diesem seinen Forschungen nachging. Sie stand nahe genug bei ihm, um erkennen zu können, dass lauter kleine Wildschweinköpfe mit gefletschten Hauern die Fliege bedeckten – die Insignien des Porcellian, eines der erlesensten Herrenclubs von Harvard. Er galt als Kontaktbörse für brahmanische Bostonianer, wo dafür gesorgt wurde, dass auch diejenigen, die nicht bereits durch Blutsbande oder Heirat zum Kreis der Auserwählten gehörten, die entsprechenden professionellen und politischen Verbindungen knüpfen konnten. Es war eine Welt, in der Reichtum eine Selbstverständlichkeit war, Klassenprivilegien unhinterfragt bekräftigt wurden und Frauen …
nun, es gab allerhand Gerüchte, wie die Männer des Clubs zu Frauen standen.
    Connie schluckte und blinzelte. »Mir war gar nicht bewusst, dass hier noch jemand ist«, sagte sie.
    Er antwortete mit einem Lächeln, blutleer und steif.
    »Ich bin gerade erst gekommen«, sagte Chilton. »Wollte noch ein paar Quellen einsehen, für die Präsentation auf der Konferenz, über die wir gesprochen haben«, sagte er nach einem Moment. Sie versuchte, sein Lächeln zu erwidern, doch vermutlich sah es etwas verzerrt aus. »Da fällt mir ein«, sagte er und kam noch näher an sie heran. »Wo stehen wir denn mit der Recherche, deren Ergebnis Sie mir präsentieren wollten? Ich bin überaus gespannt, das Buch endlich zu sehen.«
    Plötzlich hatte Connie das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Vielleicht war es ja ein Zufall, dass er ausgerechnet dann auftauchte, wenn sie so kurz vor der Entdeckung von Deliverances Buch stand, doch es bestand durchaus die – wenn auch kleine – Möglichkeit, dass dem nicht so war. Während sie in das Patriziergesicht ihres Doktorvaters blickte, die Augen wässrig blau und blutunterlaufen, die Zähne vom Tabak vergilbt, kam ihr der deutliche Verdacht, dass ihre Angst berechtigt war. Er musste selbst nach dem Buch gesucht und es nicht gefunden haben – das hatte er gemeint, als er sagte, er stelle selbst ein paar Nachforschungen an. Jetzt war er ihr hierhergefolgt, damit sie ihre Entdeckung nicht vor ihm verbergen konnte. Sie war bei der letzten Möglichkeit auf ihrer Liste gelangt, und er stand vor ihr und wartete.
    Connie war sich immer noch nicht darüber im Klaren, warum sie ihre Recherche vor ihm geheim halten wollte; sie wusste, dass er auf den Erfolg ihrer Arbeit baute, um sein eigenes Ansehen zu untermauern. Und sie hatte mit angehört, wie er jemandem für die Konferenz der Colonial Association
Ergebnisse versprochen hatte – welche Art von Ergebnissen, das wusste sie nicht. Bei ihrem letzten Treffen hatte Chilton sogar mit Geltung und Prestige gewunken – wie eine Karotte, die er ihr vor die Nase band, damit sie schneller arbeitete. Aber wenn er hier war, wie ein Geier über ihr kreisend und bereit zuzustoßen, sobald ihre Primärquelle in Sicht kam, dann musste seine Verzweiflung noch größer sein, als Janine es angedeutet hatte.
    »Übrigens« – sie zauderte – »besteht eine gute Möglichkeit, dass ich es finde. Heute.« Wieder schluckte sie, um den Speichel loszuwerden, der sich vor Aufregung in ihrem Mund sammelte. Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit, wie ein Riss, der durch einen angeschlagenen Porzellanteller wandert.
    »Was für ausgezeichnete Neuigkeiten«, sagte er. »Ich wusste, dass Sie es schaffen. Machen Sie doch bitte weiter.« Er winkte gütig mit seiner knochigen Hand.
    Unter seinen hungrigen Augen zog sie den Zettel mit den Signaturen aus ihrer Hosentasche und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den zerfledderten Buchrücken zu, um sie nach der Standortnummer jenes letzten Buches abzusuchen.
    »Mein Mädchen«, begann er, während sie die Bücher durchforstete. »Wissen Sie eigentlich, warum ich der Geschichte der Alchemie einen so großen Raum in meinen Forschungen einräume?«
    Sie

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