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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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festzustellen, ob das lebensbedrohliche Leiden eines Menschen darauf zurückzuführen ist, dass er verhext wurde«, begannen die Instruktionen, »fange man sein Wasser in einer Hexenflasche auf, werfe ein paar Nadeln oder Nägel hinein und koche es auf sehr heißer Flamme.«
    Connie hob den Kopf und dachte nach. Was war denn eine Hexenflasche? Sie schob die Handschrift beiseite und holte ihre Abschrift von Deliverances Nachlassliste hervor, fuhr mit dem Finger die Seite hinab. Da stand es: »Klasflaschen« im Wert von 30 Shilling. Connie erinnerte sich, dass sie sich damals gefragt hatte, warum in dem Nachlass extra ein paar Flaschen erwähnt worden waren, war aber auf keine Antwort gekommen.
    Sie hob den Kopf und blickte suchend an den vollen Regalen des Esszimmers entlang. Connie hatte eine beträchtliche Zeit damit verbracht, die irdenen Schüsseln und die Glasteile zu schrubben, die in dem Alkoven bei der großen Feuerstelle standen, und auch in den dunklen Verschlag darunter hatte sie einen kurzen Blick geworfen, war jedoch vor den dicken Schmutzschichten zurückgeschreckt, die sie da drinnen erwarteten. Dort standen unter anderem eine Reihe
alter Flaschen, die ihr damals nicht weiter interessant erschienen waren. Nur alter Plunder, den man im Trödelladen verscherbeln konnte. Und die Küche war natürlich voller Einweckgläser, die jedoch jüngeren Datums waren – die Überbleibsel von Grannas Wirken, wie auch immer sie selbst dies interpretiert hatte.
    Nun drehte sich Connie um, schaute über ihre Schulter und starrte den hölzernen Alkoven mit dem kleinen Verschlag an. Ihre Augen wurden schmal, während sie ihre Aufmerksamkeit der Ecke des Esszimmers zuwandte, sich den geblümten Rücken ihrer Großmutter vorstellte, eine dünne Schürze mit einer Schleife um die Taille gebunden, wie sie mit einem müden Ächzen auf die Knie ging und das Türchen öffnete. Die Granna in ihrer Vorstellung wischte sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie Anstalten machte, in den Verschlag zu greifen, und Connie glaubte sie förmlich hinter der Holztür kramen und etwas klirren zu hören.
    Von wegen alter Plunder.
    Connie erhob sich vom Stuhl und kniete vor dem Türchen des Verschlages. Derlei sonderbare Stauräume gab es im ganzen Haus verteilt; auch jedes der kleinen Schlafzimmer auf dem Dachboden hatte einen eingebauten Fenstersitz, in dem Connie ein paar extra Decken, ein Scrabble-Spiel, bei dem die meisten Vokale fehlten, sowie die unerfreulichen Hinterlassenschaften mehrerer Generationen Mäuse vorgefunden hatte. Sie schob den winzigen Riegel zurück und öffnete das Türchen.
    Drinnen, mit dicken Staubschichten bedeckt und ein paar zarten Spinnweben dekoriert wie mit Girlanden, stapelte sich ein ungeordneter Haufen Haushaltsgeräte in allen Formen: kleine eiserne Kessel und Tiegel, etwas, das aussah wie ein verrostetes Waffeleisen, ein längliches Drahtgestell für das
Grillen von ganzen Fischen, ein paar Bettflaschen aus Kupfer, grün angelaufen und für eine Befüllung mit glühenden Kohlen gedacht. Und dickwandige Glasflaschen. Es waren dutzende, vielleicht sogar hundert, und sie hatten alle eine wässrige, blaugrüne Färbung, die auf geschmolzenen Sand und ein hohes Alter schließen ließen. Die Hälse der Flaschen waren uneben, ihre Böden jedoch so solide wie Felsplatten. Sie hatten unterschiedliche Größen, schienen aber alle aus einer Epoche vor dem Industriezeitalter zu stammen, als Glas noch mundgeblasen und nicht maschinell fabriziert wurde.
    Die Flaschen waren zum größten Teil nicht verkorkt und leer, und Connie griff in den Verschlag, um eine von ihnen aus der Schmutzschicht zu befreien, in die sie eingeschlossen war. Sie hielt die Flasche über ihren Kopf, fing den schummrigen Lichtschein des Esszimmers in den dicken, mit Blaseneinschlüssen durchzogenen Wänden der Flasche ein. Und sah, dass mehrere verrostete Nägel darin lagen. Sie trug die Flasche zurück an den Esstisch und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der dicken Handschrift zu.
    »Man werfe die Flasche ins Feuer und spreche dabei das Vaterunser, gefolgt von dieser überaus wirksamen Beschwörungsformel: Agla Pater Dominus Tetragrammaton Adonai – Himmlischer Vater, ich flehe dich an, bring den Übeltäter zu mir.«
    Verstört richtete sich Connie in ihrem Stuhl auf. Sie drückte die Hände an beide Seiten ihres Kopfes, versuchte mit ihrer Willenskraft den sich ausbreitenden Schmerz in ihrem Kopf zum Abklingen zu bringen. Agla,

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