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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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an ihren Händen quillen und in unsichtbaren Tröpfchen in die Luft aufsteigen und verschwinden, als hätte ihre Haut es von selbst aus sich herausgepresst.
    Eine Weile lehnte sie am Tischbein und schaute dem längst zahm gewordenen Feuer zu, das nur noch sachte prasselte,
während Chilton leise in die Hände weinte, die er vor sein Gesicht geschlagen hatte. Ein paar Minuten waren vergangen, als ein gurgelndes Beben die Mitte seines Körpers und seine Kehle erfasste und sich seine Gliedmaßen versteiften, während ihn der erste Anfall ereilte, ihm die Augäpfel in die Höhlen zurückrollten, seine Muskeln sich zu dicken Knoten verhärteten und er in so heftige Zuckungen verfiel, dass es kaum mit anzusehen war.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie, und eine Träne kullerte ihr über die Wange, als Arlo an ihrer Seite auftauchte.

POSTLUDIUM
    Cambridge, Massachusetts
Ende Oktober 1991
     
    E in munteres Feuer brannte in dem Backsteinkamin im hinteren Teil von Abner’s Pub, und als Connie in der Tür stand, lächelte sie. Wie üblich hatte sich jemand – vielleicht sogar Abner selbst – mit der Halloweendekoration ausgetobt; allerlei Babykürbisse türmten sich in kleinen Pyramiden in der Mitte jedes Tisches, zusammen mit mehreren Pappbechern, in denen Filz- und Farbstifte standen, damit die Gäste das Gemüse mit den passenden böse grinsenden Gesichtern verzieren konnten. An der Bar saß eine besäuselte Hauptseminarstudentin in einem Cocktailkleid und aufgesteckten Mickymausohren und stieß mit dem Finger in die Brust eines jungen Mannes im Abendanzug, dessen Fliege und Kummerbund mit lauter lachenden Ferkeln bedruckt waren. »Nein, du hörsss mir sssu«, lallte das Mädchen, und Connie lachte.
    »Halloween ist jedes Jahr das Gleiche hier«, bemerkte sie über die Schulter hinweg zu Sam, der hinter ihr hereinkam.
    »Aber genau das gefällt dir doch, oder?«, erwiderte er und schob sich an ihr vorbei, eine Reisetasche über der Schulter. Sie grinste.
    Connie entdeckte eine Hand, die ihr über die Köpfe in der Bar hinweg zuwinkte, und sie und Sam bahnten sich einen Weg durch die Menge bis zu der Nische fast ganz hinten. Es stellte sich heraus, dass die Hand zu Liz gehörte, die
aufsprang und Connie begeistert in die Arme schloss. »Da ist sie!«, rief Liz und drückte sie kurz, bevor sie Sam umarmte.
    »Gott sei Dank bist du wieder da«, sagte Thomas und schüttelte den Kopf. »Ich bin einfach nicht in der Lage, diese Aufsatzfragen zu beantworten. Wusstet ihr, dass man für diese Bewerbungen für die Graduate School eine intellektuelle Biographie erstellen muss? Was soll das bloß heißen?« Liz stieß ihm einen scharfen Ellbogen in die Rippen. »Au!«, schrie er. »Was denn?«
    Connie ließ ihre Schultertasche zu Boden fallen, die immer noch mit Büchern und schmutziger Wäsche gefüllt war, und ließ sich mit einem Seufzer auf einen freien Stuhl fallen.
    »Also, wie war die Konferenz?«, wollte Janine Silva wissen, nachdem sie Sam mit einem kurzen Nicken begrüßt hatte.
    Connie lächelte verhalten. »Ganz gut, denke ich«, sagte sie, aber Sam unterbrach sie. »Komm schon! Erzähl ihnen, was passiert ist!«
    »Nichts Besonderes«, spielte sie die Sache herunter und nahm dankbar den Bourbon-Cocktail entgegen, den eine Kellnerin vor ihr auf einen Untersetzer stellte.
    »Was war nichts Besonderes?«, hakte Liz nach, während Sam sagte: »Von wegen, von wegen!«
    Lauter neugierige Augenpaare am Tisch richteten sich auf Connie, die mit genüsslich geschlossenen Augen an dem Cocktailglas nippte. Als sie aufblickte, schienen alle auf sie zu warten.
    »Cambridge University Press sagt, sie wollen eine Kopie meiner Dissertation sehen, wenn sie fertig ist«, gestand sie, und der Tisch vibrierte vor Gratulationsrufen.
    »Ich wusste es«, sagte Janine Silva und schüttelte den Kopf. »Haben Sie denn schon einen Titel?«

    Connie nickte und griff nach ihrem Notizbuch. » Eine Rehabilitation der weisen Frauen im kolonialen Amerika: Der Fall Deliverance Dane «, las sie vom Blatt ab. Liz und Thomas prosteten sich zu, Janine lächelte anerkennend.
    »Vielleicht ein bisschen wortreich«, riet ihr ihre neue Doktormutter zur Vorsicht, »aber das kann man immer noch ändern.«
    »Dann ist der Vortrag also gut angekommen, das willst du damit sagen«, meinte Liz. »Ich war mir nicht so ganz sicher, ob die Colonial Association schon reif für eine feministische Neuinterpretation des Volkszaubers ist.«
    »Da war ich mir auch nicht

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