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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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für Connie immer ein Anlass innezuhalten. Doch jetzt brummte ihr der Kopf nur so vor allerhand Hypothesen, und die Gluthitze in dem aufgeheizten Haus, die auf ihrer Haut prickelte, verschmolz mit der Energie in ihren Nervenenden, bis sie sich von Kopf bis Fuß hellwach und angespannt fühlte. Wahrscheinlich lag es nahe, bei den Büchern im Wohnzimmer zu beginnen. Während sie an der Stiege vorbeiging, stolperte sie über den Pilz und köpfte ihn. Das saftige Klatschen seines Fleisches, als er auf die faulige Stelle am Boden fiel, erfüllte sie mit Genugtuung.

    Laut Graces spärlichen Schilderungen war Lemuel Goodwin ein schlichter Mann gewesen, der nur bis zur Highschool auf die Schule gegangen war und wenig für Bücher übrighatte. Als Sohn von Arbeitern in der Schuhfabrik hatte er sein gesamtes Leben in Marblehead verbracht, und sein größtes Vergnügen war das Hummerfischen vor Cat Island gewesen, wo er ganz in der Nähe des Hafens mehrere Fangkörbe sein Eigen nannte. Auf dem Kaminsims im Wohnzimmer stand ein Foto, das im Laufe der Jahre fast gänzlich verblichen war: Es zeigte Lemuel, wie er blinzelnd in die Kamera blickte, unter einem reich geschmückten Torbogen im Radcliffe-College, den Arm stolz um Graces Schultern gelegt. Die weißen Handschuhe und der schmucke kleine Hut, die Grace trug, legten den Schluss nahe, dass das Bild I962 gemacht worden war, in dem Jahr, als sie von zuhause weggegangen war. Connie rieb mit dem Finger über den Fotorahmen und fragte sich, warum Grace immer so wenig über ihren Vater erzählt hatte. Connie wusste nicht einmal genau, wie er gestorben war, nur, dass es ein plötzlicher und unerwarteter Tod gewesen war. Oft hatte sie sich auch die Frage gestellt, ob das schmähliche Ende von Graces Karriere am College irgendwie etwas mit Lemuels plötzlichem Verschwinden aus ihrem und Grannas Leben zu tun hatte. Der Prellbock zwischen den beiden war einfach entfernt worden.
    Wenn ihr Verständnis von Lemuel korrekt war, so hatten wohl die meisten der Bücher auf den Regalen Granna gehört. Bislang hatte sie sich noch nicht weiter mit dem Gedanken aufgehalten, warum der Name von Deliverance Dane in diesem Haus aufgetaucht war. Die sprichwörtliche Sparsamkeit der Nordstaatler führte dazu, dass nichts noch halbwegs Nutzbares weggeworfen wurde, und so häufte sich oft selbst bei Familien, die weit verstreut oder zurückgezogen lebten, eine gewaltige Menge an Plunder an. Doch jetzt hegte Connie
den Gedanken – die Hoffnung -, wenn sich Deliverances Name irgendwo in den Tiefen von Grannas Bibel erhalten hatte, dann könnte es vielleicht noch weitere Überbleibsel ihres Lebens hier geben. Vielleicht war ja Grannas Bibel genau die, die in Deliverances Nachlassverzeichnis erwähnt wurde! Connie stand da, die Hände in die Hüften gestemmt, und ließ den Blick über die Buchrücken schweifen. Arlo tauchte zu ihren Füßen auf und berührte mit der Pfote ihr Bein. Sie beugte sich hinab, um eins seiner schlammfarbenen Ohren zu kraulen.
    »Hast du denn schon die Gartenschlange gefangen, über die wir geredet haben?«, fragte sie das Tier. »Es ist einfach ekelhaft, überall im Haus Reptilien zu haben. Ich finde, du könntest langsam damit anfangen, deine häuslichen Pflichten hier zu erfüllen.« Er reagierte nicht, sondern sprang stattdessen auf einen der Sessel mit den bestickten Lehnen. Connie seufzte entnervt und beschloss, beim größten Buch zu beginnen.
    Wenn das Rezepturenbuch zusammen mit einer Bibel aufgeführt gewesen war, möglicherweise sogar mit genau der Bibel, auf die sie bereits gestoßen war, dann könnte sie daraus den Schluss ziehen, dass es in etwa das gleiche Format hatte wie die Bibel. Die Bücher auf dem untersten Regal waren alle hoch, richtig dicke Schinken, und Connie zog eines nach dem anderen heraus. Das erste war die Bibel, in der sie den Schlüssel gefunden hatte; diese war offenbar im Jahre I6I9 gedruckt, und einige Seiten waren aufgrund eines Wasserschadens miteinander verklebt. Außerdem enthielt das Regal zwei weitere Bibeln, die eine aus dem Jahre I752, die andere von I866. Auf der vorderen Umschlaginnenseite der Bibel aus dem neunzehnten Jahrhundert befand sich ein fragmentarischer Stammbaum von Lemuels Vorfahren – allesamt aus Marblehead. Ein besticktes Lesezeichen mit einem Kirchturmmuster
steckte zwischen den Seiten des Matthäusevangeliums. Die Fäden waren von Silberfischchen aufgefressen geworden.
    Es folgten zwei Psalter, und dann etwas, das

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