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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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gleich ans Telefon gekommen war. Sie schloss die Augen und versuchte, ihre Phantasie ein wenig in Gang zu bringen, während sie sich das Wohnzimmer im Lehmsteinhaus ihrer Mutter mit seinen frei gelegten Deckenbalken vorstellte. Sie sah Grace, wie sie in ihrem tiefen Mission-Lehnstuhl saß, die Jeansbeine aufgerollt, die Füße genüsslich in eine breite Metallschüssel mit irgendeinem aromatischen Aufguss gestellt. Unwillkürlich wackelte Connie selber mit den Zehen und spürte, dass ihr der Spann wehtat.
    »Was hast du heute gemacht?«, fragte sie und zog an der Telefonschnur.
    Ihre Mutter seufzte. »Ach, du weißt schon. Nicht viel. Ich bin mit meiner Frauengruppe auf einer Wüstenwanderung gewesen. Vier Stunden lang sind wir auf Felsen rumgekraxelt. Und ich hatte Espadrilles an, kannst du dir das vorstellen?«, sagte Grace und lachte über sich selbst. »So viel zum Thema gute Planung.«
    Connie lächelte, insgeheim amüsiert darüber, wie richtig sie mit ihrer Vermutung gelegen hatte. »Weißt du etwas über eine Person namens Deliverance Dane?«
    »Wer?«, fragte Grace, nicht allzu interessiert. Connie sah sie vor sich, wie sie den Kopf in den Sessel schmiegte, die Augen geschlossen. Auf der Straße vor ihrer Telefonzelle fuhr ein Zehnjähriger auf dem Fahrrad vorbei und brachte einen Pick-up mit quietschenden Bremsen zum Stehen. Der Fahrer streckte den Arm aus dem Führerhaus und schrie dem Jungen etwas zu, das Connie nicht hören konnte. Arlo kratzte an der Glastür, und sie hielt einen Finger hoch, um ihm zu verstehen zu geben, dass er warten solle.
    »Ich habe den Namen auf einem kleinen Papierstreifen gefunden, der in einem Schlüssel in Grannas Bibel steckte«, sagte Connie. »Ich glaube, dass sie möglicherweise in die Salemer Hexenprozesse verstrickt war. Heute Abend habe ich
im Haus gesucht, ob ich noch was finde, aber bis jetzt Fehlanzeige. Ich dachte, vielleicht weißt du was.«
    Connie hörte ihre Mutter leise lachen. »Ach, mein Liebes«, sagte sie schließlich. »Du und deine Geschichte. Aber jetzt sei nicht böse, komm.« Das sagte Grace in genau dem Moment, als Connie wirklich ein wenig wütend wurde. »Hast du dir eigentlich mal überlegt, dass du vielleicht deshalb so gern über Leute nachdenkst, die schon lange tot sind, weil es dich ein bisschen überfordert, die Leute in der Gegenwart wirklich kennen zu lernen? Konzentrieren wir uns doch auf das Jetzt. Sag mir, wie es dir geht.«
    Langsam platzte Connie wirklich der Kragen, und sie musste den Drang unterdrücken, aufzulegen. »Mom, das ist meine Arbeit. Meine Forschungen bestimmen, wie es mir geht .«
    »Kokolores«, sagte Grace geschmeidig. »Ich sehe doch schon an deiner Farbe, dass da noch was anderes im Gang ist.« Das war Graces Art, ihr mitzuteilen, dass sich ihre Aura verändert hatte, und sie konnte ihren Ärger nur mit Mühe für sich behalten. Sie zwickte sich in den Nasenrücken, kniff die Augen zusammen und zählte leise bis zehn. »Geht es um einen Jungen?«, fragte Grace furchtsam, bevor Connie etwas sagen konnte.
    »Ich habe übrigens viel mehr Tagträume, seit ich hier bin«, sagte Connie, sozusagen als Friedensangebot. »Sie kommen einfach so, und hinterher tut mir der Kopf weh. Ich hab mir überlegt, ob ich vielleicht mal zum Arzt soll.«
    »Ach, du brauchst keinen Arzt«, sagte Grace, die Connies Schilderung nicht besonders zu überraschen schien. »Worum geht es in den Träumen?«
    »Meistens um Granna«, sagte Connie. »Und um Lemuel, was komisch ist, da ich ihn doch gar nicht gekannt habe.«
    Grace war einen Moment lang still, und Connie hatte Gewissensbisse.
Sie machte sich Sorgen, die Erwähnung Lemuels könne ihre Mutter traurig machen. Grace seufzte wieder.
    »Ach, du hättest Dad gemocht«, sagte ihre Mutter, und ihre Stimme hatte einen winzigen wehmütigen Unterton. »Er hätte dich auch nicht mehr verstanden, als er mich verstanden hat, aber er wäre verrückt nach dir gewesen. Ich bin froh, dass du an ihn denkst.«
    Connie schluckte, und plötzlich bedauerte sie ihre Verärgerung. Grace hatte einfach eine etwas eigene Art, Dinge auszudrücken. Sie erinnerte sich, dass sie sich vorgenommen hatte, auf den Inhalt dessen zu achten, was Grace sagen wollte, und weniger auf ihre Ausdrucksweise. »Das ist noch nicht alles, Mom -«.
    »Die Sache mit den Auren«, unterbrach ihre Mutter sie, »ist die, dass sie eine Weile bei den Dingen bleiben. Menschen, die dafür empfänglich sind, können oft sogar winzige Reste davon

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