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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Möglichkeit, herauszufinden, was Prudence Bartlett damit gemacht hat, und deshalb ist er aufgebracht. Damit hätte ich einfach rechnen müssen.« Sie ging ins Esszimmer und zog die Schnur des Telefons hinter sich her, bis sie kurz vor dem Regal mit dem Geschirr straff wurde. Die gesamte vergangene Woche hatte sie damit zugebracht, die dicke Staubschicht von jedem der Keramikteile zu waschen, und jetzt standen sie sauber schimmernd in der schummrigen Ecke des Zimmers. Connie nahm einen Henkelbecher in die Hand, schaute ihn an – britisch, neunzehntes Jahrhundert, mit einem Haarriss -, und stellte ihn wieder aufs Regal zurück.
    »Jedenfalls hat er nicht Unrecht«, fuhr sie fort. »Ich habe keine Ahnung, was ich als Nächstes machen soll. Von Prudence gibt es keine Nachlassakte, und in ihrem Tagebuch hat sie es nicht erwähnt. Wenn ich nicht herausfinde, wo das Buch dann gelandet ist, muss ich das gesamte Projekt neu durchdenken.«
    »Hmmm«, machte Grace mit kaum spürbarer Missbilligung. »Warum glaubst du denn, dass er so interessiert ist?«

    »Alle Doktorväter sind am Erfolg oder Misserfolg ihrer Studenten interessiert«, sagte Connie, der im selben Moment schon klar war, wie wenig überzeugend sie klang. Sie sprach wie aus einer Broschüre.
    »Die Dinge müssen sich geändert haben, seit ich auf dem College war.« Grace seufzte, als Connie gerade zu der Korrektur »Graduate School« ansetzte, und dann lenkte sie ein: »Natürlich, mein Schatz. Graduate School. Ist das wirklich so wichtig?«
    Connie schnappte nach Luft.
    »Ich weiß«, sagte Grace, bevor ihre Tochter sich zu einer schnippischen Antwort hinreißen ließ. Connie gab ein entnervtes Ächzen von sich und beschloss, eine andere Taktik einzuschlagen.
    »Machst du denn irgendwas am Nationalfeiertag?«, fragte sie und spielte mit einer der toten Pflanzen, die immer noch im Esszimmer hingen. Ihre Mutter ließ ein fröhlich perlendes Lachen hören.
    »Keine Hotdogs und kein Feuerwerk, wenn du das wissen willst. Bei uns gibt es einen Benefiz-Kuchenverkauf und einen Basar. Der Überschuss geht an unser Komitee zur Rettung der Ozonschicht. Ich werde Auren lesen.« Connie sagte nichts, dachte jedoch: Und was für eine Farbe hat meine Aura in genau dieser Minute, Grace? »Weißt du, es könnte hilfreich sein, wenn du das Buch einfach mal anders siehst«, sagte Grace in Connies Schweigen hinein.
    »Ach ja?«
    »Vielleicht hat ja diese Frau – Prudence – dieses Buch gar nicht per se als Rezeptbuch betrachtet. Vielleicht hat sie es anders genannt. Immerhin sind seit dem Ableben ihrer Großmutter hundert Jahre vergangen. Manchmal sehen Menschen die Dinge einfach anders als ihre Mütter.« Connie hörte das Lächeln in der Stimme ihrer Mutter und
musste grinsen. »Und wie feierst du den vierten Juli?«, fragte Grace.
    »Liz kommt übers Wochenende. Wir kochen uns was und schauen uns das Feuerwerk zusammen mit Sa-, na ja mit einem Typen an, den ich kenne. Gehen an den Strand. Und schreiben die Anrufe meines Doktorvaters in den Wind. Das Übliche eben.« Connie drehte ein schwarz angelaufenes Einweckglas herum, das auf einer der Truhen im Wohnzimmer stand und in der Staubschicht darunter einen dunklen Ring hinterlassen hatte.
    »Endlich taucht dieser Junge auf«, bemerkte Grace. »Seinen Namen darf ich noch nicht erfahren?«
    Sie wartete, während Connie in die Dunkelheit lächelte.
    »Oh, na gut. Na ja, das klingt jedenfalls nach Spaß«, sagte Grace strahlend. »Aber jetzt muss ich los. Und, Connie«, fügte sie hinzu und suchte offenbar nach Worten. »Ich weiß nicht so recht, was ich von dieser Situation mit Chilton halten soll.«
    »Was meinst du? Alle Doktorväter sind hinter dem her, was ihre Studenten machen. Letztes Semester hab ich selber Thomas ganz schön zugesetzt. Ist auch nichts anderes.« Connie zuckte mit den Schultern.
    »Ich meine gar nichts. Mach einfach mal halblang, Liebes, das ist alles, was ich sagen will.«
    Connie zwirbelte die Telefonschnur und sagte: »Das werde ich, Mom. Mach dir keine Sorgen.« Und sie war gerade dabei aufzulegen, als sie meinte, Grace sagen zu hören: » Blau.«
     
    Connie saß an Grannas Chippendale-Sekretär, den einen Fuß unter das Gesäß gezogen, und blätterte noch einmal in ihren Notizen zu Prudences Tagebuch. Sie hatte sich das gesamte Dokument durchgelesen und war auf keine Erwähnung von Deliverance Dane gestoßen, ebenso wenig wie auf
Informationen, was aus dem Buch geworden sein könnte. Ihr Frust, was

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