Das Hexenbuch von Salem
sammelten ihre Kinder ein und traten den Heimmarsch an. Die drei blieben noch sitzen, genossen die Stille, sagten nichts.
Connie rollte sich auf den Rücken und gähnte, streckte die Arme über dem Kopf aus und spürte, wie ihre Knöchel und Fersen sich in das feuchte Gras bohrten.
In genau diesem Moment zog eine leuchtende Sternschnuppe über ihnen am Himmel ihre Bahn, ein winziger Feuerball, der durch die Atmosphäre sauste. Connie lächelte und beschloss – ganz egoistisch -, für sich zu behalten, dass sie sie gesehen hatte. Einen winzigen Moment lang glaubte sie ein blaues Licht am Horizont aufblitzen zu sehen, wo der Meteor verschwunden war, doch dann war es weg.
»Ist schon spät«, sagte sie schließlich. »Wir sollten allmählich zurück.«
»Und was macht ihr beiden morgen?«, kam Sams Stimme aus dem Dunkeln. Der Park hatte sich geleert, und nur die Wellen, die klatschend gegen die Hafenmauer schlugen, waren zu hören.
»Strand, oder, Connie?«, fragte Liz mit schläfriger Stimme.
»Strand«, stimmte Connie zu und rappelte sich zum Sitzen hoch. »Jetzt komm schon, Liz«, sagte sie und stupste ihre Freundin am Bein. »Sam muss heim.« Liz gab ein murrendes Seufzen von sich, stand aber auf. Sie falteten die Decke zusammen und traten auf Schleichwegen den Heimweg in die Milk Street an.
Sams Taschenlampe schnitt einen exakten Lichtkegel in die Finsternis und beleuchtete jeden einzelnen Kieselstein
und jedes Blatt, das auf die Straße gefallen war. »Jedenfalls findet Grace, ich sehe vor lauter Bäumen den Wald nicht«, sagte Connie gerade. »Deshalb dachte ich mir, ich schau mir meine Notizen noch mal an. Sie meinte, vielleicht hat Prudence es ja anders genannt.«
»Connie«, sagte Liz mit Bestimmtheit. »Das ist alles wirklich toll und so. Aber morgen hast du mal frei, und damit basta. Wir gehen an den Strand, legen uns in die Sonne, lassen uns im Wasser treiben, und den Rest des Abends verbringen wir in der blödsten Bar, die wir finden können. Sam, bist du dabei?«
Er lachte, ließ den Strahl seiner Taschenlampe kurz über ihre Füße schwenken und richtete ihn dann wieder, als großes, gelbes Oval, auf die Straße. »Logo«, sagte er.
»Ich wusste, dass ich ihn mag«, sagte Liz.
Der Schein der Taschenlampe wanderte über das Gewirr der überwucherten Hecke, hinter der sich Grannas Haus verbarg, und fiel dann auf das Tor im Unterholz. Connies Arm griff in das Licht, um den Riegel zurückzuschieben, und sie traten in den Garten, bahnten sich ihren Weg durch die Unkrautbüschel, die zwischen den Steinplatten des Weges hervorlugten.
»Du hast dir einen freien Tag verdient«, hub Sam gerade an, als der Lichtkegel auf die Haustür traf.
In diesem Moment erstarrten alle drei. Liz schrie erschrocken auf.
»O mein Gott«, flüsterte Connie und starrte entsetzt die Tür an.
Connie zog den Kragen ihres Pullovers bis zum Kinn hoch und erschauderte. Liz hockte auf der Eingangstreppe neben ihr, den Blick fest auf Sam gerichtet, der mit zwei bulligen Männern ein leises Gespräch führte. Sie gestikulierten heftig,
was durch die regelmäßig aufflackernden roten und blauen Signallichter des Polizeiwagens, der auf der Straße parkte, in allen Einzelheiten deutlich zu erkennen war. Wieder und wieder durchdrang ihr blendender Schein das Gestrüpp und ergoss sich auf die reglose, stumme Fassade des Hauses.
»Ich bin mir sicher, die kriegen das raus«, murmelte Liz, doch Connie spürte, dass ihre Freundin sich ebenso selbst beruhigen musste wie sie.
»Ich weiß«, sagte Connie, legte den Arm um Liz’ Schulter und drückte sie. Während sie sich an ihre Freundin schmiegte, spürte sie, wie ihr Herz schneller schlug. Sie sah, dass Sam in ihre Richtung zeigte, und jetzt kamen die beiden Kleiderschränke durch die Nacht auf sie zu.
»Sind Sie Connie Goodwin?«, fragte einer von ihnen. Der andere machte vorsichtig einen Rundgang durch den Garten und ließ den Schweinwerfer seiner Taschenlampe über die Hausfassade wandern. Der Polizist, der sich nun über Connie beugte, war fast völlig kahl geschoren, und an den vielen roten Äderchen an seiner Nase war unschwer zu erkennen, dass er gerne einen über den Durst trank. Die grellen, sich drehenden Lichter gaben seinem Gesicht etwas Diabolisches, was er wahrscheinlich nicht verdiente. Sie stand auf, und Liz mit ihr.
»Ja«, sagte sie.
»Ist das hier Ihr Haus?«, fragte er.
»Ja. Nein, eigentlich nicht. Es gehörte meiner Großmutter, Sophia Goodwin. Sie ist
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