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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Connie lachte und warf mit dem Kochhandschuh nach ihrer Freundin.
    Die beiden Frauen machten es sich übers Eck am Ende des langen Esstisches gemütlich, in dem schmalen Lichtkreis, den die Öllampe warf, und wickelten Pasta auf ihre Gabeln. Liz lieferte Connie Anekdoten über die Lateinschüler in ihrem Sommerkurs (»Einer von denen hatte so ein riesiges Handy, das er die ganze Zeit auf dem Tisch liegen hatte! Welcher High-School-Schüler hat denn schon ein Handy? Haben so was sonst nicht bloß Banker?«) und schmückte ihre Schilderung mit Geschichten von ihrem saumseligen Sommerleben in Cambridge aus.
    Connie sah Liz beim Reden zu, erfreute sich am Klang ihrer Stimme, die zusammen mit ihrer eigenen die trübseligen
Räume des Hauses erfüllte. Wenn sie sich in der kleinen Welt von Marblehead bewegte – Einkäufe machte, Archive besuchte, eine Kaffeepause einlegte -, ließ sie sich gerne auf ein Schwätzchen ein und linderte ihre Einsamkeit, indem sie kurz mit anderen Menschen kommunizierte, bevor sie sich wieder in ihre Höhle von Grannas Haus zurückzog. Manchmal schaute sie dann an sich herunter, sah Arlo auf ihrem Schoß liegen, und ein Blick aus seinen braunen Augen sagte ihr, dass sie schon seit mehreren Stunden mit niemandem mehr geredet hatte.
    Ein leises Klopfen kam von der Tür, und Liz unterbrach ihre Schilderung eines besonders nervigen Rendezvous von der vergangenen Woche, blickte mit leuchtenden Augen auf und flüsterte: »Gehst du nicht hin?«
    Connie grinste und warf ihre Serviette in den Schoß. »Komme!«, rief sie.
    Auf der Schwelle zur Tür, den Garten mit seinem Gewirr aus Schatten und Schlingpflanzen im Hintergrund, stand Sam, einen Sixpack Bier in der einen Hand und eine große, professionell aussehende Taschenlampe in der anderen. »Guten Abend, Madam«, sagte er mit gespielter Feierlichkeit und machte einen steifen Diener. Die Lampe beleuchtete sein Kinn von unten. »Ihr ortskundiger Sherpa ist da, sehr zu Diensten.«
    Connie bemerkte, dass Sam ein ANARCHY-IN-THE-UK-T-Shirt trug, vermutlich aus Anlass des Unabhängigkeitstages, und musste unwillkürlich kichern. »Sam Hartley«, stellte sie ihn vor und ließ ihn ins Esszimmer eintreten. »Und das hier ist meine Freundin Liz Dowers. Liz, Sam.«
    »Freut mich«, sagte Sam und tippte sich lässig an den Kopf, als würde er einen Dreispitz tragen.
    Liz tauchte hinter Connie auf, eine Decke gefaltet über dem Arm. »Ist mir ein Vergnügen«, sagte sie, machte einen
anmutigen Knicks und hielt dabei die Decke zur Seite, als wäre es eine schwere Brokatschleppe.
    »Sollten wir nicht langsam los?«, fragte Connie. »Das Feuerwerk fängt um neun an.« Connie bemerkte, wie Liz Sam einer raschen optischen Prüfung unterzog, ihr »süß« zuhauchte, während Sam mit seiner Taschenlampe beschäftigt war, und dann so tat, als könne sie kein Wässerchen trüben, als Sam wieder aufblickte.
    Die drei Gestalten machten sich auf den Weg durch die Nacht, gefolgt von Arlos Blick, der im Wohnzimmer saß und ihnen durch die dichten Blätter des Gartens hinterherschaute.
     
    Über dem Hafen ging ein letzter Funkenregen nieder, und von einigen Segelbooten, die draußen auf dem Wasser vor Anker gegangen waren, kam statt Applaus ein einstimmiges Tuten, das sich mit dem abschließenden Krachen und dem gemeinschaftlichen Seufzen der Zuschauer vermischte, welche auf Decken im Park oder auf den Dächern der Häuser hockten. Rings um den Hafen wurden unter großem Knistern die roten Gasfackeln angezündet und gaben ihre Dämpfe in die Rauchwolke ab, die langsam über den Damm abzog, während die letzten Feuerwerksraketen am Himmel verglühten. Connie hörte das Klatschen und Pfeifen aus dem Park rings um sie herum und verspürte zum ersten Mal eine warme Zuneigung zu der Gemeinschaft, an deren Rand sie sich bislang bewegt hatte. Sie genoss die Anonymität, hier im Dunkeln zu sitzen, nur ein Augenpaar unter vielen, verblüfft von all den glitzernden Lichtern über ihrem Kopf. Sie gab ein zufriedenes Seufzen von sich und lächelte zu ihren Freunden hinüber, die sich beide auf die Ellbogen gestützt und zurückgelehnt hatten, die Köpfe in Richtung Himmel gereckt.
    »Toll«, murmelte Liz, und Connie hörte ein leises Klicken,
als Liz den Verschlussring ihrer Bierdose nach innen drückte.
    Langsam zerriss die Rauchwolke und löste sich allmählich auf, bis sie wieder den klaren Nachthimmel über sich hatten. Rund um sie herum falteten Familien ihre Decken zusammen,

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