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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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doch schon seit …« Sie hielt inne und dachte kurz nach. »Schon seit mindestens zweihundert Jahren nicht mehr ernst genommen worden. Mindestens.«
    »Nun, Chilton hat jedenfalls nicht so argumentiert«, sagte Janine. »Ich war bei der Diskussion dabei, und ich muss sagen, es war richtig schockierend. In dem Referat ging es um die privaten Tagebücher mehrerer angesehener Chemiker des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts – darunter Isaac Newton -, die sich auch ernsthaft mit etwas beschäftigten, was man damals metallische Vegetation nannte. Das war eine Idee, die die Umwandlung von Mineralien unter dem Einfluss von Hitze und Druck mit dem Wachstum von Pflanzen und Tieren in Verbindung brachte. Manning stellte die These auf, das fragliche Grundmaterial könne Kohlenstoff
sein, die Grundlage allen Lebens, die natürlich unter Hitze und Druck in alles Mögliche verwandelt werden kann, von Kohle bis Diamant. Er behauptete, es gebe eine weitere Transmutation für Kohlenstoff, die der Wissenschaft derzeit nicht zugänglich sei, dies vielleicht jedoch durch die Verwendung alchemistischer Techniken werden könne.«
    »Techniken?«, hakte Connie nach.
    Janine stieß einen tiefen Seufzer aus. »Connie, er behauptete, den Stein der Weisen gebe es tatsächlich. Im Grund ging er davon aus, die Alchemie solle nicht als eine symbolische Betrachtungsweise menschlichen Denkens und Forschens angesehen, sondern für bare Münze genommen werden.«
    Connies Augen wurden riesengroß, und sie sah ihren Doktorvater vor sich, wie er an einem Rednerpult stand und das helle Licht eines Diaprojektors das dunkelrote Bild eines Steins auf sein Gesicht und in seine Augen projizierte. Er hieb mit der Hand auf den Katheder, seine Lippen bewegten sich, doch das einzige Geräusch, das sie hörte, war Gelächter. Sie blinzelte, dann war das Bild wieder verschwunden. Sie hob eine Hand an ihre Schläfe, in der es wieder zu pochen begonnen hatte.
    Janine lachte und fuhr fort. »Mir bereitet das auch ziemliche Kopfschmerzen. Und natürlich war das für die Konferenz ein gefundenes Fressen. Man hat ihn der unhistorischen Herangehensweise bezichtigt, harmlos formuliert, und böse Zungen wollten ihn sogar in unbefristeten Urlaub schicken.« Janine atmete durch die Zähne aus und senkte ihre Stimme noch mehr. »Auch der Rektor der Universität hat hinterher mit ihm geredet. Hat ihn gefragt, ob ihm der Vorsitz der Fakultät vielleicht zu anstrengend ist. Übrigens bleibt das streng unter uns.«
    »Das«, sagte Connie und lehnte sich auf ihrem Hocker zurück, »ist überraschend.« Ihr kam es unglaublich vor. Was
hatte Chilton am Telefon gesagt? Warten Sie nur, was ich Ihnen anzubieten habe. Der angedrohte Verlust seiner Position als Vorstand der Fakultät würde ihn am Boden zerstören.
    »Nun«, fuhr Janine fort, »Sie kennen ja Manning. Sie können sich vorstellen, wie er das alles aufgenommen hat. Es war ein richtiger Schlag.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn er also momentan noch strenger mit Ihnen ist als sonst, dann wissen Sie jetzt warum. Ich habe den Eindruck, er will einiges von dem, was da passiert ist, wiedergutmachen. Seinen Ruf wiederherstellen. Und wenn er auf einen fähigen Schützling hinweisen kann, der ernsthafte, innovative Arbeit macht, dann …« Sie ließ ihren Satz unvollendet und streckte die Hand nach dem Schlüssel aus.
    »Der ist aber schön. Ist der antik?«, fragt sie und drehte und wendete ihn im warmen Licht der Bar.
    Connie sagte nichts. Während sie das schwere Glas mit dem Cocktail an ihre Lippen führte, schwappte etwas davon über, und sie musste mit der zweiten Hand zupacken, um das Glas nicht fallen zu lassen. Rasch überspielte sie die Bewegung, damit Janine sie nicht sah.
     
    Quietschend kam der Volvo zum Stehen, ein großer Regentropfen wanderte quer über die Windschutzscheibe. Connie hielt inne, drückte die Handfläche gegen ihre Brust und spürte, wie unregelmäßig ihr Herz schlug, als wäre sie ein Läufer, der urplötzlich einen Sprint einlegt und dann keuchend bei einem Baum stehen bleibt. Sie hatte Janine Silva von dem bizarren Kreissymbol erzählt, das jemand in ihre Haustür gebrannt hatte, und Janine hatte mit Entsetzen und Sorge reagiert. Was meine sie denn mit gebrannt ? Wer komme denn auf die Idee, die Tür ihrer Großmutter mutwillig zu beschädigen? Und was habe die Polizei gesagt? Nun, nachdem sie bereits Anzeige erstattet habe, gebe es wohl nichts weiter zu tun. Obwohl
das durchaus

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