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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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beunruhigend sein müsse, besonders, wo Connie dort allein wohne. Fühle sie sich denn sicher?
    Connie runzelte die Stirn und starrte finster aus dem Wagenfenster auf die Ladenfront an der anderen Straßenseite. Weitere fette Regentropfen fielen auf die Motorhaube und aufs Dach, klatschten auf das Metall und rollten die Scheibe entlang, hinterließen eine schlierige Linie wie eine Schnecke. Natürlich stellte sich bei dem Kreis mit seinen Schmauchspuren, die sich wie schwarze Irrlichter über das Holz ausbreiteten, noch viel mehr die Frage nach dem Warum . In all den Stunden danach, als sie nach dem Wegfahren der Polizei im Wohnzimmer saßen und Sam in regelmäßigen Abständen aufstand, um vom Fenster aus nervös mit der Taschenlampe den Garten abzusuchen, waren sie auf keine Antwort gekommen. Die Polizei hat Recht, es sind nur irgendwelche durchgeknallten Kids aus Salem, hatte Liz behauptet. Doch die Erklärung befriedigte keinen von ihnen.
    Als es ihnen nicht gelungen war, Gründe für die Anbringung des Kreises herauszufinden, hatten sie ihre Aufmerksamkeit der möglichen Bedeutung zugewandt. »Gott mein Helfer« könne man, so übersetzte Liz, in Kombination mit den Buchstaben Alpha und Omega insofern als weiteren Hinweis auf die Gottheit betrachten, als das Göttliche sowohl Anfang als auch Ende sei, Eingang und Ausgang. Aber alles, was darüber hinausgehe, das Wort Agla, die bizarre Anordnung der Schraffurzeichen – das bedeutete mit Sicherheit etwas, sie konnten sich jedoch nicht denken, was. Schließlich hatten sie und Liz sich, erschöpft von der Anspannung und der Angst, in die muffigen Himmelbetten im ersten Stock zurückgezogen, wobei sie nicht dagegen protestiert hatten, als Sam darauf bestand zu bleiben. Die Taschenlampe in der Hand, hatte er die Nacht halb wach in dem Lehnstuhl am Kamin verbracht, bis das Morgengrauen langsam über den
Himmel kroch. Connie erbebte bei der Erinnerung an das morgendliche Donnergrollen. Es klang wie ein Tier oder ein Ungeheuer, das nur drei Straßen weiter knurrend auf seine Beute wartete.
    Der leise Gong ertönte, als Connie die Tür zu Liliths Garten öffnete. Hinter dem Tresen saß dieselbe beohrringte Frau, diesmal das Haar zu einem gewaltigen Knoten mitten auf dem Kopf aufgetürmt. Sie sortierte Quittungen auf der Glasplatte des Kassenbereichs.
    »Sei … gesegnet«, sagte sie, erkannte Connie, klappte rasch das Buch zu, in dem sie offenbar vorher gelesen hatte, und legte es mit dem Cover nach unten auf den Tisch.
    »Was bedeutet Agla ?«, fragte Connie ohne Umschweife, die Hände auf die Hüften gestützt. Wie sehr ärgerte sie sich über diese Frau mit ihren lächerlichen Ohrringen, die mit dem Tod einer Hand voll unschuldiger Menschen Geschäfte machte! Sie musterte sie intensiv und spürte, dass die andere sich für eine äußerst freundliche und sensible Person hielt, dass der größte Teil dieser vermeintlichen Intuition jedoch nur von einer schwammigen Haltung der Welt gegenüber rührte. Sie war sicher kein schlechter Mensch, diese beohrringte Frau – nur war die Welt, in der sie lebte, sehr beschränkt und wie mit Watte ausgepolstert.
    »Wie bitte?«, fragte die Frau verwirrt und wirkte auf ihrem Stuhl hinter der Kasse auf einmal sehr angespannt.
    » Agla «, sagte Connie zu laut, und trat näher an den Tresen heran. »Ich möchte, dass Sie mir sagen, was das bedeutet. Besonders, wenn es inmitten eines verrückten Kreises auftaucht, umgeben von ein paar Kreuzzeichen.« Ihre Stimme klang sehr angespannt, und das Unbehagen der Frau war jetzt so deutlich zu spüren, als würde es sich in fast sichtbaren Wellen verbreiten.
    »Ich … ich weiß nicht!«, rief sie, und ihre Augen flitzten
zwischen Connie und der hintersten Ecke des kleinen Ladens hin und her.
    »Jemand«, sagte Connie, »hat dieses Wort in die Eingangstür des Hauses meiner Großmutter eingebrannt ! In dem Versuch, mich einzuschüchtern.« Sie legte die Handflächen fest auf den Tresen, und die Augenlider der Frau begannen zu flattern. Connie wollte, dass jemand anderes die Verantwortung für die unablässige Angst übernahm, die sie ergriffen hatte, seit jener rätselhafte Kreis aufgetaucht war. Sie war sogar so boshaft, dass sie sich fast wünschte, die Frau würde anfangen, mit ihr zu streiten, um eine Ausrede zu haben, die Stimme zu erheben und wenigstens etwas von dem Schrecken loszuwerden, den sie seither tagaus, tagein mit sich allein ausmachte. »Eingebrannt. Und ich würde wenigstens

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