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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Augen, und Connie dachte: Am Ende geht es doch immer ums Geld, oder?
    »Meine Großmutter ist schon seit zwanzig Jahren tot«, erwiderte Connie.

    »Wie Sie wollen«, sagte die Frau und stellte das Buch ins Regal zurück. »Aber denken Sie daran: Bloß weil Sie an etwas nicht glauben, heißt das noch lange nicht, dass es nicht existiert.«
    Connie murmelte ein Dankeschön, ging schnurstracks zur Ladentür und riss sie in genau dem Moment auf, als draußen der Himmel sich öffnete und ein Platzregen auf die Erde herunterprasselte. Es klang wie ein Trommelwirbel.
     
    Stunden später, als der Regen vorüber war, saß Connie im Haus ihrer Großmutter und lauschte der Stille, die nur durch das Klicken von Arlos Krallen auf den breiten Kiefernholzdielen und den Hauch von Sommerluft durchbrochen wurde, der die Blätter vor den Wohnzimmerfenstern zum Rascheln brachte. Die Luft im Haus war immer noch stickig und schwül. Sie spürte, wie sie die Ohren spitzte, um jedes, auch nur knapp hörbare Geräusch auszumachen, und ertappte sich dabei, dass sie während der Arbeit ständig über ihre Schulter blickte, weil sie dachte, da würde jemand stehen. Die Polizei hat gesagt, es gibt nichts, wovor man sich fürchten muss, rief sie sich ins Gedächtnis und spürte das Pulsieren des Blutes in ihren Ohren. Da ist niemand. Und wenn da jemand wäre, würde Arlo ihn in die Flucht schlagen. Doch obwohl sie ihre Logik vollkommen nachvollziehbar fand, fuhr nach fünf Minuten der Ruhe ihr Kopf erneut in die Höhe, und sie lauschte angestrengt.
    Arlo tauchte unter dem Stuhl vor ihrem Sekretär auf und öffnete die Lefzen zu einem genüsslichen Gähnen. Connie kraulte ihn an seiner Lieblingsstelle zwischen den Schulterblättern und blätterte dabei in ihrem Notizbuch.
    »Ich verstehe wirklich nicht, wie du so entspannt sein kannst«, bemerkte sie, an den Hund gerichtet. »Du warst kein bisschen verängstigt, als wir an dem Abend nach dem
Feuerwerk zum Haus zurückkamen und die Brandmarkung an der Tür entdeckten. Jedenfalls so lange nicht, bis der Polizist mit seiner Lampe durchs Fenster geleuchtet hat.«
    Er rollte sich auf die Seite, damit sie ihn auch unter dem Kinn kraulen konnte, das Maul mit den zarten Barthaaren zu einem schläfrigen Lächeln verzogen. Im Geiste versuchte Connie, ihre Gedanken zu dicken Strängen zu bündeln und sie wie einen Zopf zu flechten, damit sich ein zusammenhängendes Ganzes daraus ergab. Deliverances Buch war aus dem, was von Prudence überliefert war, verschwunden, aber Grace hatte die Idee gehabt, dass es vielleicht einfach nur einen anderen Namen erhalten hatte oder anders beschrieben wurde. Chilton war wütend über ihre stockenden Nachforschungen, doch Janine glaubte, dass seine eigene Arbeit das Problem war. Die Frau aus dem Wicca-Laden mit all ihren Amuletten und ihrer aufrichtigen Besorgnis wusste nichts Konkretes über den Kreis an Connies Tür. Ihre Freunde machten sich Sorgen über sie, weil sie allein in dem Haus wohnte, während ihr normalerweise so nervöser Hund vor sich hin döste, eine Ausgeburt an Zufriedenheit und Sorglosigkeit.
    Connie stützte ihren nackten Fuß auf dem Sitz des Stuhles ab und lehnte das Schienbein an den Chippendale-Sekretär. Ihre Notizen lagen über die Schreibplatte verstreut, und gelegentlich sprangen ihr einzelne Worte aus der verschwommenen Masse ihrer handschriftlichen Aufzeichnungen ins Auge. Daheim, hieß es da. Garten. Allmannach. Bin daheim geplieben.
    »Sie hat versucht, mir einen Schutzzauber zu verkaufen«, sagte Connie zu dem Hund. »Kannst du dir das vorstellen?«
    Mittlerweile atmete er ganz langsam und tief, eine der Vorderpfoten zuckte im Schlaf. Sie beugte sich wieder über ihre Notizen, während sie mit den Fingern der einen Hand über
die Oberfläche des Schreibtischs strich, auf der Suche nach etwas, mit dem sie spielen konnten. Sie blieben bei einem kleinen metallenen Objekt hängen, das in der hinteren Ecke des Schreibtisches unter den Papieren verborgen lag und nahmen es auf, rollten es hin und her, drückten es gedankenverloren, während sie ihre Notizen zu Prudences Tagebuch durchforstete. Tag um Tag Berichte vom Gärtnern, über das Wetter, vorübergehende Krankheiten, über die Babys von Fremden, die zur Welt kamen und für die sie als Hebamme bezahlt wurde. Prudences Vater stirbt. Mercy zieht ein. Josiah, Prudences Ehemann, ist stets zwischen der Stadt und zuhause unterwegs. Ihre Tochter wächst heran, erhält mehr Verantwortung im Haus.

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