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Das Hexenkloster

Das Hexenkloster

Titel: Das Hexenkloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gruselig gewesen. Nur war das Kino, und er war jetzt dabei.
    Die Frauen kamen näher. Obwohl er die Gesichter nur flüchtig und schattenhaft gesehen hatte, kannte er sie alle. Es waren die Aufpasserinnen, denen er tagtäglich begegnete. Sie sahen jetzt nur so anders in ihren langen, dunklen Kleidern aus.
    Etwas kratzte von außen so stark an der Tür, dass der Junge erschrak und sich zurückzog. Sehr schnell hatte er herausgefunden, dass sich jemand am Schloss zu schaffen machte. Das Drehen des Schlüssels hatte das Kratzen hinterlassen.
    Kevin wartete und lauschte dem Klopfen seines Herzens nach. Er wusste, dass er nicht mehr lange allein bleiben würde, und er zog sich in seiner Furcht bis zur Wand zurück, gegen die er sich presste. Sein Blick war auf die Tür gerichtet und sehr starr geworden.
    Jemand schob die Tür nach innen!
    Kevin presste seinen rechten Handballen gegen die Lippen. Er wollte einen Schrei unterdrücken und nicht zeigen, dass er sich so stark fürchtete.
    Sie kam!
    In seinem Innern rumorte es, als er die Frau sah. Ausgerechnet sie, ausgerechnet Marnie Steel, die im flackernden Schattenlicht auf der Schwelle stand wie ein düsteres Monstrum.
    Auch sie trug das lange schwarze Kleid. Ein dunkler Faden, der sich um ihren Hals schlang, schien das Einzige zu sein, was es hielt. Es reichte bis zu den Knöcheln, aber an den Seiten hatte es Schlitze, die sich teilten, als Marnie einen Schritt nach vorne ging.
    Der Junge sah die helle Haut, aber er sah auch das Gesicht. Es war durch ein Grinsen verzerrt, und er hörte plötzlich die flüsternd gestellte Frage: »Kennst du das Märchen von Hänsel und Gretel?«
    Kevin nickte.
    »Weißt du auch, wie es endet?«
    Ein schwaches »Ja« war die Antwort.
    »Sag es mir.«
    Er musste einige Male ansetzen, um sprechen zu können. »Die... die... Hexe kommt in den Ofen. Sie verbrennt...«
    »Gut, mein Kleiner, gut. Die Hexe kommt in den Ofen. Ich bin auch eine Hexe!« Sie kicherte. »Aber ich komme nicht in den Ofen. Bei mir ist es umgekehrt. Da kommst du hinein. Dich werden wir in den Ofen stecken, wenn du nicht ganz artig bist...«
    Sie bog den Kopf zurück und lachte. Kevin hatte nie zuvor so ein schauriges Lachen gehört. Er schloss die Augen, er hielt sich die Ohren zu und erst als er nichts mehr vernahm, schaute er wieder nach vorne. Dabei sanken auch seine Hände langsam nach unten.
    Marnie war nicht mehr da. Die Tür war wieder geschlossen. Aber er sah, dass auf dem Boden etwas stand. Die Frau hatte etwas für ihn zurückgelassen. Er wartete noch einige Sekunden, dann ging er hin und nahm die mit Wasser gefüllte Plastikflasche. Daneben stand eine Dose. Als er sie öffnete, schaute er auf das dunkle Brot.
    Wasser und Brot...
    Er würde nicht verhungern und wollte zunächst mal trinken. Er drehte den Verschluss auf und war froh, seinen Durst löschen zu können. Jetzt sah die Welt für ihn schon wieder etwas besser aus. Doch die Angst blieb trotzdem bestehen, denn aus dem Gang vor der Tür hörte er die schlimmen Schreie der Frauen und dazwischen knallende Geräusche, die sich anhörten, als würden Peitschen geschlagen.
    Kevin zog sich wieder von der Tür zurück und in die Nähe des flackernden Kerzenscheins. Das war nicht seine Welt, aber er hatte nicht vergessen, was ihm Marnie über das Märchen erzählt hatte...
    ***
    Die Mahlzeit am Abend hatte Ike und Kelly nicht so recht geschmeckt. Es lag nicht am Essen, sondern an dem, was ihnen der Tag gebracht hatte, und das war nicht eben positiv gewesen.
    Nach dem Essen saßen sie zusammen. Im Zimmer brannten nur zwei Lampen, so wurden sie nicht geblendet, wenn sie durch das Fenster nach draußen schauten. Dort lag der Garten. Jetzt, im Winter eine Brache, aber in wenigen Monaten würde es wieder anders aussehen.
    »Mir geht der Junge nicht aus dem Kopf«, sagte Ike und schüttelte den Kopf. »Ich muss immer an ihn denken und frage mich, wie es ihm jetzt wohl geht.«
    »Diese Marnie wird ihn wieder zurückgebracht haben. Das ist doch klar?«
    »In das Kloster?«
    »Wohin sonst?«
    Ike runzelte die Stirn. »Und dann?«, fragte er leise. »Was wird dann mit ihm passieren?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Werden sie ihn schlagen? Ihn hart bestrafen?« Ike redete sich in Rage. »Ich brauche mir nur die Frau vor Augen zu halten, um zu erkennen, dass es kein Spaß für den Jungen wird. Diese Type ist knallhart. Rücksichtslos. Frauen wie sie kann man nur für einen solchen Job gebrauchen, das schwöre ich dir.«
    »Wir

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