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Das Hexenkloster

Das Hexenkloster

Titel: Das Hexenkloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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werden hingehen, Ike.«
    »Ja. Und auch die Wahrheit erfahren?«
    »Das weiß ich nicht. Aber umsehen können wir uns.«
    »Ich habe schon darüber nachgedacht, ob wir nicht die Polizei alarmieren sollen.«
    Kelly bekam große Augen, so erstaunt war sie. »Nein, das auf keinen Fall, Ike. Das können wir nicht. Wir haben gegen sie nichts in den Händen. Sie ist eine Wärterin, und wenn der Junge wirklich ausgerissen ist – wovon wir ja ausgehen –, dann hat diese Frau sogar die Pflicht, ihn wieder zurückzuholen.«
    Ike Turner sagte nichts. Er senkte den Blick, denn er wusste verdammt gut, dass seine Frau Recht hatte. Ja, die andere Seite konnte ihn zurückholen. Er war zwar kein Strafgefangener, aber er musste sich natürlich an die Regeln halten, wie auch die Frauen und Mütter, die im Kloster eingesperrt waren.
    Ike griff wieder zu seinem Glas. Er hatte sich den Weißwein mit Mineralwasser verdünnt. Während er trank, hörte er die Worte seiner Frau.
    »Es ist ja nicht nur das, was mir Probleme bereitet, Ike. Wenn du in den Spiegel schaust, siehst du es selbst. Das Mal auf deiner Stirn ist nicht normal. So etwas kann es nicht geben, es sei denn, man hat es nachträglich in dein Gesicht gezaubert, während du bewusstlos gewesen bist.«
    »Nein, das war vorher.«
    »Eben.«
    Er überlegte einen Moment und fragte schließlich: »Wie würdest du es denn formulieren, Kelly?«
    Offen und ehrlich schaute sie ihn an. »Ich habe wirklich keine Ahnung. Es gibt für mich keine normale Lösung. Es muss etwas mit anderen Dingen zu tun haben. Mit Vorgängen, die ich beim besten Willen nicht begreifen kann.«
    »Hast du keine genaue Ahnung?«
    »Die habe ich leider nicht. Zwar glaube ich nicht an übersinnliche Dinge, aber wenn ich dein Mal auf der Stirn sehe, kommen mir fast Zweifel.«
    Ike musste lachen
    »Was hat du denn?«
    »Ich sage dir mal, was mir durch den Kopf ging. Als ich diese Person zum ersten Mal sah, da hatte ich das Gefühl, in das Gesicht einer Hexe zu schauen. Ja, so war das. Du kannst mich auslachen, und trotzdem bleibe ich dabei.«
    »Nein, nein, ich lach dich nicht aus. Auf keinen Fall. Das ist schon alles in Ordnung. Aber trotzdem. Hexen...?« Sie dachte nach und zuckte mit den Schultern. »Wo gibt es die?«
    »Gibt es sie überhaupt?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht. Obwohl man ja in der letzten Zeit viel über die modernen Hexen gelesen hat. Nicht die, die man aus den Märchen kennt, sondern von Frauen, die einen neuen alten Weg einschreiten, um wieder so zu werden wie früher.«
    » Sorry , aber damit habe ich mich nie beschäftigt.«
    »Ich auch nicht, Ike.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte er. »Richten wir uns darauf ein, dass die Wärterinnen im Kloster alles Hexen sind?«
    »Nein, das wohl nicht. Aber vergessen kann ich es nicht.«
    »Gut.« Er holte tief Luft. »Heute Abend können wir nichts mehr erreichen. Ich denke, dass ich mich in die Waagerechte begebe. Irgendwie bin ich müde.«
    »Geht es dir ansonsten gut?«
    »Ich kann nicht klagen. Nur die Erinnerungen, die machen mir schon Sorgen.«
    Kelly lächelte ihn an. »Mach dir mal um den Jungen keine Gedanken. Ich gehe davon aus, dass sie ihm nichts tun.«
    »Hoffentlich.« Ike Turner stand auf und streckte sich. »Willst du noch aufbleiben?«
    »Ein paar Minuten.«
    »Okay.« Er nickte. »Ich gehe schon mal vor. Es ist sowieso gleich Mitternacht.«
    »Dann gute Nacht.«
    Ike ging zu seiner Frau und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.
    Kelly hielt ihren Mann am Hals fest. Sie küsste ihn nicht mehr und flüsterte: »Es wird sich schon alles wieder richten, das verspreche ich dir. Morgen schauen wir uns diese Marnie mal aus der Nähe an. Bin gespannt, was sie uns zu sagen hat.«
    »Ich auch.«
    »Schieb mir noch mal die Flasche Wein rüber. Ich habe keine Lust, aufzustehen.«
    »Auch das Wasser?«
    »Nein, das brauche ich jetzt nicht.«
    Sie bekam den Wein. Die Flasche stand in einem Kühler. Bis über die Hälfte war sie bereits geleert worden. Der Chablis besaß eine leicht grünliche Farbe. Er schmeckte ihnen beiden. Bei einem Glas Chablis hatten sie sich sogar kennen gelernt.
    Ike Turner nahm die Wasserflasche mit ins Schlafzimmer. Er ging die Treppenstufen hoch und war in Gedanken versunken. Zwar spürte er die Müdigkeit in sich, aber er merkte, dass er in seinem Innern dennoch aufgeregt war. Dieser Tag war nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Die Erinnerungen würden nicht so schnell verlöschen, das stand fest.
    So

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