Das Hexenkloster
um Kelly. Sie war dabei, sie anzuheben, und wurde nun gestört.
Mit einer Hand hielt sich Ike Turner noch am Geländer fest. Dass er den Kopf schüttelte, merkte er so gut wie nicht. Aber seine eigene Stimme hörte er, und auch das, was er sprach. »Nein, nein, verdammt! So nicht. Was habt ihr mit meiner Frau gemacht, verflucht?«
Ohne noch länger zu zögern stürzte er sich auf die beiden Frauen. Marnie sah er dicht vor sich. Er sah auch ihr Gesicht und die Augen, und er hatte den Eindruck, in eine Feuerfratze zu schauen.
Im nächsten Augenblick schlug er zu.
Ike Turner war beileibe kein Mensch, der die Gewalt liebte. Doch es gab eine Grenze, und die war in diesen Augenblicken überschritten worden. Er wollte die Faust in den Leib der verfluchten Frau rammen und...
Plötzlich verlor er den Boden unter den Füßen, und er kam sich vor wie eine Trickfilmfigur, die mit den Beinen in der Luft herumstrampelte und es nicht mehr schaffte, den Boden zu berühren.
Sekunden zogen sich in die Länge, bis er schließlich aufprallte und diesen Stoß bis in die Spitzen seiner Haare mitbekam.
Dass sich aus seinem Mund ein Schrei löste, bekam er nicht mit. Er merkte nur, dass die Lichter in seinem Kopf verloschen. Das passierte von einem Augenblick zum anderen. Die Welt verschwand, der scharfe Schmerz zuckte durch seinen Hinterkopf, und er verlor wieder das Bewusstsein.
Doch nicht ganz, denn er bekam noch mit, dass in seiner Umgebung gesprochen wurde. Da war ein scharfes Flüstern zu vernehmen. Zwei Stimmen wechselten sich ab. Wenig später hörte er nur noch eine und spürte zugleich den Druck kalter Finger an seinem Hals.
Er wurde durchgeschüttelt, ohne dass es ihm besser ging. Ihm wurde übel, aber die Stimme konnte er nicht überhören. Sie klang wie das Zischen von Gas, das auf seinem Weg aus dem Rohr immer mal wieder unterbrochen wurde.
»Ich könnte dich jetzt killen!«, sagte sie. »Und es würde mir auch nichts ausmachen. Aber ich lasse dich am Leben, und daran solltest du immer denken. Wir hören wieder voneinander.«
Noch einmal schüttelte ihn Marnie durch, denn sie hatte gesprochen. Er hörte noch, wie die Tür zuschlug, und blieb allein in seinem Haus zurück...
***
Wie lange Ike Turner neben der Treppe gelegen hatte, wusste er nicht. Es konnten zehn Minuten gewesen sein, aber auch eine halbe Stunde. Wie dem auch war, irgendwann stellte er fest, dass er nicht länger in dieser Lage bleiben konnte.
Er drehte sich zur Seite. Sein Hinterkopf schmerzte. Damit war er gegen die Kante der Treppenstufe geprallt. In seinem Kopf tickte und blitzte es. Es traf ihn schlimm, dass er sich nicht zurechtfand, aber er musste sich aufraffen.
Dabei dachte er weniger an sich als an seine Frau, denn Ike erinnerte sich genau daran, was mit ihr geschehen war. Zwei schreckliche Weiber waren bei ihm im Haus erschienen und hatten seine Frau geholt und sie weggeschleppt.
Es ging ihm schlecht, und ihm war übel. Er lag noch immer auf dem Boden und musste zunächst zusehen, dass er auf die Beine kam.
Zum Glück befand sich das Geländer der Treppe in seiner greifbaren Nähe. Mühsam streckte er den rechten Arm in die Höhe und griff zu. An den Fingern zog er sich hoch und hatte diesmal gegen einen noch stärkeren Schwindel zu kämpfen.
Aber er blieb auf den Beinen. Auf keinen Fall wollte er sich unterkriegen lassen, und er saugte mit einem zischenden Geräusch die Luft ein. Dabei wurde ihm so übel, dass er das Essen nicht mehr bei sich behalten konnte. Soeben schaffte er es noch bis in die kleine Toilette.
Einige Minuten später ging es ihm etwas besser. Dafür war er so nass geschwitzt, als hätte man ihn aus dem Wasser gezogen. Der Stoff des Schlafanzugs klebte an seinem Körper. Man hätte ihn auswringen können.
Mit Taumelschritten ging er durch den leeren Flur in das Wohnzimmer. Er machte sich keine Gedanken darüber, wie die Frauen wohl in sein Haus gelangt waren. Sie hatten es eben geschafft und damit fertig. Wichtig war seine Frau.
Er ließ sich in einen Sessel fallen. Vor ihm auf dem Tisch stand die Weinflasche. Ein kleiner Rest befand sich darin. Das Glas war leer getrunken worden.
Beide Hände drückte er sich gegen den Kopf. Ike Turner wusste sehr gut, dass er etwas tun musste, aber ihm fehlte nicht nur die Idee, er fühlte sich auch zu schwach. Diese beiden Frauen waren nicht nur eiskalt, sie kannten auch keine Rücksicht – und sie hatten sich Kelly geholt!
Warum? Was hatte sie damit zu tun? Es gab keine
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