Das Hexenkloster
hoffen, dass sich das Schicksal auf ihre Seite geschlagen hatte. Jemand hatte ihr mal gesagt, dass Schicksal das ist, was man daraus macht. Wenn sie sich das durch den Kopf gehen ließ, dann hatte sie nicht viel aus ihrem Schicksal gemacht, denn das Leben war nicht eben freundlich mit ihr umgegangen. Aber sie hatte sich gewehrt und versucht, auf unrechtmäßige Art und Weise an Geld zu gelangen. Geklappt hatte das. nicht.
Sie war zweimal aufgefallen und anschließend hier gelandet.
Keine lange Zeit, aber wer in diesem Kloster saß, dem konnte die Zeit schon lang werden. Es stand einfach zu einsam. Ein Gemäuer in Wales und nicht mal weit vom Meer entfernt, das sie allerdings nicht sehen konnte. Man roch es höchstens, und über die frische Luft freute sie sich noch immer.
Ellen Rankin stand auf. Der Gedanke an das Meer trieb sie trotzdem zum Fenster. Es lag zur Vorderseite des Klosters hin. Sie konnte also sehen, ob ein Besucher eintraf und seinen Wagen abstellte. Sie schaute den Zufahrtsweg entlang, der nicht gepflastert war und auch auf einen Acker gepasst hätte.
Das war die Welt, das war die Freiheit, das war...
Da kam jemand!
Ellen Rankin hatte damit nicht gerechnet und war deshalb so überrascht. Die Gedanken wurden unterbrochen, aber sie trat nicht aus der Nähe des Fensters weg.
Es war ein kleines Autos. Hätte die Sonne geschienen, so hätte die Karosserie in ihrem Silbergrau sicherlich aufgeblitzt. Aber das Wetter war trübe, und als der Wagen sich dem Eingang näherte, da sah sie, dass er für dieses Gelände nicht geschaffen war, sondern eher für eine Rennstrecke.
»Ein Porsche«, murmelte sie. »Das ist ein Ding.« Im nächsten Moment überlegte sie, ob der Besuch wohl mit der Botschaft zu tun haben könnte, und sie war gespannt darauf, wer den Wagen wohl verlassen würde. Sie glaubte, die Umrisse von zwei Personen hinter der Windschutzscheibe gesehen zu haben.
Plötzlich fühlte sie eine gewisse Spannung in sich.
Der Wagen kam zum Stehen. Die Türen öffneten sich, und zwei Männer stiegen aus.
Ellen Rankin kannte beide nicht. Die Spannung löste sich. Sie wusste nicht, ob sie enttäuscht sein sollte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Ihr war es darum gegangen, Sheila Conolly wiederzusehen, der sie ein so großes Vertrauen entgegengebracht hatte.
Sie war nicht gekommen.
Aber wer waren die beiden Männer? Sie schienen sich hier nicht auszukennen, denn sie blieben stehen und schauten an der Fassade des ehemaligen Klosters hoch. Dann sprachen sie kurz miteinander, und der Mann mit den blonden Haaren deutete auf den Eingang.
Der Braunhaarige nickte. Beide gingen los und waren sehr schnell im toten Winkel, sodass Ellen sie nicht mehr sehen konnte.
Die Frau zog sich vom Fenster zurück und nahm wieder auf einem der beiden Stühle Platz. Ihre Hände drückte sie zusammen und streckte sie in Kniehohe zwischen ihre Beine.
So blieb sie sitzen und tat etwas, was sie schon lange nicht mehr getan hatte.
Ellen Rankin sprach ein Gebet...
***
Ja, wir hatten die Strecke hinter uns. Es war zum Glück eine Fahrt ohne Schnee und Glatteis gewesen. Weiter im Norden sah es anders aus. Da hatte der Winter richtig zugeschlagen, aber ich für meinen Teil konnte auf Schnee im Flachland und in den Großstädten ganz gut verzichten.
Das Kloster war nicht leicht zu finden gewesen. Trotz GPS. Da hatten wir fragen müssen, und die letzte Strecke war für den Porsche alles andere als angenehm gewesen, wobei Bill Conolly sein Repertoire an Flüchen losgelassen hatte.
Aber wir schafften es, hielten an und stiegen aus. Der Eingang lag nahe, nur gingen wir nicht sofort auf ihn zu, sondern schauten erst an der Fassade hoch.
Es gab Fenster, und wir sahen keine Gitter vor ihnen wie bei einem normalen Knast. Das war hier auch nicht unbedingt nötig, denn wer in dieser Einsamkeit einen Fluchtversuch durchzog, der kam nicht weit. Sollte er es trotzdem bis zum nächsten Ort schaffen, wurde er als Fremder augenblicklich erkannt.
Trotz allem war dieser Bau noch immer besser als die Gefängnisse und Anstalten, die wir sonst kannten.
»Es ist ruhig hier«, sagte Bill.
»Was hast du denn erwartet?«
Er rieb sich die Nase. »Das weiß ich auch nicht. Aber gefallen würde es mir hier trotzdem nicht.«
»Dito.«
Wir bewegten uns in Richtung Eingang. Automatisch suchte ich nach irgendwelchen Kameras, die diesen Bereich hier überwachten, aber da war nichts zu sehen. Eine elektronische Überwachung schien hier nicht nötig zu
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