Das Hexenkloster
Botschaft nach draußen geschmuggelt.
Hätte die Chefin, diese Marnie Steel, sie bei ihren Beobachtungen entdeckt, wäre sie wohl verloren gewesen, und sie würde sich eher freiwillig den Mund verbrennen, als irgendetwas zu sagen.
Jetzt hieß es warten. Ellen hoffte nur, dass es nicht zu Rückfragen kam, die abgefangen werden konnten, denn die Post wurde immer kontrolliert. Sie wünschte sich eine Untersuchung mit einem Ergebnis, dass dieses Kloster als Gefängnis aufgelöst wurde.
Noch war es ein Traum...
Aber sie konnte wieder lächeln, denn Kevin war zurück. Er hatte sich nicht in sein Bett gelegt, um zu schlafen, sondern in das breitere seiner Mutter. Dort fühlte er sich geborgener, und Ellen ließ ihn schlafen, obwohl sie noch zahlreiche Fragen hatte.
jemand öffnete die Tür, ohne zuvor angeklopft zu haben. So benahm sich eigentlich nur eine Person, Marnie Steel.
Und sie war es auch, die auf der Schwelle stand, sich nicht bewegte und ihren Blick durch das Zimmer schweifen ließ. Sie sah zwei Betten, einen Schrank, einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen. Auch ein winziger Fernsehapparat war vorhanden. Er stand neben der Kochplatte und unter einem schmalen Hängeschrank.
Marnie Steel trug eine graue Hose und eine ebenfalls graue Bluse. Das kurze Haar hatte sie nach hinten gekämmt, wo sich die Strähnen wieder etwas aufrichteten. Ein hartes Gesicht, dunkle Augen mit einem stets misstrauischen und hinterlistigen Blick. Das harte Kinn, der Mund mit den schmalen Lippen.
Sie ging einen Schritt in den Raum hinein und fragte mit leiser Stimme: »Alles in Ordnung?«
»Ja. Was sollte denn nicht okay sein?«
Die Steel gab die Antwort auf ihre Weise. Da war noch die schmale Tür, auf die sie zuging. Dahinter lag das Bad. Der Raum mit der Toilette und der schmalen Dusche war winzig. Zwei Menschen hätten sich dort nicht aufhalten können.
Sie schloss die Tür wieder. Dann warf sie einen Blick auf den Jungen. »Jetzt schläft er«, kommentierte sie. »Aber du weißt, dass er auch anders kann.«
»Sicher. Die Menschen sind nie gleich.«
»Aber er ist besonders schlimm. Er ist geflüchtet. Ich habe ihn stellen können, und du hast deine verdammte Aufsichtspflicht verletzt. Das weißt du.«
»Nein, das habe ich nicht. Ich musste arbeiten.« Ellen verteidigte ihren Sohn. »Er ist ein Kind, das Bewegung braucht. So vorteilhaft diese Einrichtung auch ist, aber man kann Kinder nicht immer einsperren. Sie müssen auch mal rennen können.«
»Stimmt.« Marnie lächelte eisig. »Rennen, ja – aber keinen Fluchtversuch unternehmen! Und das hat dein Bursche.«
»Ich weiß nicht, ob es ein Fluchtversuch gewesen ist.«
»Es war einer, verlass dich drauf! Ich selbst habe lange suchen müssen, bevor ich ihn fand. Er hat sogar einen Verbündeten getroffen, einen Mann, der in der Nähe wohnt.«
Ellen hatte sich wieder gefangen. Sie wollte nicht das wehrlose Opfer sein. »Und wo hat er die Nacht über gesteckt?«
Jetzt lachte die Steel. »Hat er dir das nicht gesagt?«
»Nein.«
»Unten im Keller. Ich habe ihn eingesperrt, damit er über seine Vergehen nachdenken kann. Bei Wasser und Brot.«
Ellen Rankin schoss das Blut in den Kopf. Sie ballte die Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte sie sich auf dieses Weib gestürzt und ihr den Hals umgedreht, aber das ließ sie bleiben. Stattdessen flüsterte sie mit gepresster Stimme: »Es wird nicht wieder vorkommen.«
»Hoffentlich nicht, denn durch deinen Balg haben wir genug Ärger bekommen.«
»Wieso das denn?«
»Das geht dich nichts an!« Die Steel warf Ellen einen letzten scharfen Blick zu. Danach machte sie kehrt und verließ wortlos das Zimmer.
Ellen atmete aus. Sie war erleichtert, dass alles so gut abgelaufen war. Allerdings zitterten schon ihre Knie, als sie sich auf einen Stuhl sinken ließ. Wäre sie bei sich zu Hause gewesen, hätte sie jetzt einen Gin getrunken, aber sie saß hier fest und kam nicht weg. Alkohol war sowieso verboten, obwohl hin und wieder welcher getrunken wurde. Auch von den Einsitzenden. Dann waren allerdings die Wärterinnen bestochen worden. Manchmal klappte das.
Kevin schlief auch weiterhin, was Ellen froh machte. Sie konnte sie sich ihren Gedanken hingeben. Sie erinnerte sich genau daran, was ihr die Steel gesagt hatte.
Ihr Sohn hatte einen Menschen getroffen, als er von der Chefin der Anstalt erwischt worden war. Was hatte er ihm sagen können? Und wenn, hatte dieser Mensch ihm auch geglaubt?
Ellen wusste es nicht. Sie konnte nur
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