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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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kam seiner Frage zuvor:
„Die Herzogin wollte lediglich etwas frische Luft schnappen. Wir wären Euch
sehr verbunden, wenn Ihr uns jetzt verlassen würdet, Cavaliere. Bitte kehrt zu den
anderen Gästen zurück, seid so gut.“
    Anstatt
ihrer unmissverständlichen Aufforderung nachzukommen, trat Casanova näher und
besah sich Emilias Augen genauer. Er erkannte die erweiterten Pupillen und
meinte lässig: „Ah, Eure verehrte Frau Mutter hat wieder einmal einen ihrer berühmten
Tränke gepanscht. Wir haben hier also eine Braut wider Willen?“ Er hob eine
Augenbraue.
    „Das sind
nun wahrlich nicht Eure Angelegenheiten, Cavaliere Casanova.“ Filomena stellte
sich schützend vor Emilia. „Bitte geht und lasst uns allein, ich bitte Euch
darum.“
    Casanova sah
sie an wie ein treuer Hund, der vom Hof gejagt wurde. „Also gut, da Ihr mich so
artig darum bittet… Allerdings schwöre ich, dass ich bereits jetzt jede Minute
bis zu unserem Wiedersehen zählen werde“, richtete er seine Worte direkt an
Emilia.
    „Tut das,
Freund Casanova“, erwiderte Emilia und ergänzte: „Falls man Euch fragen sollte,
Ihr habt uns nicht gesehen. Wir verstehen uns?“
    Casanova
nickte langsam und ein wissender Ausdruck stand in seinen Augen. Dann machte er
kehrt und der Klang seiner Schritte verhallte im Gang.
    „Ihr seid
eine Comtesse?“, hakte Emilia sofort bei der kleinen Nonne nach.
    „Nicht
jetzt. Wir müssen weiter. Komm!“
    Emilias
Begleiterin musste in dem Palazzo ein- und ausgehen, anders konnte sich Emilia
deren ausgezeichnete örtliche Kenntnisse nicht erklären. Geschickt wich die
kleine Nonne allen Begegnungen aus. Wenn doch einmal Dienstboten ihren Weg
kreuzten, so schienen sie keinen Anstoß daran zu nehmen, dass sie gemeinsam mit
der Braut ihre verborgenen Wege benutzte. Sie mussten den ältesten Teil der
Anlage erreicht haben. Die Wände bestanden aus dicken grauen Steinquadern und
erinnerten Emilia an ihr Zuhause. Sie bogen eben um die Ecke in einen langen
dunklen Korridor ein, als Filomena abrupt innehielt und Emilia dadurch zwang,
ebenfalls stehen zu bleiben. Vor ihnen lief ein Mann und hielt auf eine Tür zur
Linken zu. Ein kaum wahrzunehmender Lichtstreifen sickerte aus dem Türspalt. Er
öffnete die Tür und sie hörten einen Mann sagen: „Endlich, da seid Ihr ja,
Pombal. Ich warte schon seit einer Ewigkeit auf Euch.“
    Die Tür
schloss sich und die beiden jungen Frauen folgten dem Mann. Fast genau
gegenüber dem Eingang befand sich eine Mauernische, in der ein halb verrottetes
Pulverfass stand. Filomena gab Emilia ein Zeichen und die beiden jungen Frauen
zwängten sich daran vorbei in die Nische. „Was sollen wir hier?“, zischte
Emilia. Verständlicherweise lag ihr daran, das Schloss möglichst schnell zu
verlassen. „Schhh. Ich will hören, was dort drin besprochen wird. Es könnte
nützlich sein.“ Dann zuckte ihr Kopf hoch: „Da kommt noch jemand.“ Tatsächlich
schlich ein weiterer Mann den Korridor entlang. Doch anstatt dem anderen durch
die Tür zu folgen, blieb er direkt davor stehen, um ebenfalls zu lauschen. Das
Türblatt hatte sich im Laufe der Jahrhunderte verzogen, so dass die Stimmen dahinter
relativ gut zu verstehen waren.
    „Wie kommt
Ihr darauf, dass Ricci die Karte nicht mehr hat?“, sagte einer der Männer
jetzt.
    „Denkt doch
nach. Befände sich der Orden dann in dieser prekären Lage?“
    „Und wenn er
sie bis zum Schluss zurückhält, als letzten Trumpf sozusagen?“
    „Nein, ich
bin mir da ziemlich sicher. Ich habe von meiner Quelle erfahren, dass Ricci
seinen Bluthund Baptista losgesandt hat, um nach ihr zu forschen. Wie es
aussieht, wurden die Diebe selbst bestohlen.“ Der Mann stieß ein trockenes
Lachen aus.
    „Aber wer
hat die Karte dann?“
    „Überlegt
doch, lieber Marquis. Wer ist so märchenhaft reich, dass man meinen könnte, sie
hätte Salomons Geheimnis des Goldmachens entdeckt?“
    „Sie? Ihr
werdet doch nicht etwa unsere verehrte Herzogin Beatrice verdächtigen?“ Die
Stimme klang schockiert.
    „Warum
nicht? Zuzutrauen wäre es ihr allemal. Ich lasse Pater Baptista bereits seit
längerem beschatten. Er scheint denselben Verdacht zu hegen, da er sich in
letzter Zeit ziemlich häufig in der Umgebung von Sulmona herumgetrieben hat. Die
Karte gehört Spanien, seit Hauptmann Loyola 1572 in Peru seine Hand auf sie
gelegt hat. Die Jesuiten haben sie uns gestohlen. Falls die Herzogin uns
hintergeht, dann Gnade ihr Gott. Bleibt also gegenüber ihr auf der Hut

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