Das Hexenkreuz
und
haltet Augen und Ohren offen. Sie scheint ihr eigenes Spiel zu spielen. Ich
wollte, dass Ihr das erfahrt. Wenigstens wir beide sollten unser gemeinsames
Ziel im Auge behalten. Kommt jetzt, kehren wir zu der Gesellschaft zurück,
bevor unserer Gastgeberin unsere Abwesenheit auffällt.“ Der Mann vor der Tür
huschte davon und verschwand im selben Augenblick um die Ecke, als sich die
Türe öffnete. Der Lichtstrahl wurde breiter und Filomena fand ihren Verdacht bestätigt:
Bei dem zweiten Mann handelte es sich um José Moñino, den spanischen
Botschafter und wichtigsten Berater König Karls III. von Spanien. Der andere Mann
war der portugiesische Minister, Marquis de Pombal.
Die jungen
Frauen warteten ab, bis die Männer ebenfalls um die Ecke verschwunden waren.
„Wer war das?“ erkundigte sich Emilia, während sie weiterhasteten. Filomena
erklärte es ihr und fügte an: „Der Lauscher an der Tür war übrigens Graf Egidius
Bramante.“
„Und was hat
es mit dieser Schatzkarte auf sich? Stimmen ihre Behauptungen?“
„Jetzt
nicht“, wiegelte Filomena ab. Wir sind da.“ Vor ihnen tat sich eine niedrige
Pforte auf. Der angenehm vertraute Geruch nach warmen Pferdeleibern und Heu
schlug Emilia entgegen. Die junge Nonne hatte sie sicher in den Stall geführt.
Das Pferd in der nächstliegenden Box schnaubte und wandte ihnen interessiert
seinen großen Kopf zu. Unwillig über die Störung schüttelte es seine Mähne,
dann widmete es sich wieder seinem Futterbeutel. Hinter einem Strohballen
sprang ein dunkler Schatten hervor und riss Emilia in seine Arme. Der Mann roch
nach Pferd, Schweiß und staubigen Straßen. „Schwester!“, stieß Emanuele
erleichtert aus. „Ist dir auch nichts geschehen? Bist du wohlauf?“, erkundigte
er sich voller Sorge.
„Nein“,
platzte Emilia mit ihrer persönlichen Katastrophe heraus. „Ich bin
verheiratet!“ Das Wort ging in einem Schluchzer unter. Emanuele tätschelte ihr
beruhigend den Rücken. Neben ihm tauchte im Zwielicht des Stalls eine weitere
Gestalt auf.
Emanuele
spürte Francescos mahnende Geste mehr, als dass er sie sehen konnte. Sein
Freund drängte zum Aufbruch.
Sanft löste
sich Emanuele von seiner Schwester. „Rasch, Emilia, du musst dich umziehen“,
sagte er. „Filomena wird dir helfen.“ Die beiden jungen Frauen verschwanden in
einer leeren Pferdebox. Stück für Stück schälte sich Emilia aus ihrem Hochzeitsstaat.
Zuletzt senkte sie den Kopf und Filomena löste die diamantbesetzten Agraffen
aus ihrem Haar. Achtlos landeten diese neben dem anderen Putz im Stroh.
Filomena reichte Emilia Emanueles Kleider. Fleißige Mägde im Palazzo Colonna
hatten das Kostüm gewaschen und gebügelt. Mit Behagen fuhr Emilia in die Hosen
und knöpfte das Jackett zu. Zuletzt schlüpfte sie in Emanueles alte
Reitstiefel. Filomena flocht ihr mit leichten Händen einen festen Zopf.
Geschickt steckte sie diesen unter dem Dreispitz fest. Derart ausstaffiert trat
Emilia hinter dem Strohballen hervor. Ihre Verwandlung war so verblüffend, dass
Francesco den Bruchteil einer Sekunde glaubte, jemand anderen vor sich zu
haben. Unbewusst fasse seine Hand nach dem Degen. Statt einem im Glanz seiner
Diamanten strahlendem Idol, dessen Schönheit ihm einen Stich versetzt hatte,
fand er sich nun einem schlanken, bartlosen Jüngling gegenüber.
Filomena
winkte ihnen ungeduldig. Sie öffnete eine Seitenpforte, die auf den hinteren
Hof hinaus führte. Emilia konnte weitere Stallungen und Nebengebäude erkennen.
„Was ist mit
den Stallburschen?“, flüsterte Emilia, die direkt hinter Filomena lief.
„Keine
Sorge, die meisten feiern und sind längst betrunken. Um den Rest haben sich
dein Bruder und sein Freund gekümmert.“ Filomena steckte den Kopf zur Tür
hinaus und vergewisserte sich, dass die Luft tatsächlich rein war. Sie gab
ihnen das Zeichen. Nacheinander betraten sie den Hof. Der Wind trug kühlere
Luft aus den Bergen heran.
Dicht an die
Wand gepresst, unter dem Schatten eines Vordaches kaum auszumachen, wartete
Donatus auf sie. Er hielt die Zügel von vier gesattelten Pferden bereit. Für
Emilia hatte man sich aus dem herzoglichen Stall bedient, was nur recht und
billig war. Der Majordomus überließ ihr die Zügel eines kräftigen Braunen. Nach
einem kurzen, aber innigen Dank an die junge Nonne, schwangen sie sich auf die
Sättel und ab ging es im gestreckten Galopp.
Sie
schafften es exakt bis kurz vor das äußere Tor der großen Wehranlage, wo der
Weg über eine kleine
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