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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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zusammen traten sie vor den Altar. Der
Bischof von Sulmona, Monsignore Filippo Paini, begrüßte sie mit salbungsvollen
Worten. Er trug eine mächtige Tiara und hatte sich von Kopf bis Fuß in
goldfarbenen Brokat gehüllt, der Emilia seltsam bekannt vorkam. Ihr blieb keine
Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn der Bischof begann mit der Trauung. Emilias
`Si´ hallte klar und deutlich in dem hohen Kirchenschiff von San Pafilo wider.
     
    Am Arm ihres frisch angetrauten Gemahls verließ die neue
Herzogin von Pescara die Kathedrale. Helles Sonnenlicht umfing sie und ließ die
Diamanten auf ihrem Kleid funkeln. Die Jubelrufe des wartenden Volkes
vermischten sich mit dem gleichzeitig einsetzenden Läuten aller Kirchenglocken Sulmonas.
Ein Defilee von unzähligen Gratulanten zog an dem jungen Paar vorüber und
sprach ihnen seine Glückwünsche aus. Illustre Namen wurden ihr genannt, Namen
wie Borghese, Medici, Sforza, Chigi…Doch für
Emilia waren es nichts als unbekannte Gesichter und unbekannte Namen; nichts
davon hinterließ bei ihr einen bleibenden Eindruck. Sie erlebte alles um sich
herum in gedämpften Tönen, die Menschen, die Laute, die Farben. Allein der
Herzog erschien ihr in einem leuchtendem Licht - das Zentrum ihrer neuen
strahlenden Zukunft. Mit allen Fasern drängte ihr Körper dem seinen zu und sie
fieberte dem Augenblick entgegen, indem sie endlich mit ihm allein sein würde.
Doch zunächst ging es in der Kutsche zurück in den Palazzo. Obschon früher
Nachmittag, hatte die zahlreiche Dienerschaft den großen Festsaal des Schlosses
mit unzähligen Kerzen festlich erleuchtet. Sie steckten in riesigen, von der
Decke baumelnden Kristalllüstern aus den reichen Manufakturen Venedigs. Ihr
Licht wurde von einer langen Reihe versilberter Spiegel, die den bodentiefen
Fenstern des Saales gegenüberlagen, um ein Vielfaches zurückgeworfen und
verwandelte den Saal in ein Meer aus Tausend Lichtern.  Wie verzaubert hielt
Emilia auf der Schwelle inne. Sie glaubte, das Innere eines Diamanten zu
betreten.
    „Gefällt
Euch der Saal? Er wurde dem Spiegelsaal König Ludwigs des XIV. in Versailles nachempfunden“,
informierte sie der Herzog an ihrer Seite.
    Ein Festmahl
erwartete die Gäste an einer langen U-förmigen Tafel, die man mit Silber,
Blumenbuketts und kostbarem Porzellan aus Sevrés geschmückt hatte. Das Brautpaar
nahm seinen Ehrenplatz am Kopfende ein. Eingerahmt zur Linken von der
Herzoginmutter und zur Rechten vom ehrwürdigen Bischof Filippo Paini,
präsidierten sie der Tafel.
    Auf einer
Bühne am anderen Ende des Saales hielten rot livrierte Musiker ihre goldenen Instrumente
bereit. Weißbehandschuhte Diener waren ringsum im Saal verteilt, sorgfältig
darauf bedacht, auf die geringste Geste eines Gastes zu reagieren. Gang um Gang
wurde auf silbernen Tabletten hereingetragen, dazu die besten Weine Italiens. Auch
französische Weine wurden kredenzt, vor allem der prickelnde Champagner Dom
Perignon, dessen Qualität die Herzoginmutter in höchsten Tönen pries.
    Emilias
Wangen röteten sich allmählich von dem vielen Wein und Champagner, den ihr
Diener unablässig einschenkten. Sie lachte mit den anderen Gästen und
unterhielt sich angeregt mit dem Bischof, als hätte sie in ihrem Leben nie
etwas anderes getan. Vielfach wurden Trinksprüche auf das schöne Brautpaar
angebracht. Der Tag wollte kein Ende nehmen. Alles schmauste und trank. Mit dem
Alkoholpegel stieg auch die Stimmung und die Scherze wurden allmählich derber.
    Bei Einbruch
der Dunkelheit erhob sich der Bischof und verabschiedete sich von dem
Brautpaar. Mit gemessenen Worten wies er Emilia nochmals auf ihre neue Verantwortung
als Herzogin und Ehefrau hin. Der Aufbruch des Bischofs leitete die
vergnüglicheren Aspekte der Feier ein. Kaum dass die Kutsche des Bischofs den
Hof verlassen hatte, klatschte die Herzoginmutter in die Hände und eine Gruppe
barfüßiger, in bunte Schleier gehüllte Tänzerinnen strömte herein. Die
blutjungen Mädchen waren allesamt schwarz wie Ebenholz und sehr schön.
Stürmischer Applaus begrüßte ihr Erscheinen. Am Ende des Saales hatten die
Kammermusiker das Podest geräumt.
    Zwei Diener
zogen an den Kordeln des roten Vorhangs, der den hinteren Teil der Bühne bisher
verhüllt hatte. Er glitt langsam zurück und dahinter kamen sechs bildhübsche
Negerknaben zum Vorschein. Keiner von ihnen mochte älter als zwölf Jahre sein.
Bis auf einen winzigen, weißen Lendenschurz waren sie nackt. Um ihre Bäuche
trugen sie

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