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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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seufzte sie mit ehrlicher
Inbrunst. „Sag, was wollte die Hexe von dir?“
    Emilia sah
keinen Anlass, lange um den heißen Brei herum zu reden: „Stell dir vor, deine
Mutter hat mich vor dir gewarnt. Sie behauptet, du hättest ihr unsere
Fluchtpläne am Tag der Hochzeit verraten. Was sagst du dazu?“ Die Frage
schnellte Filomena wie ein spitzer Pfeil entgegen.
    Filomena
schoss sofort das Blut in die Wangen. „Oh, das ist ja… Also wirklich… Nein, wie
kannst du auch nur eine Sekunde lang etwas derartig Verwerfliches von mir
annehmen?“, empörte sie sich. „Hast du mir vorhin nicht zugehört? Was habe ich
dir gesagt? Die Hexe wird versuchen, einen Keil zwischen uns zu treiben! Sie
tut genau das, was sie immer tut: Sie spielt mit uns, sie lügt und manipuliert.“
Filomenas braune Augen hatten sich in der Wut verdunkelt und erschienen nun
beinahe schwarz. Zumindest ihr Zorn wirkte auf Emilia nicht gespielt.
    „Im
Gegenteil, ich hatte dich sehr gut verstanden“, erwiderte Emilia ruhig. „Insbesondere
den Part, bei dem du mir einschärftest, dass ich in diesem Haus Niemandem mein Vertrauen schenken dürfte. Ich nehme an, dass du Anwesende dabei
ausgeschlossen hattest. Ehrlich, ich würde dir nur allzu gerne vertrauen,
Filomena. Doch ich habe auch nicht den Streich vergessen, den du mir mit dem
Aphrodisiakum gespielt hast. Du kannst nicht verhehlen, dass mein Vertrauen
zumindest dadurch eine berechtigte Erschütterung erfahren hat.“
    „Also gut“,
lenkte Filomena ein und zwang sich ebenfalls zur Ruhe. „Ich sehe, das Gift der
Hexe wirkt. Ich gebe gerne zu, das mit dem Trank war nicht recht getan. Ich
bitte dich daher nochmals aus ganzem Herzen um Verzeihung. Sag mir, was ich tun
kann, um dein Vertrauen zurückzugewinnen und ich werde nicht zögern, es zu
tun.“
    „Darum geht
es nicht. Du bist Beatrices Tochter und du hasst sie. Ob bewusst oder
unbewusst, alle deine Handlungen scheinen diesem Hass Rechnung zu tragen. Du
neigst deshalb dazu, in deinem ureigensten Interesse zu handeln. Nehmen wir den
Trunk, den du mir angeblich aus Liebe zu deinem Bruder untergejubelt hast. Wie
du selbst zugegeben hast, sollte die Leidenschaft ein Band zwischen mir und
deinem Bruder schmieden. Könnte es nicht sein, dass du dir damit erhofft hast,
dass ich damit Einfluss auf deinen Bruder gewinne? Und er dadurch ein Stück
weit dem verderblichen Einfluss deiner Mutter entzogen werden würde? Ich mag
mich irren, aber auch das ist Manipulation. Oder wie würdest du es nennen?“
    Filomena
hatte ihren Worten zunehmend betroffen gelauscht. Sie sank nun auf den
Kaminsessel nieder, als würde sie einer plötzlichen Schwäche erliegen. Verlegen
strich sie sich eine nicht vorhandene Strähne hinter das Ohr zurück. „Du hast
Recht“, gestand sie freimütig ein. „Vielleicht waren meine Motive wirklich egoistisch.
Aber ich will alles daran setzen, mir dein Vertrauen erneut zu verdienen.“
    Emilia
setzte sich neben sie. „Im Grunde kann nur die Aktion den Beweis erbringen.“
    „Ich
verstehe. Erst wenn unsere gemeinsame Flucht erfolgreich verlaufen ist, kannst
du mir erneut dein volles Vertrauen schenken. Gut, dann lass uns am besten
gleich mit der Planung beginnen. Vorher aber…“ Sie stand auf und rückte ihren
Sessel so zurecht, dass sie ab sofort die Türe im Auge behalten konnte. Noch
einmal würde sie sich nicht von ihrer Mutter überrumpeln lassen.
    Die beiden
jungen Frauen steckten die Köpfe zusammen und tuschelten mit gedämpften
Stimmen, bis sie sich zum Abendessen bereitmachen mussten.
    Am selben
Abend noch schmuggelte Filomena Paridi in einem Korb nach draußen.
     
    Wie sich herausstellte, erwies sich Filomenas Behauptung,
Emilias Ausflüge zu Pferde würden sich unter strengster Bewachung abspielen,
als absolut zutreffend: Als würde es auf Kriegszug gehen, folgten sechs bis an
die Zähne bewaffnete Männer Emilia auf ausgeruhten Pferden, während sie eine
kleine drahtige Stute, die ihre besten Jahre bereits hinter sich hatte,
zugeteilt bekam. Es war ein sanftes, überaus zutrauliches Tier, das sofort
Freundschaft mit Emilia schloss.
    Darüber hinaus
wechselten die Männer und deren Sergeant fast täglich. Die Herzoginmutter
wollte damit jedweder entstehenden Vertraulichkeit zwischen Bewacher und
Bewachten vorbeugen. Selbst wenn sie sich der Macht über ihre Männer sicher
sein konnte, so wusste sie auch die Macht der Schönheit nicht zu unterschätzen.
Sicher wären nicht wenige Männer dazu bereit, eine

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