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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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ihrem Fächer. Sie hoffte, dass diese Person
nicht so dumm und naiv war, wie es eben den Anschein hatte. „All dies bestreite
ich nicht, liebe Gräfin. Aber die Tatsache bleibt, dass die Ehe arrangiert wurde
und ich ihn nicht liebe.“ Plötzlich hatte Emilia einen Geistesblitz. Sie hatte
von der romantischen Veranlagung der Du Barry gehört. Sie beugte sich vor und sagte
im leisen Ton dessen, der jemanden ein Geheimnis anvertraut: „Ich liebe seit
langem einen anderen Mann. Wir wollen gemeinsam fliehen. Darum bin ich hier.
Ihr seid die Einzige, die mir helfen kann.“
    Die
Favoritin entspannte sich augenblicklich und über ihr bezauberndes rosiges
Gesicht lief ein verstehendes Lächeln. „Das also ist es. Ihr seid in einen anderen
Mann verliebt!“, rief sie spontan aus. Dann beugte sie sich ihrerseits vor:
„Ihr erhofft Euch also von mir, dass ich Euch bei Eurer Flucht unterstütze?
Erlaubt mir die Frage, warum Ihr Euch ausgerechnet mir anvertraut habt? Ihr
kennt mich nicht und geht damit ein wenig einzuschätzendes Risiko ein. Was
sollte mich daran hindern, sofort zu Eurem Gatten zu laufen, und ihm Eure Pläne
zu verraten?“
    „Eben weil
ich auf diese Weise seiner Majestät aus dem Auge und schnell aus dem Sinn wäre.
Nur ist es leider so, dass ich hier am Hof absolut fremd bin und mein Gemahl
mich gut bewachen lässt. Ich bin daher auf Hilfe angewiesen. Wollt Ihr mir
diese Hilfe gewähren? Ich überlasse Euch gerne meinen Saphirschmuck dafür.“
Emilia zog ihn aus ihrem Beutel. „Hier, er gehört Euch. Nehmt ihn!“
    Die
Favoritin schnappte beim Anblick des sprühenden blauen Feuers hörbar nach Luft.
Kurz blitzte vor ihrem inneren Auge die Vision auf, wie sie ihn im Glanz der
Kronleuchter Versailles trug. Sie würde damit Furore machen! Andererseits
regten sich auch Bedenken in ihr. Sie wusste, dass sie nicht für das Spiel der
Intrige geboren war. Wann hatte es das schon einmal gegeben, dass eine junge
Herzogin gemeinsam mit ihrem Liebhaber aus Versailles floh? Sie malte sich den
Skandal aus, wenn ihre Beteiligung an der Flucht der Herzogin bekannt werden
würde. Der König wäre ihr mit Sicherheit gram. Mit dem natürlichen Instinkt
einer Frau hatte sie bereits bei Emilias erstem Auftreten bei Hofe begriffen,
dass ihr in der schönen Herzogin eine echte Rivalin erwachsen könnte. Trotzdem
sträubte sich alles in ihr, ein solches Risiko einzugehen, um sie loszuwerden.
„Aber warum ich? Kann Euch denn nicht Euer heimlicher Geliebter helfen?“ Das
war natürlich Emilias Achillesferse.
    „Leider
nein. Er ist Italiener und hält sich derzeit in Rom auf.“ Emilia beugte sich
ein wenig nach vorne. „Wisst, dass ein Missverständnis uns getrennt hat. Mein
Geliebter ist sehr stolz. Meine Familie hat ihn mit boshafter Absicht wissen
lassen, dass ich den Herzog aus freien Stücken gewählt habe. Darum wird er
nichts unternehmen, um mir zu Hilfe zu eilen. Bitte, ich liebe nur ihn und will
nicht mit dem Herzog zusammen sein. Er ist mir zutiefst zuwider. Bitte, helft
mir! Ihr seid die Einzige, die ich darum bitten kann.“
    Die
Favoritin verzog ihren kleinen rosa Mund. „Ich verstehe. Ihr wollt damit sagen,
ich wäre die Einzige, die einen Nutzen davon hat, wenn Ihr den Versailler Hof
verlasst.“ Ganz so dumm war die Favoritin also doch nicht. Emilia war vor ihr
auf die Knie gesunken. „Ihr habt absolut Recht. Natürlich war es vornehmlich
dieser Gedanke, der mich zu Euch führte. Aber Ihr seid gütig und ich weiß auch,
dass Ihr wisst, was wahre Liebe bedeutet. Ihr kennt ihre Macht. Gestern habe
ich an Eurem Gesicht ablesen können, dass Ihr den König aufrichtig liebt. Darum
flehe ich Euch an, versagt Eure Hilfe nicht einer liebenden Frau“, rief Emilia.
Tränen verschleierten ihre Augen.
    Die
Favoritin spielte eine Weile nachdenklich mit der herrlichen, rosafarbenen
Perle an ihrer Halskette. Dann sagte sie bedächtig: „Ich weiß, dass Ihr Euch
eine positive Antwort von mir erhofft, Herzogin, aber ich kann sie Euch nicht
geben.“ Als sie die Enttäuschung in Emilias Augen gewahrte, beeilte sie sich
aber hinzuzufügen: „Jedenfalls jetzt noch nicht. Lasst mich einige Tage darüber
nachdenken. Solange werdet Ihr Euren schmucken Herzog wohl noch ertragen
können, nicht wahr?“ Die Du Barry lächelte mokant. Sie war eine überaus
leidenschaftliche Frau, den Freuden der Liebe zugetan und glaubte, in Emilia eine
ihr verwandte Natur erkannt zu haben. Auch hatte sie auf den nie verstummenden
Versailler

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