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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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freuen.“
    Emilia
widerstand knapp dem Impuls, sich an ihr Herz zu fassen, das in einen raschen
Galopp gefallen war. „Bedeutet das, dass deine Mission hier beendet ist?“
    „Du wolltest
sicherlich sagen, unsere Mission. Nein, meine Anwesenheit ist hier noch länger
erforderlich. Politik ist ein zähes Geschäft. Allerdings möchte ich die Gräfin
du Barry, die Favoritin seiner Majestät, nicht länger in Verlegenheit bringen.“
    Emilia
bemühte sich um einen entsprechend verständnislosen Ausdruck: „Ich fürchte,
dass ich deinen Ausführungen nicht ganz folgen kann. Was willst du damit
andeuten?“
    „Dass die
Gräfin Du Barry äußerst umtriebig ist, deinem Wunsch, dich von den Fesseln der
Ehe zu lösen, zu entsprechen. Meine Leute konnten zwei diesbezüglich an dich adressierte
Nachrichten abfangen. Eine Entdeckung ihrer Verwicklung in deine Angelegenheiten,
dürfte seiner Majestät wenig gefallen. Darum habe ich beschlossen, dich vom Hof
zu entfernen und nach Italien zurückzuschicken.“
    Emilia sah
ihre Felle davon schwimmen. „Und was ist mit deinem kostbaren Erben? Wie willst
du ihn zeugen, wenn du mich fortschickst?“, unternahm sie einen für sie nicht
unbedingt vorteilhaften Versuch, ihn umzustimmen.
    „Ich freue mich,
dass du dieses Thema selbst anschneidest. Selbstverständlich entspricht es
meinem Wunsch, dass mein Erbe nicht auf französischem Grund und Boden das Licht
der Welt erblickt, sondern in seiner Heimat Italien.“
    „Wie du meinst.
Du hast also beschlossen, dich noch länger in Geduld zu üben…“
    „Das denke
ich kaum“, erwiderte der Herzog mit einem maliziösen Lächeln. „Aus eben diesem
Grund verfrachte ich dich gleich morgen früh in eine Kutsche.“ Carlo schlang
seinen linken Arm um ihre Taille, und legte seine rechte Hand in einer
besitzergreifenden Geste auf Emilias flachen Bauch.
    Emilia
runzelte die Stirn und versuchte, sich ihm zu entziehen. „Was soll das?“
    „Meiner
Treu? Kann es sein, dass du tatsächlich noch ahnungslos bist?“
    Emilia riss
sich wütend von ihm los: „Was soll das?“, wiederholte sie scharf.
    „Aber du trägst
meinen Erben längst in dir. Du bist schwanger, meine Liebe! Odette hat mir
regelmäßig Bericht erstattet. Dein Monatsfluss ist seit zwei Wochen
überfällig.“ Seine grauen Wolfsaugen blickten sie triumphierend an.
    „Oh, dieses
verdammte Miststück!“, entfuhr es Emilia.
    „Mäßige
dich, Herzogin. Du trägst den künftigen Thronerben Italiens in dir. Bisher habe
ich dir dein ungestümes Temperament durchgehen lassen. Ab sofort erwarte ich von
dir ein deiner Stellung angemessenes Benehmen. Ich habe Doktor Flambert rufen
lassen. Er wird dich untersuchen, um jeglichen Irrtum auszuschließen. Ich rate
dir, dich ihm nicht zu widersetzen. Schließlich wäre eine Diagnose, die eine
Mutterschaft ausschließt, eher in deinem Interesse, nicht wahr? Bedenke, dass
ich dich in diesem Fall noch eine Weile länger in Paris behalten würde.“
    Emilias
Hoffnungen flammten sofort wieder auf, jedoch konnte Doktor Flambert einwandfrei
eine bestehende Mutterschaft feststellen. Schon am nächsten Morgen saß Emilia
in der Kutsche nach Sulmona. Sowohl Rosa als auch Graziano nahmen darin Platz.
Herzog Carlo wollte jeglicher Gefahr für sein Kind vorbeugen. Er hatte Emilias
Wutausbruch nach der endgültigen Diagnose nicht vergessen und traute seiner
Gattin durchaus zu, sich wie angekündigt während voller Fahrt aus der Kutsche
zu stürzen.
    Im Verlauf der
wochenlangen Rückreise blieb Emilia nicht eine Sekunde sich selbst überlassen.
Wie sie dieses Kind schon jetzt hasste, das sie von nun an an den Herzog band!
     
    Drei Wochen später langten sie in Sulmona an. Seit einigen
Tagen litt Emilia an Appetitlosigkeit. Ein Novum, dass sie selbst in Erstaunen
versetzte. Ihr Appetit war bisher das einzige gewesen, der nicht gelitten
hatte. Ihre Schwiegermutter empfing sie mit triumphschwangerer Miene. Emilia
rauschte ohne ein Wort an ihr vorbei. Filomena hingegen freute sich aufrichtig
über ihre Rückkehr, schien jedoch ausnahmsweise nichts von ihrem Zustand zu
ahnen. Emilia erzählte ihr auch nichts davon. Sie empfand ihre Mutterschaft als
Niederlage und wollte mit niemanden über ihre Schmach reden.
    Am Morgen
nach ihrer Ankunft - Emilia hatte schlecht geschlafen und wirres Zeug geträumt
- betrat Rosa zur üblichen Stunde das Schlafgemach. Sie balancierte ein üppig
bestücktes Tablett, dessen Schalen, Tellern und Kannen die lieblichsten

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