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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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Zauber
dieses Ortes. Dann forderte ihr gesunder Appetit seinen Tribut. Tüchtig sprach
sie dem Inhalt der Teller und Schüsseln zu. Sie schleckte sich eben die
Vanillecreme ihres zweiten Blätterteighörnchens vom Finger, als hinter ihr eine
gehässige Stimme sagte: „Wenn Ihr weiter so viel in Euch hineinstopft, werdet
ihr fett werden wie ein Mastschwein. Dann ist es vorbei mit Eurer gepriesenen
Schönheit.“ Emilia drehte sich eher irritiert als verärgert um. In dem
Jüngling, der hinter einem mit einer Ananaspalme bepflanzten Kübel hervortrat,
erkannte sie den unverschämten Rempler vom Vorabend wieder. Die beiden Doggen
umrahmten ihn. Die Tiere lösten sich nun und trotteten auf Emilia zu. Sie
drängten ihre schmalen Köpfe mit den hochstehenden Ohren an ihre Knie. Emilia
beugte sich vor, um sie kräftig zu kraulen.
    „Was für
hirnlose Viecher sie doch abgeben“, knurrte der junge Mann, ohne seine
Eifersucht verhehlen zu können. Langsam schlenderte er selbst auf Emilia zu. In
seinen Augen stand deutlich seine Abneigung gegen sie zu lesen, doch schien seine
Neugier größer zu ein. Emilias eigene war ebenfalls geweckt: „Wer seid Ihr und
was wollt Ihr von mir?“, forderte sie klar von ihm.
    Der junge
Mann zog sich einen der eisernen Stühle heran und setzte sich rittlings darauf.
Er wählte eine reife Birne vom Tablett und biss herzhaft hinein. Genüsslich
kauend gab er zunächst keine Antwort. Nachdem er die Hälfte der Frucht
verspeist hatte, warf er sie hinter sich. Dann erst wiederholte er: „Was ich
von Euch will?“ Er beugte sich vor und brachte sein Gesicht ganz nah an das
ihre. „Von Euch will ich nichts, außer natürlich, dass ich Euch gerne tot sehen
möchte.“ Er beobachtete die Wirkung seiner Worte.
    Merkwürdigerweise
verspürte Emilia keinerlei Furcht. Dieses Bürschchen kam ihr wie ein
schmollendes Kind vor, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte. Trotzdem
fragte sie sich, wo Conradin war, wenn man ihn brauchte?
    „Nun, da Ihr
mich sowieso tot sehen wollt, dann werdet Ihr wohl kaum etwas dagegen haben,
wenn ich zuvor weiter daran arbeite, meine Schönheit zu ruinieren.“ Sie griff nach
einem weiteren Blätterteighörnchen und grub ihre kleinen weißen Zähne ebenso
herzhaft hinein, wie der Junge sich an der Birne gütlich getan hatte. Ihre
Augen begegneten sich in einem stummen Duell. Emilia kam nicht umhin, die frische
Schönheit des Jünglings zu bewundern. Lange schwarze Wimpern beschatteten Augen
von klarem Grau. Er hatte eine sehr reine Haut und das schulterlange Haar lockte
sich golden um seinen Kopf. Dem Benehmen, wie auch seiner prächtigen
Ausstaffierung nach, die nicht an Spitzen und Schleifchen sparte, musste es
sich bei ihm um ein hochrangiges Mitglied des Haushalts handeln. Warum hatte
der Graf ihn ihr gegenüber weder erwähnt noch vorgestellt? „Ihr scheint aus
Eurem Herzen keine Mördergrube zu machen. Doch Eure Manieren lassen sehr zu
wünschen übrig“, rügte Emilia ihn, indem sie Tante Colombas besten
Gouvernantenton imitierte. „Da, wo ich herstamme, stellt man sich einander
zumindest vor. Ihr scheint sehr genau zu wissen, wer ich bin. Warum verratet
Ihr mir nicht, wer Ihr seid?“, erkundigte sie sich, während sie ihm den Korb
mit den Hörnchen einladend hinhielt.
    Der Junge
vollführte eine Bewegung, als wollte er ihr den Teller aus der Hand schlagen.
Mit schmalen Lippen presste er hervor: „Mein Name tut nichts zur Sache. Aber bevor
Ihr hier mit Eurem hübschen Lärvchen aufgetaucht seid, hatte mein Herr nur
Augen für mich. Nun scharwenzelt er die ganze Zeit mit hängender Zunge um Eure
Röcke herum und denkt nicht mehr an mich. Schlimmer, er hat mich auf mein
Zimmer verbannt.“
    „Nun, der Befehl
des Grafen scheint keinen großen Eindruck bei Euch hinterlassen zu haben,
oder?“, erwiderte Emilia süßlich, während es gleichzeitig hinter ihrer Stirn
arbeitete. Seine Worte ergaben für sie keinen Sinn und sie fürchtete, den
Jungen missverstanden zu haben. Immerhin hatte sie begriffen, dass er über die
Maßen eifersüchtig auf sie zu sein schien - so sehr, dass er ihr den Tod
wünschte. Die Lösung des Rätsels interessierte sie zwar, doch sein Hass hatte
sie auf eine Idee gebracht. Sie zögerte nicht lange: „Ihr wisst sicher, dass
meine Anwesenheit hier nicht ganz freiwillig erfolgt ist. Warum mich töten und
Euch damit selbst einem Risiko aussetzen? Ich wüsste etwas Besseres, um Euch
von mir zu befreien.“ Emilia hielt inne, um dem Jungen

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