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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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Sohn
entstammt dem königlichen Geblüt der Bourbonen. Bis er mündig ist, werden wir
Italien zu alter Größe und Blüte zurückführen. Ich werde Euch nicht nur zu
meiner Königin, sondern zur Kaiserin des neuen Rom machen!“ Er sagte dies ohne
jeden Pathos, sondern mit einer Selbstverständlichkeit, die seinen Worten eher
noch mehr Nachdruck verlieh. Er schien tatsächlich zu glauben, was er da sagte!
Dabei war er Emilia bisher weder verrückt noch beschränkt erschienen, vielmehr
ein Mann von hart kalkulierendem Wesen. Entgeistert starrte sie ihn an. Das
neue Rom? Kaiserreich? „Wahrlich, Ihr müsst verrückt sein. Ihr vergesst,
dass ich genauso gut ein Mädchen gebären könnte! Und da Ihr Euch ja so sehr
bemüht meinen Gatten unter die Erde zu bringen, wird er mir wohl kaum ein neues
Kind machen können.“
    „Keine
Sorge, Ihr werdet einen schönen kräftigen Sohn gebären“, erwiderte er wie
selbstverständlich.
    „Ach, und
woher nehmt Ihr bitte diese Gewissheit? Seid Ihr Gott?“
    „Nein, aber
ich weiß die Zeichen richtig zu deuten. Ich habe die Sterne befragt und sie
haben es mir bestätigt.“
    Emilia
wusste darauf nicht, ob sie lachen, weinen oder schreien sollte. Die Diskussion
hatte sich mehr und mehr ins Absurde entwickelt. Aber wenn sie schon dabei
waren, die Dinge beim Namen zu nennen, dann würde sie auch bis zum Ende gehen.
„Ihr scheint auf alles eine Antwort parat zu haben. Dann sagt mir auch, wie
Eure weiteren Pläne hinsichtlich meiner Schwiegermutter Beatrice aussehen.“
    „Welche
Pläne meint Ihr genau, meine Liebe?“
    Inzwischen
hatte man ihnen den zweiten Gang des Menüs aufgetischt: Handgerollte
Erbsengnocchi mit einem Sugo aus Scampi, Sahne und Weißwein. Es duftete
köstlich und diesmal kostete Emilia mit Genuss, bevor sie antwortete: „Ich
spreche von dem Plan Beatrice für die Demütigung büßen zu lassen, Euch aus dem
Sol-Invictus-Orden ausgeschlossen zu haben. Gebt es zu. Ihr strebt danach, dass
Beatrice alle Macht verliert. Zunächst wollt Ihr sie ihrer größten Stütze
berauben: ihres Sohnes. Einigen Eurer Bemerkungen habe ich entnommen, dass Ihr
argwöhnt, dass sie nicht mit ganzer Seele bei der Sache ist, sondern eigene
Ziele verfolgt. Vordergründig benutzt meine Schwiegermutter die Macht des
Invictus Ordens, um die Societa Jesus zu vernichten. Doch ihr eigenes Ziel ist
es, den Gottesstaat in seiner Gesamtheit zu Fall zu bringen. Der Gott Sol
Invictus ist ihr ebenso egal wie Euch. Er symbolisiert lediglich den Dolch, den
sie der Mutter Kirche ins Herz rammen möchte.“
    „Ich bewundere
Euren Scharfsinn, Schönste. Ihr seid noch klüger, als ich gedacht hatte, vor
allem aber besitzt Ihr eine intuitive Intelligenz. Alles, was Ihr sagt,
entspricht der Wahrheit. Ja, ich will Beatrice mit der Ermordung ihres Sohnes
Carlo ins Mark treffen. Sie soll leiden und miterleben, wie ich nach und nach
alle ihre Pläne zunichte mache. Ihr hasst dieses abscheuliche Weib doch ebenso.
Ihr seht, wir beide verfolgen dieselben Interessen. Meint Ihr nicht, dass wir
uns verbünden sollten? Kämpft nicht länger gegen das Schicksal an, Emilia.
Dagegen anzukämpfen, gleicht einem Tanz am Abgrund, glaubt mir das.“
    „Vielleicht…“
antwortete Emilia vage. „Verratet mir zunächst noch: Welchen Grund habt Ihr
selbst, die Jesuiten zu vernichten?“
    „Keinen. Das
künftige Schicksal der Jesuiten ist mir einerlei. Sie sind so oder so dem
Untergang geweiht.“
    „Ach, und
das haben Euch ebenfalls Eure Sterne verraten?“ Emilia Stimme troff vor
Sarkasmus.
    „Aber nicht
doch, das ist rein eine Frage der Politik. Der Orden hat im Laufe der Zeit mit
geradezu erstaunlicher Akribie beinahe alle europäischen Monarchen gegen sich
aufgebracht. Es ist das alte Lied, wenn sich Macht und Einfluss nicht mehr die
Waage halten. Daher werden sie dasselbe Schicksal erleiden wie einst die Ritter
des Templerordens. Glaubt mir, es wird nicht mehr lange dauern, bis sie
vollständig ausgerottet sein werden.“
    „Woher nehmt
Ihr Eure Gewissheit?“, fragte Emilia scharf. Ihr Herzschlag hatte sich
unmerklich beschleunigt, da sie an Emanuele dachte.
    „Weil es
längst begonnen hat. Vor dreizehn Jahren machte Portugal den Anfang und verbot
ihn. Die Mitglieder des Ordens, die die Flucht nicht rechtzeitig angetreten
haben, wurden ermordet oder verrotten bis heute in deren Verliesen.“
    „Aber was
warf man ihnen in Gottes Namen denn vor?“
    „Die
Jesuiten haben sich in Paraguay während des sogenannten

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